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Schattenseiten im Sommergarten

Hochsommer ists und die Sonne brennt – wenigstens diese Woche noch – mit aller Kraft vom Himmel. Alle flüchten sich wenn möglich in den Schatten. Alle?

In jedem Garten gibt es Stellen, wo man sich auch in der grössten Sommerhitze ein wenig mehr Licht, etwas mehr Wärme wünschte. Bis vor wenigen Jahren war ein Grossteil meines Gartens so ein Schattenreich.

Drei riesige Nadelbäume an der Grundstücksgrenze hielten die Sonnenstrahlen bis in den Nachmittag hinein ab. Es war zum Verzweifeln: Kaum etwas wollte richtig wachsen. Versuche mit Blumenzwiebeln oder einjährigen Sommerblumen schlugen zuverlässig fehl. Was nicht im Boden verfaulte, wurde von den Schnecken gefressen.

Schattenpflanzen

Bis ich merkte, dass ich zwar nichts ändern, aber selber umdenken kann. Statt einer farbigen Blütenfülle wachsen nun verschiedene Farne, grosse Horste von Funkien – die weissgeflammten (Hosta undulata) bringen sogar etwas Licht in dunkle Winkel –, Astilben und am Boden Immergrün und Walderdbeeren. Akelei, Storchenschnabel, Vergissmeinnicht bis tief in den Sommer hinein, Maiglöckchen und Johanniskraut bringen trotz allem noch etwas Farbe ins Grün. Es ist eine pflegeleichte Pflanzengemeinschaft, die wie von selbst zusammengewachsen ist, nicht gegossen werden muss und im Herbst einfach dick mit Laub zugedeckt wird.

Die Funkien oder Herzblattlilien bringen auch in dunkeln Gartenwinkeln noch etwas Licht hinein. (B.Reichlin)

«Nichts bleibt, mein Herz. Und alles ist von Dauer.» schreibt Erich Kästner in seinem wunderschönen Sommergedicht «Der August». So ging es auch meinem Schattengarten. Da hatte ich mich nach Jahren mit ihm angefreundet und dann kamen die Motorsägen und fällten die drei alten Baumriesen. Nicht wegen ihres Schattenwurfs, sondern weil ihre Wurzeln die Wasserleitung im Boden beschädigten. Und plötzlich hatte ich einen Sonnengarten. Mit Farn, Hortensien, Funkien und anderen Schattengewächsen.

Grüne Rumpelkammer

Natürlich freute ich mich, dass ich jetzt neue Gartenideen realisieren kann, aber etwas trauerte ich ihm doch nach, meinem verwunschenen Traumgarten mit den tiefen Schatten zwischen den Blättern. Im Gemüsegarten aber habe ich bis heute ein feuchtes Stückchen Schattenland hinter dem Gerätehäuschen. Da blühen jetzt die schönsten Sonnenblumen, wachsen dicke Lauchstengel, winden sich Keulenzucchettiranken zwischen allen anderen Pflanzen hindurch.

Und Kofsalat hat es auch noch, mitten im Sommer, wenn er auf den besonnten Beeten schon längst aufgestängelt wäre. Mein Schattenbeet ist so eine Art Rumpelkammer, in die all das kommt, was in den Gartenreihen übrig bleibt oder zuviel gewachsen ist. Es ist ein fröhliches Durcheinander, aus dem da und dort gelbe Ringelblumen leuchten. Denn die wachsen einfach überall und werden sogar von den Schnecken verschmäht.

Das brauchen wir doch alle ab und zu: Einen grünen schattigen Winkel, wo die Gedanken zur Ruhe kommen können.

Das brauchen wir doch alle, denke ich manchmal, so ein schattiges Eckchen, wo nur wenige Sonnenstrahlen hinkommen, dafür die Spinnen ungestört ihre Netze weben und wir unsere Gedanken wandern lassen können – auch die etwas unordentlichen.

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