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Groteskes Spiel um Frau Schmitz

Grandioses Figurenpanorama: Intendantin Barbara Frey inszeniert am Schauspielhaus Zürich die Gender-Groteske „Frau Schmitz“ von Lukas Bärfuss.

Wer ist Frau Schmitz? Mit dieser Frage konfrontiert der Autor und Dramaktiker Lukas Bärfuss den Theaterbesucher. In dem Stück «Frau Schmitz», das am Wochenende am Schauspielhaus Zürich uraufgeführt wurde, geht es um jene titelgebende Hauptfigur, von der noch nicht mal bekannt ist, ob sie wirklich eine Frau ist.

Lukas Bärfuss ist bei uns populär und umstritten zugleich. Mit seinen Texten und Dramen hinterfragt er den Kapitalismus und den Zustand von Politik und Gesellschaft. Er stellt seine Stoffe gern in Form einer Groteske dar. In „Frau Schmitz“ geht es nicht primär um die Transgender-Figur Schmitz, vielmehr um die Personen um sie herum, die in ihrem Umgang mit Frau Schmitz kläglich versagen.

In Männerkleidern nach Pakistan

Frau Schmitz ist glücklich verheiratet und lebt mit Frau und Tochter zusammen. Die Firma, in der sie arbeitet, schickt sie in Männerkleidern zu einem Lieferanten nach Pakistan, um das Unternehmen vor dem Konkurs zu retten. Nach der erfolgreichen Mission kleidet sie sich des ehelichen Friedens zuliebe wieder als Frau, was in der Firma und in der Familie für einige Aufregung und Verwirrung sorgt. Eine operative Rückwandlung hilft da nicht weiter. Ein ehemaliger Bürokollege attackiert und verunstaltet sie mit einem antiken venezianischen Glaspokal. Um ihr zerschnittenes Gesicht zu kaschieren, unterzieht sie sich erneut einer Operation, um ein voluminöseres, männlicheres Aussehen zu erhalten.

Von links: Friederike Wagner, Susanne-Marie Wrage, Lisa-Katrina Mayer, Dominik Maringer, Markus Scheumann, Gottfried Breitfuss, Carolin Conrad, Milian Zerzawy, Henrinke Johanne Jörissen. (Fotos: Matthias Horm)

Barbara Frey, deren Zusammenarbeit mit dem Autor 2003 mit dem Stück „Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“ in Basel begann, inszeniert mit «Frau Schmitz» ihre vierte Bärfuss-Uraufführung. Einem Kammerspiel gleich sitzen die Figuren vor schwarzem Hintergrund auf Stühlen an der Rampe und rezitieren zu zweit oder zu dritt im Scheinwerferlicht die Geschichte von Frau Schmitz. Zu erleben ist eine schweigsame, schüchterne Frau Schmitz in plissiertem Kleid (grandios gespielt von Friederike Wagner), die ihr Anderssein mit stoischer Ruhe und Selbstverständlichkeit lebt. Nicht so die übrigen Figuren, die in komödiantischer Manier um die Zuneigung von Frau Schmitz und um die Gunst des Firmenchefs buhlen.

Ein köstliches Figurenpanorama der grotesken Art

Da ist der verliebte Bürokollege Julius (Milian Zerzawy), der überschwänglich die vergötterte Kollegin Schmitz bezirzt und attackiert, da der tollpatschige Projektleiter Sven (Gottfried Breitfuss), der um seine Anerkennung in der Firma und bei Frauen schleimt und sich von der Ärztin «Blumenkohlohren» aufschwatzen lässt, da die impulsive «Personalerin» Mara (Carolin Conrad), die mit psychologischen Versatzstücken eifrig ihrem machiavellistischen Chef Rolf (Markus Scheumann) nachplappert. Mit von der Partie sind weiter Schmitzs Ehefrau Leni (Susanne Marie Wrage), die Tochter Valerie (Lina-Katrina Mayer), ihr Freund Carl (Dominik Maringer) und die Ärztin Dr. Julie Gerber (Henrike Johanna Jörissen). Am Ende tritt noch der voluminöse Lambert Hamel als geschwätzige, geliftete Frau Schmitz auf (eine Fehlbesetzung, die das Stück gänzlich in Klamauk kippen lässt).

Grossartig und hinreissend ist das rezitative Spiel aller Darsteller, die in Mimik und Gestik ein köstliches Figurenpanorama der grotesken Art auf die Bühne zaubern und für viele Lacher sorgen. Das ist hohe Schauspielkunst. Dafür gabs am Premierenabend reichlich Applaus. Offen bleibt die Frage, ob die mit dem Stück anvisierte Gesellschaftskritik um die wahre Identität in einer Welt des Wandels auch wirklich greift. Zweifel sind angebracht. Trotzdem: Geboten wird eine äusserst unterhaltsame, stringent inszenierte Aufführung über das heutige Mann-/Frau-Dasein mit seinen Vereinnahmungen und Aggressionen.

Weitere Spieldaten: 24., 30. Oktober, 4., 9., 13., 16., 17., 20., 28. November, 31. Dezember

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