StartseiteMagazinKolumnenDer Mensch wird am Du zum Ich

Der Mensch wird am Du zum Ich

Mehr als alle anderen Philosophen des 20. Jahrhunderts hat Martin Buber den Begriff «Dialog» durchdacht, wonach der «Mensch erst Mensch wird durch den Dialog».

In der ersten Hälfte des Jahrhunderts (1923) wurde die «Dialogphilosophie» durch seine Schrift «Ich und Du» zur Sprache gebracht. Der Begriff «Dialog» soll darüber aufklären, wie wichtig zwischen Ich und Du das Gespräch ist in einer «geschehenden  Beziehung».

Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber wurde 1878 in Wien geboren. Er lehrte von 1838 bis 1951 an der Universität Jerusalem; war einer der Führer des Zionismus. Buber zählt neben Freud und Einstein zu den bekanntesten jüdischen Denkern und Intellektuellen des 20. Jh.  Er ist 1965 in Jerusalem gestorben.

Die Rolle des «anderen», des Fremden, abstrakter – «der Ander(s)heit» – hat heutzutage bei philosophischen Meetings zwar einen hohen Stellenwert, es ist allerdings so gut wie nie noch von Martin Buber die Rede, eher – wenn es um dieses Thema geht – von Emanuel Lévinas, Jacques Derrida, auch Jürgen Habermas.

Zu lesen ist in seinem Buch <Ich und Du>: «Das echte Gespräch und so jede aktuelle Erfüllung der Beziehung zwischen Menschen bedeutet Akzeptation der Anderheit. Wenn zwei Menschen einander ihre grundverschiedenen Meinungen über einen Gegenstand mitteilen, jeder in der Absicht, seinen Partner von der Richtigkeit von der eigenen Betrachtungsweise zu überzeugen, kommt im Sinn des Menschseins alles darauf an, ob jeder den anderen als d e n meint, der er ist.»

Liebe, so Buber, «ist Verantwortung eines Ich für ein Du, dabei ist unerheblich, ob das Du auch auf das Ich reagiert». Beim Ich-Du gehe es um den konkreten Menschen, nicht um irgendwelche Prinzipien und Ideale, denn diese seien nur eine Art Flucht. «Liebe ist auch kein Gefühl, sondern Gefühle begleiten die Liebe. Die Liebe muss das ganze Wesen des Menschen sehen, sonst ist sie blind… In der Liebe ist der Mensch einzig, unbeschaffen und nicht erfahrbar, nur gegenwärtig und berührbar».

Buber betont, dass der Dialog nicht nur einen Inhalt, sondern einen Gehalt haben müsse, umso wichtiger, je konkreter er sei. Darum hält er die Warnung vor einer «Engführung» insofern für berechtigt, da für ihn eine Ehe die exemplarische Form der Gemeinschaft mit dem anderen ist.

Dazu ist in seinem Buch zu lesen: «Dieser andere Mensch ist anders, wesenhaft anders als ich. Und diese Anderheit meine ich, ist die meine … Ich bestätige sie, ich will sein Anderssein, weil ich sein Sosein will; das ist der Grundsatz der Ehe.»

So ist es: Der Mensch lebt als Mensch aus dem Ich-Du-Verhältnis. Das fängt schon bei den Kleinstkindern an. Sie werden zum Ich, «indem sie intensiv von einem Du angesprochen und angenommen sind. Sprache, Anrede, Kommunikation sind fundamentale Mittel der Beziehung von Ich und Du».

Wenn ich aber das Du nicht mehr als das unantastbare Wesen respektiere, «sondern mich seiner zu bemächtigen versuche, es gebrauche, verdingliche, dann mache ich es zum ES. Dadurch aber werde ich selbst ein solches ES-Ich, das im Grunde keine Person mehr ist, sondern selbst ein Ding, ein Objekt, ein Gegenstand».

Buber betont: «Das Entsprechende zum wesenhaften Du auf der Stufe des Selbstseins im Verhältnis zu einer Schar von Menschen nenne ich das wesenhafte «Wir». Dieses «Wir» schliesst das DU potentiell ein. Auf dieser Ich-Du-Ebene heisst das: Dieser Mensch ist anders, wesenhaft anders als ich. Gerade jedoch auf dieser Ich-Du-Ebene geht es um das Recht des Anderen, anders zu sein.

Die Ich-Es-Beziehung ist (fast) die alltägliche Beziehung des Menschen zu den Dingen, die ihn umgeben. Der Mensch kann auch selbst einen Mitmenschen wie ein ES betrachten und behandeln. Anders  die Ich-Du-Beziehung. In sie geht der Mensch mit seinem innersten Wesen ein. Es können nur Menschen, die fähig sind, zueinander wahrhaftig Du zu sagen, miteinander auch ‹Wir› sagen.

Da für Buber das Gespräch zwischen Gott und Mensch möglich ist, kam er zu der Erkenntnis, dass «Anderheit» die andere Religionszugehörigkeit meint, die andere Lebensform, die andere Kultur, die andere Werte-Gemeinschaft. Er billigt jedem den eigenen Wahrheitsglauben zu, aber keinen Wahrheitsanspruch für Ich und Du und Wir. Er achtet die «gläubige Ehrfurcht vor dem Wahrheitsglauben».

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