StartseiteMagazinKulturIn Frack und Seide? Denkste!

In Frack und Seide? Denkste!

Das Lucerne Festival ist nicht nur ein Hotspot weltweit gefragter Künstler, sondern in seiner Verwandlungsfähigkeit  ein einzigartiges Kulturereignis – auch diesen Sommer wieder.

Arturo Toscanini war es, der 1938 in Tribschen bei Luzern den Grundstein für die Internationalen Musikfestwochen Luzern IMF legte. Jahrzehntelang war der Reigen der renommiertesten Orchester, Dirigenten und Solisten dann fast ausschliesslich für ein feinstofflich gewandetes, eher elitäres Publikum gedacht, bis 1999 Michael Haefliger das Szepter der Intendanz übernahm, das Profil mit einer Öffnung nach allen Seiten schärfte und sich mit Gleichgesinnten auf ein pluralistisches Programmkonzept einschwor, das heute einzigartig dasteht.

2016 stand ganz im Zeichen der musizierenden, dirigierenden und komponierenden Frauen unter dem Motto „PrimaDonna“. Das diesjährige Leitmotiv heisst „Identität“ und geht in vielfältigen Schattierungen der Begriffsklärung nach, wer „ich“ eigentlich bin, was mit „wir“ gemeint sein kann und wie die künstlerische Signatur einzuordnen ist.

Riccardo Chailly beerbte Claudio Abbado als Chefdirigent des Lucerne Festival / © Decca

Sommer-Festival vom 11. August – 10.September 2017

Einzigartig an Luzern ist schon, dass es ein eigenes Festspielorchester mit stolzer Tradition besitzt, das weltbeste Instrumentalisten vereint, die sich dem Festival verbunden fühlen. Riccardo Chailly bestreitet die Doppel-Eröffnung mit einem reinen Richard Strauss-Programm, gefolgt vom Gespann Mendelssohn-Tschaikowski und Strawinski.

Die Namen der dirigierenden Gäste sind so klingend wie je: Bernard Haitink, Daniel Barenboim, Heinz Holliger, Philipp Jordan, Simon Rattle, Valery Gergiev, Daniele Gatti, Manfred Honeck und Charles Dutoit folgen sich mit ihren Starorchestern in dieser Reihenfolge mit erlesenen Programmen. Die Wiener Philharmoniker feiern ihren 175. Geburtstag und gastieren seit sage und schreibe 60 Jahren in der Leuchtenstadt: ein beredtes Zeichen für Geschichte und Gegenwart.

Blick in das Klangjuwel des KKL / © Priska Ketterer

Doch für einmal soll nicht den Sinfoniekonzerten unser Hauptinteresse gelten, sondern der persönlichen Festival-Handschrift und den Nischen , wo Frack, Fliege und das seidene Schwarze nicht im Mittelpunkt stehen. Das Erbe des verstorbenen Pierre Boulez ist mit Wolfgang Rihm und Matthias Pintscher zum Glück ja gesichert und verhilft dem Nachwuchs mit „Composer Seminars“ und Meisterkursen zu wegweisenden Bildungsangeboten, die durch Heinz Holliger und Dieter Ammann erweitert werden.

Dass John Eliot Gardiner zum 450. Geburtstag Monteverdis seine drei Opern von Salzburg nach Luzern bringt, dürfte nicht nur barocke Liebhaber erfreuen.

Gespannt darf man auch auf den katalanischen Musiker und Humanisten Jordi Savall sein, der am „Erlebnistag“ dem Schicksal der Sklavenbewegung mit Liedern, Tänzen und Texten nachgeht. Hierzu gehören auch Projekte, die unter dem Stichwort „Zuflucht“ Kriegserfahrungen und Heimatlosigkeit thematisieren, u.a. mit Flüchtlingen, die in Mozarts Oper „Idomeneo“ mitwirken.

Jordi Savall spürt den Schicksalen der Sklaverei nach / © David Ignaszewski

Sehr erfreulich ist, dass eine Vielzahl von Kurzkonzerten, Proben und Künstlerporträts bei freiem Eintritt besucht werden können.  Ein Augenmerk soll auch einer Vortragsreihe mit spirituellen Schwerpunkten gelten. So thematisieren Alois Koch „Protest und Identität. Martin Luther und die Musik“ und Hansruedi Kleiber „Biblische Gestalten – auf der Suche nach der Identität“, und ein Themengottesdienst geht „Moses und Paulus auf der Suche nach sich selbst“ nach.

Wer seinen persönlichen Neigungen und der Entdeckerfreude nachgehen will, muss auf die Homepage Lucerne Festival, auf Facebook und den Festival-Blog verwiesen werden, denn das Angebot sprengt diese Vorschau bei weitem. Intendant Michael Haeflinger ist Jahr für Jahr bemüht, die Errungenschaften einer geschichtsträchtigen Vergangenheit mit den Erfordernissen einer pluralistischen und dem Wandel der Zeit verpflichteten Standortbestimmung  zu verbinden. Diese Leistung allein macht Luzern so strahlend leuchten wie kein anderer Festivalort weit und breit.

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