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Sonne, Mond und Sterne

Seit jeher gehören Sonne, Mond und Sterne zu unserem Weltverständnis. Das Museum der Kulturen in Basel zeigt dazu eine vielfältige Schau.

Kein Zweifel, die Gestirne am Himmel, allen voran Sonne und Mond, bestimmen das Leben auf unserem Planeten massgeblich – und zwar seit Anbeginn. Sie bestimmen auch unser Denken und unsere Orientierung. Wir könnten sogar behaupten, dass sich die Naturwissenschaften wesentlich aus den Beobachtungen entwickelt haben, welchen Lauf Sonne, Mond und Sterne nehmen, und welche Wirkung auf unser Leben daraus entsteht.

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Sonnengott Tonatiuh wurde von den Azteken verehrt. Figur aus Zentralmexiko, 14.-15. Jh. © MBK Omar Lemke

Die Kulturwissenschaften, allen voran die Ethnologie, beschäftigen sich nebst unzähligen anderen Thematiken mit der Sicht des Menschen auf die Himmelskörper, mit seinem Verständnis, dem kulturellen und dem künstlerischen Umgang mit Sonne, Mond und Sternen und ihrer Symbolik. Nach diesen Grundsätzen ist die gegenwärtige Ausstellung im Museum der Kulturen in Basel ausgerichtet.

Mythologisches

Erzählungen, zumeist mündlich überliefert, über das Entstehen der Erde und des Kosmos kennen wir von vielen Völkern. Sie sind oft von mythischen Bildern geprägt und charakterisieren die entsprechende Tradition. Gerade solche Phänomene, die man sich nicht einfach erklären konnte, eine Sonnen- oder Mondfinsternis beispielsweise, wurden durch diese bildhaften, vermenschlichten Vorstellungen fassbar. So ist das Bild aus Indonesien zu verstehen Hanuman versucht, die Sonne zu verschlingen, ein alter Mythos, aber von einem modernen Künstler in traditioneller Form gemalt.

Hanuman, Hindugott in Affengestalt, versucht, die Sonne zu verschlingen. Tuchmalerei aus Bali, 1973 © MKB Omar Lemke

Das Museum zeigt in einem grossen Raum verschiedene solche modernen Darstellungen, die alte Vorstellungen aufnehmen. So malt John Shu Neba, ein Künstler aus Kamerun, Calakuta und versteht darin Mond und Sterne als Licht im Dunkeln, als Hoffnungsträger in einer bedrohlichen Umwelt, denn er erinnert sich an einen Marsch im nächtlichen afrikanischen Dschungel, als er als Kind mit einigen anderen nur dank des aufgehenden Mondes sicher ans Ziel hatte gelangen können.

Eine andere, uns fremde Vorstellung finden wir in einem chinesischen Bild: Der Hase im Mond. Nicht wie bei uns der ‹Mann im Mond› sieht man in China einen Hasen im Mond und erfindet dazu viele Geschichten. Traditionellerweise hängte man früher in China zu Vollmond einen roten Hasen als Glückbringer auf.

An Strahlenfragmenten hängen unterschiedlichste Darstellungen von Gestirnen und Himmelsphänomenen © MKB Omar Lemke

Je nach Kultur oder Sprache haben die Gestirne ein anderes Geschlecht, die Sonne und der Mond ist typisch für die deutsche Sprache, in vielen anderen Sprachen, den romanischen z.B., ist es genau umgekehrt. Warum das so ist, kann auch die Ethnologie nicht schlüssig erklären. Um Himmelsphänomene verstehen zu können, werden sie in einen mythisch fassbaren Zusammenhang gebracht, es gibt einen Sonnengott und eine Mondgöttin. Damit können sich die Menschen in eine Beziehung zu diesen Wesen setzen, sie können ihnen Opfer bringen und um Schutz bitten.

Zeiterfassung

Sonnenuhren und die unterschiedlichsten Formen von Kalendern gehören zur kulturellen Entwicklung der Menschheit. Der Maya-Kalender ist besonders berühmt geworden. Viele Systeme stützen sich auf den Lauf der Sonne, aber auch der Mond wird in die Kalender einbezogen. Gerade in der Landwirtschaft richtete man sich nicht nur nach dem Stand der Sonne, sondern auch nach dem Mond, wenn es darum ging, den besten Termin für die Aussaat, die Ernte, das Unkrautjäten oder für das Beschneiden der Bäume festzulegen.

Diese Schiefer-Sonnenuhr aus Basel um 1800 zeigt die Zeit bis auf eine Viertelstunde genau an. © MBK Omar Lemke.

Das Museum zeigt und erklärt Kalender aus verschiedenen Kulturen ebenso wie verschiedene Varianten von Sonnenuhren. Die waren im 18. Jahrhundert auch tragbar und dazu mit einem Kompass versehen, damit man die Uhr auch auf die Sonne ausrichten konnte. – Sonst hätte man nämlich die Zeit nicht ablesen können. Spannend anzuschauen sind die Büchsensonnenuhren mit ewigem Kalender. Mithilfe mehrerer beweglicher Papierscheiben lassen sich verschiedene Angaben einstellen, der aktuelle Monat, dazu die Zahl der Tage, die er hat, das entsprechende Tierkreiszeichen, dann die Zeiten des Sonnenauf- und untergangs und die Zahl der Tages- und Nachtstunden. Auch die Wochentage konnte man einstellen – ein ausgeklügeltes Instrument, das in Basel im 19. Jahrhundert hergestellt worden ist.

Sonne, Mond und Sterne als Symbole

Der Sonnenkönig ist uns allen ein Begriff. 1993 wurde eine kleine Messingsonne schnell zum Symbol für den Aufschrei der Schweizerinnen, die eine Frau, Christiane Brunner bzw. Ruth Dreifuss, im Bundesrat forderten. Sterne sind ebenfalls allgegenwärtig: Nicht nur an der Brust des Generals, sondern in Basel selbstverständlich auch an Fussballerhemden. Das Museum zeigt viele Beispiele dafür, dass Sonne, Mond und Sterne zugleich Symbol und Zierde an Kleidern, aber auch an Hüten sein können. Und nicht zu vergessen, sie dienen auch als Amulett. Ausgestellt ist ein Amulett aus Maladers GR aus Holz, vor 1948 hergestellt, ein achtzackiger Stern, der als Schutz vor der Sagengestalt Toggi an die Wiege eines Neugeborenen gehängt wurde.

Darstellungen der Himmelskörper auf Amuletten für Mensch und Tier sind weit verbreitet. Sie schützen vor Unfällen, Krankheiten oder dem bösen Blick. © MBK Omar Lemke

Die Beschäftigung mit den Himmelskörpern durchdringt viele Lebensbereiche. Deshalb kann die Ausstellung, so umfangreich sie auch ist, nur Teile präsentieren. Eine ausführliche Dokumentation steht den Besucherinnen und Besuchern zur Verfügung. Auch an die Kinder wurde gedacht. Es gibt einen gekennzeichneten Kinderparcours, eine Lektüre- und eine Spielecke sowie eine Bastelstation für eigenes kreatives Tun.

Die Ausstellung im Museum der Kulturen Basel ist noch bis 20. Januar 2019 geöffnet.

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