StartseiteMagazinKolumnenSchleichende Entsolidarisierung

Schleichende Entsolidarisierung

Aufgepasst: Im Schweizer Gesundheitswesen wird zunehmend auf Kosten der Familien und Leute mit mittleren Einkommen gespart.

Eine Studie sollte es an den Tag bringen, wo und wie der Kanton Zürich beim Gesundheitswesen sparen kann. In Auftrag gegeben hatte die Studie der Zürcher Regierungrat und Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger. Den grössten Spareffekt mit 44 Mio. Franken für den Kanton würde eine Reduktion der Prämienverbilligung von 80 auf 70 Prozent des Bundesbeitrages bringen, schreiben die Verfasser der Studie vom Institut für Gesundheitsökonomie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften. Aber just diese Sparmassnahme wird die Menschen in den unteren Einkommen belasten. Pikant: Es ist ein Vorschlag, den der Regierungsrat bereits beim Kantonsrat des Kantons Zürich eingebracht hat. Er ist also bereits auf Kurs, auch ohne Studie.

Aber nicht genug der Doppelspurigkeit. Die Autoren der Studie schlagen im weiteren eine Methode vor, die der Regierungsrat bereits auf den 1. Januar 2018 umsetzen wird: ambulant vor stationär. Mit dieser Methode wollen der Kanton Zürich, aber auch der Kanton Luzern mindestens ein paar Millionen einsparen. Nur, bei Licht betrachtet findet damit lediglich eine Verlagerung der Kosten auf die Prämienzahler der Krankenkassen statt. Die Kantone wollen nämlich still und ohne grosse Geräusche allmählich die Finanzierung ihrer Spitäler reduzieren. Bis jetzt haben die Kantone rund 55 % der Spitalkosten zu übernehmen, sie begleichen sie mit Steuergeldern. Wenn nun vermehrt ambulant statt stationär im Spital operiert und danach betreut wird, müssen die Krankenkassen und auch die Patienten für die Kosten aufkommen, nicht die Kantone.

Und schaut man genauer hin, so wird klar, dass immer mehr die Solidarität innerhalb der Gesellschaft strapaziert wird. Denn die Steuern werden nach der Finanzkraft der Steuerzahler erhoben. Die Krankenkassenprämie dagegen ist eine sogenannte „Kopfprämie“. Ob reich oder arm: Alle zahlen den gleichen monatlichen Beitrag. Mit diesem Weg werden letztlich wiederum die unteren und mittleren Einkommensbezüger verstärkt zur Kasse gebeten, weil die erhöhte finanzielle Belastung die Prämien wieder steigen lässt. Wiederum wird es also die Schwächsten treffen. Und das Fatale ist, dass es ohne grosses Aufheben passiert, dass es nicht so offensichtlich ist. Aber deutlich wird dennoch, dass alle im Gesundheitswesen nur von einem beseelt sind: sich aus der Gesamtverantwortung zu verabschieden, um vor allem die eigenen Interessen wahrnehmen zu können. So wird das Gesundheitswesen nicht gesunden. Im Gegenteil.

Es braucht wirklich ein gemeinsames Vorgehen von allen Leistungserbringern im Gesundheitswesen. Wir haben darauf zu achten, dass die erreichte Solidariät in unserer Eidgenossenschaft nicht im Eimer landet. Und letztlich ist interessant, dass auch Hochschulen in ihren Studien den Interessen ihrer Auftraggeber ausgesetzt sind. Lernen wir daraus, bleiben wir aufmerksam, kritisch.

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