Indische Familien, die für tot erklärt wurden. Vögel von „007“ und Blumenbouquets bei staatlichen Vertragsabschlüssen. Das Kunstmuseum Luzern zeigt Werke der Künstlerin Taryn Simon.
Filigran steht die New Yorker Künstlerin Taryn Simon im Luzerner Kunstmuseum vor ihren Werken und erklärt, wie sie ihre Arbeiten gestaltet hat.
Auszug aus dem Briefverkehr mit James Bond
Die interdisziplinäre 42-jährige Künstlerin bedient sich häufig der Form des Archivs. So klassifizierte sie sämtliche Vögel aus 24 „James Bond“- Filmen und zeigt auch den Briefverkehr zwischen dem Schöpfer des Agenten Ian Fleming und des Ornithologen James Bond.
„Taryn Simons Arbeiten basieren auf umfassenden Recherchen. Dabei folgt sie ihrem Interesse für Ordnungssysteme und prekäre Lebenssituationen. Die Künstlerin arbeitet mit Fotografie, Film, Skulptur, Text und Performance, um unsere Aufmerksamkeit auf jene Stellen zu lenken, wo Kontrolle, Brüche sowie die Art und Weise, wie sich Macht konstruiert, sichtbar werden.
Simon deckt auf, wie Sprache und Bildwelt kaum wahrnehmbar voneinander abweichen. Doch gerade in diesem Zwischenraum finden unterschiedliche Interpretationen statt, wachsen Fantasien, wird die Orientierung schwierig und sind Übersetzungen notwendig. Kontrolle und Macht sind die Themen ihrer Arbeit, die sich in der technischen, materiellen und ästhetischen Umsetzung ihrer Projekte manifestieren. «Die Künstlerin spielt dabei immer wieder mit der Form des Archivs und bedient so die Illusion von Ordnung in der chaotischen, unbestimmten Natur der Dinge,“ schreibt die Kuratorin Fanni Fetzer.
Diese indischen Personen wurden für tot erklärt. Simon hat sie fotografiert
In der weltweit viel beachteten Serie „A Living Man Declared Dead and Othe Chapter“ zeigt Taryn Simon auf dreiteiligen Bild- und Texttafeln eine indische Familie, die vom korrupten Katasteramt für tot erklärt wurde, um das Recht auf Landbesitz zu nehmen. Simon zeigt die Personen im Kunstlicht. Wer sich nicht fotografieren lassen wollte, für den hat sie das braune Fotopapier abfotografiert.
Blumenbouquet bei Vertragsabschlüssen
Einen politischen Akzent setzt Simon mit der Arbeit „Paperwork and the will of capital“. Sie liess bei zwischenstaatlichen Vertragsunterzeichnungen dekorativ Blumenbouquets auf die Tische stellen und fotografierte sie vor zwei farbigen Hintergründen, die das farbliche Setting bei der Vertragsunterzeichnung reflektierten.
Die Ausstellung dauert bis 17.Juni 2018
https://www.kunstmuseumluzern.ch/ausstellungen/taryn-simon/
Fotos: Taryn Simon und Josef Ritler