Die Sanierung von Kongresshaus und Tonhalle Zürich steht bei Halbzeit, und der Neubau des Kinderspitals von Herzog&de Meuron soll 2022 eröffnet werden. Martin Vollenwyder erläutert.
Der frühere Zürcher Finanzvorstand Martin Vollenwyder vertritt derzeit als Präsident der Tonhalle-Gesellschaft und der Eleonorenstiftung, welche dem Zürcher Kinderspital als gemeinnützige private Institution vorsteht, zwei wichtige Bauvorhaben. Mit seinem geflügelten Sinnspruch «Ein Optimist sieht in einem Problem eine Aufgabe. Ein Pessimist sieht in einer Aufgabe ein Problem.» hat der Magistrat eine Messlatte gesetzt, die ihn in der Öffentlichkeit als Garant für lösbare Aufgaben prädestiniert. Doch auch Martin Vollenwyder kann keine Wunder bewirken und braucht dringend Unterstützung, wie er im Interview betont.
Joseph Auchter: Herr Vollenwyder, zuvor eine persönliche Frage: Sie kehrten vor ein paar Tagen von einer Expedition in die Antarktis zurück. Was hat Sie dabei am meisten beeindruckt? Inwiefern hat Sie die Problematik um den drohenden Klimawandel begleitet?
Martin Vollenwyder: Die vielfältige Tierwelt in einer unwirtlichen Gegend. Zudem die erfreuliche Tatsache, dass sich die Walpopulationen, dank des konsequenten Schutzes, deutlich erholt haben!
Durch die zahlreichen Experten, die die Reise begleiteten, war der Klimawandel durchaus ein Thema, allerdings ist die Problematik vielschichtig. So nimmt das Eis in der östlichen Antarktis dramatisch ab, legt aber anderseits auf der Westseite zu. Warum dies so ist, ist im Moment noch nicht geklärt.
Hoffnungsträger an vielen Fronten: Martin Vollenwyder
Aus dem erfolgreichen Finanzvorstand der Stadt Zürich, Martin Vollenwyder, ist mittlerweile ein präsidialer Bauvorstand geworden, denn die Sanierung von Kongresshaus und Tonhalle steht bei Halbzeit und der prestigeträchtige Neubau des Kinderspitals sollte per Ende 2022 bezugsbereit sein. Was ist der Stand der Dinge? Sind Sie zeitlich und kostenmässig auf Kurs? Was sind die grössten Herausforderungen?
Beim Kinderspital sind wir in jeder Hinsicht auf Kurs. Beim Kongresshaus und Tonhalle müssen Beschleunigungsmassnahmen in die Wege geleitet werden, damit die Gebäude an den vorgesehenen Terminen den Nutzern übergeben werden können. Finanziell sollten keine bösen Überraschungen zu erwarten sein.
Die zukünftige Kongresshaus-Terrasse mit Blick auf den Zürichsee und das Alpenpanorma
Die Stararchitekten Herzog & de Meuron, welche für die Elb-Philharmonie, die Tate Modern in London und das Nationalstadion in Peking verantwortlich zeichneten, bauen ja nicht einfach ein herkömmliches Kinderspital. Was ist daran pionierhaft und wegweisend? Welchen Ansprüchen soll das neue Kispi gerecht werden?
Das neue Kinderspital soll möglichst wenig Spitalatmosphäre ausstrahlen, daher wird viel Licht und Grünraum in den Innenhöfen den Spitalbau dominieren. Trotzdem sind die internen Abläufe sehr effizient geregelt.
Ohne Sponsoren geht heute gar nichts mehr. Ihre Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit als ehemaliger Zürcher Stadtrat und Finanzvorstand scheint Ihnen sowohl für die Tonhalle-Gesellschaft wie für das neue Kinderspital notwendige Finanzquellen zu erschliessen. Von welchen Grössenordnungen sprechen wir?
Für die Investition des Neubaus muss das Kinderspital rund 100 Millionen über Spenden aufbringen. Die Tonhalle Gesellschaft braucht für den Betrieb rund 4 Mio. jährlich von privater Seite! Wobei es deutlich einfacher ist, Gelder zu Gunsten kranker Kinder zu finden als für kulturelle Anliegen.
Ein architektonisches Glanzlicht mit viel Grünraum: das neue Zürcher Kinderspital
Die Tonhalle Maag hat bei Musikern, Gastdirigenten wie Simon Rattle und Franz Welser-Möst und den meisten Konzertbesuchern einhellig Anklang, ja gar Begeisterung ausgelöst, und niemand möchte sie 2020 wieder schleifen. Wenn es jemandem gelingen soll, den Konzertsaal in ein Neubauprojekt zu integrieren, dann sind Sie es, werter Martin Vollenwyder. Wie soll das geschehen? Wer soll das bezahlen? Wie zuversichtlich sind Sie, dass es gelingen kann?
Die Grundeigentümerin hat ein Neubauprojekt entwickelt, das den Konzertsaal «umhüllen» würde. Noch nicht gelöst ist die Frage , wer den Saal betreiben könnte bzw. wer die Kosten des Betriebs trägt. Wir arbeiten daran.
Die Tonhalle Maag ist ein Erfolg, die Wahl des designierten Chefdirigenten Paavo Järvi verspricht eine neue erfolgreiche Ära. Und trotzdem appellierten Sie auch an der jüngsten Mitgliederversammlung der Tonhalle-Gesellschaft an die Gönner, Mäzene und Musikfreunde, die Hochkultur auch weiterhin grosszügig zu unterstützen. Wo drückt der Schuh? Muss sich Zürich in Sachen Subventionen nach der Decke strecken, um Schritt zu halten mit der internationale Bedeutung und Ausstrahlung des Tonhalleorchesters?
Wir haben im Kulturbereich leider nur wenige Mäzene und politisch haben die grossen Häuser einen schweren Stand. Die Zürcher dürften ruhig etwas stolzer auf ihr Top-Orchester sein.
Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen, dass wir die vorab angesprochenen 4 Mio. wirklich erreichen, daher auch mein Aufruf an der Mitgliederversammlung
Martin Vollenwyder, ich bedanke mich für das Gespräch und Ihre umsichtige und überzeugende Betreuung wichtiger Anliegen im Dienste einer breiten Öffentlichkeit.