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Mehr als ein Generationenkonflikt

Wer und was sind «Alte weisse Männer»? Der jungen Sophie Passmann gelingt beides: zu erklären und zu schlichten.

Gewiss, ein Sachbuch mit sozio-kritischem Inhalt. Doch man liest es wie eine unterhaltende Geschichte. Es bereitet richtig Freude, so viel Witz, Schlagfertigkeit, Ironie und Selbstironie beim Lesen zu erleben. Sophie Passmann ist rund 25 Jahre alt. Wenn man ihre Publikation Alte weisse Männer. Ein Schlichtungsversuch liest, beginnt man sogar im Urgrossvateralter wieder zu glauben, dass eine junge Generation heranwächst, die mit Intelligenz, Schlagfertigkeit und unbeirrbarem Gespür für Echtes und Unechtes ihrer Umwelt begegnet und mit einem beachtlichen Bildungsgrad sich damit auseinandersetzt.

Und damit wäre man, sässe man ihr in einem ihrer Interviews gegenüber, unversehens und trotz diesem positiven Bekenntnis, prompt in die offene Falle geraten, welche die Buchautorin ihren etablierten Gesprächspartnern stellt. Kein Zweifel, diese Meinung riecht irgendwie nach ‘Altem weissen Mann’!

Wer ist ein ‘Alter weisser Mann’?

Eine Definition, oder besser, eine Umschreibung des Begriffs lässt sich über den Link am Ende des Beitrags nachlesen. Interessant an der Arbeit von Sophie Passmann fällt auf, dass sie mit einflussreichen, weitbekannten Männern spricht, dass diese allerdings so zwischen 45 und 65 Jahre zählen, wobei die jüngeren in der Mehrzahl sind. Auch das weckt Schmunzeln. Die Autorin hat Recht damit, bin ich doch überzeugt, dass ich mit 45 eher dem Typus des Alten weissen Mannes entsprach als vielleicht heute. – Dass das «Weiss» im Begriff enthalten ist, lässt ahnen, dass er aus den USA stammen könnte. Im Verlauf der Diskussion um das Buch hat jemand in diesem Zusammenhang einen Social-Media-Shitstorm ausgelöst, weil er unbedacht die Meinung vertrat, in Europa gäbe es ja keine alten schwarzen Männer.

«Alte weisse Männer können gut in Limousinen zu Meetings fahren, aber mit dem Wandel der Welt sind sie überfordert», zitiert Sophie Passmann einen ihrer Interviewpartner. Oder sie schreibt im Schlusswort: «Alte weisse Männer sind die Männer, die den Wandel, den einige wenige sich gerade mühsam erkämpfen, als Bedrohung oder – schlimmer noch – als Witz betrachten.» – Man ist versucht, noch weitere Zitate anzuführen. Doch es lässt sich hier ja nicht das ganze Buch abschreiben… Was beweisen soll, dass diese Gesprächssammlung mit den in die Texte verwobenen ironischen, manchmal sarkastischen, immer intelligenten Kommentaren und Überlegungen höchst lesenswert ist. Vielleicht bereitet es sogar Vergnügen, regt zum Denken an. Sogar dann, wenn man sich selber betroffen fühlt! In diesem Sinne ist auch der Untertitel «Ein Schlichtungsversuch» sowohl als Formulierung wie auch als Prozess sehr gut gelungen.

Die junge Generation der vernetzten Feministinnen (und Feministen)

…Feministen…? Ja, auch solche gibt es, und gerade im Zusammenhang mit der Lektüre von Sophie Passmanns Buch gerät man noch und noch ins Grübeln. Darüber und über noch manch anderes. Doch es ist ein starkes Seitenthema, das in den Gesprächen und den Reflektionen darüber immer wieder aufscheint: Die jüngeren Männer im aktiven Leben, die zu den Vertretern des Gegenteils von Alten weissen Männern gehören, scheinen doch oft auch eine höhere Achtung vor dem Anspruch der Frauen nach echter Gleichberechtigung zu haben. Auch wenn man immer wieder aus den Medien von ganz anderem hört.

Sophie Passmann. Foto © Asja Caspari

Aufmüpfig, ja; das ist die Generation der heute 16- bis 30-jährigen. Jung – und vor allem feministisch auch die Frauen, so Sophie Passmann. «Ihre Jugend verbrachte sie deutschlandweit mit Auftritten bei Poetry Slams, später trat sie als Comedian und Autorin auf. Nach ihrem Studium der Politikwissenschaft und Philosophie ging sie als Radiomoderatorin zu 1LIVE, außerdem ist sie im Ensemble des Neo Magazin Royale mit Jan Böhmermann. Ihre Texte und Kolumnen erschienen u.a. bei NEON und im ZEIT Magazin. Ihr Hauptwohnsitz ist das Internet, auf Instagram und Twitter spricht sie über alles, was in ihrem Leben eine Rolle spielt: tinder, Gin Tonic, die Europäische Union, vegane Pizza oder der Nahostkonflikt. Sie scheint das ganz gut zu machen, denn in beiden Netzwerken hat sie mittlerweile rund 90.000 Follower. Sie trinkt sehr gerne Riesling und kann kein bisschen Klavier spielen.» (Zitat aus der Dokumentation des Verlags.)

Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln 2019
ISBN: 978-3-462-05246-6

Verlagsinformationen
Eine Definition

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