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Spiel mit dem Konkreten

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Das Haus Konstruktiv zeigt Werke von drei unterschiedlichen Kunstschaffenden, die in einer besonderen Weise mit dem Bauhaus verbunden sind: Roman Clemens «100 Jahre Bauhaus», Camille Graeser «Vom Werden eines konkreten Künstlers», und Leonor Antunes feiert den gewonnenen Zurich Art Prize 2019 mit «discrepanices with C. P.».

2019 jährt sich die Gründung des Bauhauses zum 100. Mal, und so widmet das Haus Konstruktiv dem Bauhaus-Schüler Roman Clemens (1910-1992) eine Einzelausstellung mit Werken aus der Sammlung des Museums. Die nur selten ausgestellten Gemälde aus den 1970er- und 1980er-Jahren sowie Tuschzeichnungen und Entwürfe werden ergänzt durch bislang unveröffentlichtes Archivmaterial aus dem Nachlass des Künstlers.

Roman Clemens, Absinkendes im Raum, 1972, Collection Museum Haus Konstruktiv.

Das Werk von Roman Clemens umfasst Bühnenbild, Architektur, Ausstellungsgestaltung und Malerei. Zum zentralen Thema seines 60-jährigen Schaffens – Bühne und Raum – fand er während seines Studiums am Bauhaus in Dessau 1927 bis 1931. Hier prägten ihn die bekannten Bauhaus-Lehrer, wie Josef Albers, Wassily Kandinsky, Paul Klee und besonders nachhaltig Oskar Schlemmer in der Theaterarbeit, die ihm die Grundlagen für sein Wirken als Szenograf und Künstler vermittelten. Für Clemens war die gestaltete Bühne nicht nur Raum für Spannung und Aktion, sie musste aus der Sicht des Publikums auch wie ein wohlkomponiertes Gemälde aussehen.

Seine erste Anstellung fand Clemens im Friedrich-Theater in Dessau als Bühnenbildassistent. In Zürich war er von 1932 bis 1943 erster Bühnenbildner am Zürcher Stadttheater, dem heutigen Opernhaus, wo er seinen innovativen Umgang mit dem Bühnenraum verwirklichen konnte. Nach 1945 vertiefte er sein malerisches Schaffen und 1950 gestaltete er den Innenraum des heute denkmalgeschützten Kinos Studie 4 (heute Filmpodium), eine zeitlose eindrückliche raumkünstlerische Arbeit.

Roman Clemens, Spiel aus Form, Farbe, Licht und Ton, Finale, 1980. Collection Museum Haus Konstruktiv. Das Gemälde realisierte Clemens nach einem Entwurf für ein abstraktes Bühnenbild von 1929.

Mitte der 1950er-Jahre wandte sich Roman Clemens hauptberuflich der Malerei zu. Die Ausstellung im Haus Konstruktiv zeigt Gemälde aus den 1970er und 1980er-Jahren, die stets mit dem Raum in Verbindung stehen. Es ist erstaunlich, wie leicht er mit geometrischen Formen auf der Leinwand zu spielen weiss. Es scheint, als ob er die Zweidimensionalität aufheben und dreidimensionale Formen und Räume spielerisch auf die Bildebene zaubern könnte. Ein wahrer Meister, welcher die Grundlagen der Bühnenkunst auch auf höchster Ebene künstlerisch umzusetzen vermag.

Der Schweizer Künstler Camille Graeser (1892-1980) gehört mit Max Bill, Richard Paul Lohse und Verena Loewensberg zum engsten Kreis der Zürcher Konkreten. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf den 1930er- bis 1950er-Jahren und ermöglicht einen neuen Blick auf Graesers Frühwerk und dessen künstlerischen Werdegang.

Camille Graeser, Vom Werden eines konkreten Künstlers, Ausstellungsansicht Museum Haus Konstruktiv, 2019. © Camille Graeser Stiftung. Foto: © 2019, ProLitteris Zürich. Im Bild rechts Graesers selbst entworfene und gebaute Kommode seiner ersten Wohnung in Zürich.

Camille Graeser, geboren in Genf, wuchs in Stuttgart auf, wo er eine Schreinerlehre und Möbeldesign erlernte. 1917 verfügte er als erfolgreicher Möbeldesigner über ein eigenes Atelier. Seine Möbel und Inneneinrichtungen wurden in vielen Ausstellungen des deutschen Werkbunds präsentiert. Wegen der Nationalsozialisten zog Graeser 1933 nach Zürich, wo er jedoch mit dem Möbeldesign erfolglos blieb. So wandte er sich ganz der Malerei zu und wurde Ende 1937 Mitglied der Künstlervereinigung Allianz, die später als Zürcher Konkrete bezeichnete Bewegung, und nahm an den Allianz-Ausstellungen teil.

Im vierten Obergeschoss im Haus Konstruktiv sind Graesers Zeichnungen und Skizzen ausgestellt mit der Raumausstattung seiner ersten Wohnung in Zürich, die er 1936 mit seiner Frau Emmy Graeser-Rauch bezogen hatte. Zu sehen sind auch seine frühesten Zürcher Gemälde, Zeichnungen, Reliefs und Plastiken, die er in seinem Wohnatelier realisierte sowie eine selbst entworfene und hergestellte Kommode. Emmy, die Camilles Werk fotografierte und sein Werkverzeichnis führte, wurde durch ihn angeregt, selbst künstlerisch zu arbeiten.

Der jährlich vom Museum Haus Konstruktiv und der Zurich Insurance Group Ltd vergebene Zurich Art Prize geht 2019 an Leonor Antunes. Die 1972 in Lissabon geborene Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin. Die Preis-Jury schätzt ihre sinnlich-präzisen Werke, die auf Arbeiten und Ideen namhafter Kulturschaffender aus den Bereichen Architektur, Design und Kunst des 20. Jahrhunderts zurückgreifen. Als Preisträgerin ist sie zudem für die Ausstellungspräsentation selber verantwortlich.

Leonor Antunes, Clara III, 2018. Courtesy the artist and kurimanzutto, Mexico City / New York. Foto: Nick Ash.

Für ihre skulpturalen Arbeiten erforscht Leonor Antunes Objekte aus der neueren Architektur- und Designgeschichte, insbesondere von vergessenen Designerinnen. Dabei interessiert sie sich für Material, Machart sowie die sozialpolitische Bedeutung. Sie löst die Objekte aus dem ursprünglichen Kontext heraus, dupliziert, vergrössert oder reduziert sie und erschafft eigene sorgfältig gearbeitete skulpturale Werke.

Mit dem Monogramm C. P. im Ausstellungstitel beruft sich Antunes auf zwei weitgehend vergessene Designerinnen: Clara Porset (1895-1981) hatte Architektur und Design in Kuba studiert, lernte in den 1920er Jahren das Bauhaus kennen und arbeitete nach 1935 in Mexiko, wo sie volkstümliche Handwerkstechniken und einheimische Materialien in ihre eigenen Möbelentwürfe integrierte. Charlotte Perriand (1903-1999) war französische Architektin, Designerin und Mitarbeiterin von Le Corbusier. Sie prägte die Entwicklung revolutionärer Möbelentwürfe, visionärer kollektiver Wohnformen und das Design des 20. Jahrhunderts massgeblich.
Leonor Antunes, Acrotonie (Installationsansicht), Air de Paris, Paris, Sergio, 2017. Courtesy the artist, Air de Paris, Paris. Foto: Marc Domage. Im Obergeschoss sind auch Lampen und Leuchten, inspiriert von der italienischen Designerin Franca Helg (1920-1989), ausgestellt.

Als Installationskünstlerin legt Leonor Antunes grossen Wert auf die Präsentation ihrer Arbeiten im Bezug zur Örtlichkeit. Der Boden ist ausgelegt mit geknüpften Teppichen aus Sisalfasern. Auf hohen Holz- oder Metallständern ergänzen Pflanzen mit feinen Blättern, die wie Haare nach unten wachsen, die Schau.

Eine andere Seite von Leonor Antunes Schaffen wird zurzeit in der Fondation Beyeler gezeigt. Hier knüpft sie in einer opulenten Rauminstallation an ihre Ausbildung als Bühnenbildnerin an.

Museum Haus Konstruktiv, bis 12.01.2020:
Leonor Antunes discrepanices with C. P., Zurich Art Prize 2019 / Roman Clemens – 100 Jahre Bauhaus / Camille Graeser – Vom Werden eines konkreten Künstlers.

 

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