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Treffpunkt: Kaffeehaus

Natürlich weiss ich, dass ein entsprechendes Lokal in der Schweiz nicht «Kaffeehaus» heisst, sondern «Café». Das «Kaffeehaus» gehört nach Wien. Dort hat es eine lange Tradition. Aber ich habe trotzdem das Bedürfnis, das Café, das ich in Luzern am häufigsten besuche, «Kaffeehaus» zu nennen.

Warum wohl? Weil ich mich dort wohl fühle! Weil ich dort am Vormittag in aller Ruhe die Tageszeitungen durchblättern, durchsehen kann. Weil ich dort ganz spontan in Gespräche verwickelt werde. Ähnliches habe ich mal über die Atmosphäre in den Wiener Kaffeehäusern gelesen.

Mein Kaffeehaus ist schon von der Einrichtung her, vom Mobiliar her, auf Kommunikation angelegt. Tischchen lassen sich zusammenrücken. Längere Tische laden Gruppen zum geselligen Zusammensein ein. Zeitungstitel sind in jeweils mehreren Exemplaren vorhanden. Und auch die gängigsten Zeitschriften fehlen nicht.

Der Herr neben mir hatte frühzeitig das Tagesmenü bestellt. Es sah ungeheuer lecker aus, als es vor ihm stand: eine Reiskugel, Spinat und eine Lachstranche. Ich wünschte ihm guten Appetit. Das freute ihn so, dass er mir grad die Hälfte abtreten wollte. «Aber Sie leben ja von anderem» meinte er mit Blick auf die Zeitungen, die auf meinem Tischchen lagen.

In der Tat, ich lebe von «News», im Internet und in den Zeitungen. Interessanterweise kann ich die «News» im Internet, die einzelnen Meldungen, mit einem eher kurzen Blick erfassen: Titel, Bild, Text. Beim Zeitungslesen konzentriere ich mich, bleibe bei der Sache. Das führt dazu, dass ich beim ersten Durchblättern nicht entscheide, was ich lesen, sondern, was ich nicht lesen will. Und zu den «News», die ich am eher frühen Morgen im Internet aufgeschnappt habe, erwarte ich dann in den Tageszeitungen die nötige Vertiefung.

Wenn ich geschrieben habe, ich könnte in aller Ruhe lesen, so entspricht das nicht ganz der Realität. Immer wieder taucht jemand auf, den ich kenne. Da müssen wir uns dann, mit oder ohne Worte einigen, ob wir jetzt zuerst lesen oder uns austauschen wollen.

Recht oft lasse ich mich von Gästen am Nachbarstischchen in ein Gespräch ziehen. Das freut mich immer sehr. Führt etwa dazu, dass ich beim Gehen die Zeitungen ungeöffnet wieder in die Halter stecke. Macht ja nichts, morgen kommen neue!

Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Touristen sich in dieses Kaffeehaus «verirren», das grösstenteils von Einheimischen besucht wird. Verirren ist aber gar nicht der zutreffende Begriff. Sie kommen mit ihren Rollkoffern zielstrebig daher. Oft habe ich den Eindruck, dass sie sich vor einer Abreise oder Weiterreise noch mit einem soliden Frühstück verpflegen wollen. Vermutlich ist das Café in einem Reiseführer als besonders attraktiv erwähnt.

Immer wieder bin ich auch überrascht, wie gemischt das Publikum ist. Sicher, überall beugen sich ergraute Häupter über die Zeitungen oder sind zu zweit oder zu dritt in intensive Gespräche vertieft. Aber auch die junge Generation fehlt ganz und gar nicht. Wie auf einer Empfangsallee fahren die jungen Mütter und die jungen Väter mit ihren Sprösslingen im Wagen durch den angenehm breiten Eingang ins Lokal ein und finden ihren Platz samt Kinderstuhl für die kleinen Gäste. Und sind sofort integriert.

Es ist eine Freude, zu beobachten, wie gut die jungen Väter mit ihren kleinen Kindern umgehen. Besonders jetzt, in der zum Glück milden Winterzeit gibt es doch einiges aus- und wieder anzuziehen: Jacke, Halstuch, Kappe, Handschuhe. Es klappt immer wunderbar. Deutet auf Übung hin!

Dann kommen, offenbar während einer längeren Pause, aus einer Schule in der Nachbarschaft, die Jugendlichen. Setzen sich an den grösseren Tisch. Bestellen, berichten, konsumieren, und schon sind sie wieder weg. Abgelöst werden sie durch die Handwerker. An den Overalls versuche ich abzulesen, um wen es sich handelt, um Maler, um Elektriker. Nicht immer finde ich es heraus. Eine ruhige Ecke suchen sich Studentinnen und Studenten mit ihren Laptops aus. Geschäftsleute tauschen Pläne aus, wickeln ihre Deals ab. Einmal im Monat trifft sich im Hintergrund des Lokals eine Frauengruppe. Und selbstverständlich fehlen auch die Politikerinnen und Politiker nicht.

Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage «tout Lucerne» ist hier anzutreffen. Das Verrückte daran ist, dass dieser Ort nicht einmalig ist in der Stadt. Mein wöchentlicher Morgenstamm spielt sich in einem anderen Kaffeehaus ab, von dem ich eine ähnliche Beschreibung liefern könnte. Und am Samstagmorgen treffe ich mich mit Bekannten gelegentlich wieder in einem anderen Lokal, das an Vielfältigkeit des Publikums den anderen beiden in nichts nachsteht.

Und was schliesse ich daraus, mit messerscharfer Logik? Luzern verfügt über eine äusserst lebhafte Kaffeehauskultur. Eine attraktive Gastroszene!

Nebenbemerkung: Mein Text gilt den beschriebenen Lokalen, aber vor allem dem Umstand, wieviel Geselligkeit, Gemeinsamkeit, Zusammensein in dieser Stadt möglich ist. Um diese Möglichkeiten auszuschöpfen, muss aber ein Minimum an finanziellem Spielraum vorhanden sein. «Weisst Du», sagte mir einmal eine Kollegin meines Alters. «Ich muss mir bei jedem Kaffee, den ich bestelle, überlegen, ob mein Budget das erträgt.»

Das ist dann wieder eine andere Geschichte.

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