Satirische Gedankensplitter: Es darf geschmunzelt werden!
Nicht nur Kleider machen Leute, wie es uns der gute Gottfried Keller weismachen wollte, sondern auch Namen. Und wie!
Damit die Menschen auseinander gehalten und identifiziert werden können, werden sie nicht nummeriert (wer möchte schon die Zahl 6354019367 sein?) sondern tragen einen respektive zwei Namen. Am Familiennamen lässt sich, ausser bei Heirat, nicht rütteln – den haben uns unsere Altvorderen vermacht. Wobei natürlich schon spezielle Kombinationen entstehen können, wenn die zwei Zentner schwere, stets übel gelaunte Chefbuchhalterin Süsskind heisst, ihr kleingewachsener und spindeldürre Assistent hingegen Dickenmann.
Bei den Vornamen indessen ist alles anders. Die Eltern, die es gut meinen respektive annehmen, sie meinen es gut, wählen aus der ganzen Palette der heute zur Verfügung stehenden «Menschen-Bezeichnungen» das ihnen passende aus – ohne daran zu denken, dass der Nachwuchs einmal darunter leiden könnte. Glauben Sie mir: Ich weiss aus eigener Erfahrung, wovon ich spreche!
Item. In unserer Gemeinde wohnt ein guter Bekannter, der Herbert, dessen Frau starb und ihn allein zurückliess. Und da gibt es die Ruth Meier, eine geschiedene stämmige griesgrämige Metzgersfrau mit Haaren auf den Zähnen, die eigentlich niemand richtig mag, aber das hervorragende kulinarische Angebot in ihrem Laden wird halt geschätzt.
Eines Tages brachte meine Frau das Gerücht aus dem Dorf nach Hause, der Herbert und die Ruth seien zusammengezogen. «Ausgerechnet an dieses Räf muss er geraten!», war die Empörung gross. Und das Kopfschütteln wurde nicht weniger, als kurze Zeit später ruchbar wurde, die beiden hätten sogar geheiratet.
Doch neulich kam meine Gattin von einem Theaterbesuch zurück, und sie hatte Mühe, ihr Lachen zu verkneifen. «Ich habe im Konzert Herbert mit seiner neuen Frau gesehen. Das war aber überhaupt nicht die Metzgerin, sondern eine adrette, sympathische Person!» Sie hatte zwar zuvor auch Ruth Meier geheissen, aber das ist halt schon fast ein Sammelbegriff… Womit bewiesen wäre, dass Namen nicht unbedingt Leute machen.
Das hätte mir mit meinem schon fast exklusiven Vornamen, den ich einst von einem viel älteren Cousin geerbt hatte, kaum passieren können. Und meine Familie amüsiert sich noch heute über eine kleine Anekdote, die ich selber eigentlich gar nicht so lustig finde. Als mein Schwiegersohn vor ein paar Jahren auf Weihnachten seinem Chef eines meiner Satire-Büchlein schenkte, meinte dieser: «Jetzt sag mal, wie heisst denn dein Schwiegervater wirklich?»