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Gedanken eines Arztes zu Corona

Asche auf mein Haupt: ich gebe es zu. Am Anfang habe ich die Corona-Krise auch stark unterschätzt. Ich habe es vor 3-4 Wochen als richtiger gefunden, nach links und rechts bei meinen Gesprächspartnern beruhigend auf die aufkommenden Ängste einzuwirken: „Nicht halb so schlimm, wie uns die Sensationspresse über die „Chinesische Epidemie“ berichtet“ und ja keine Panik! Ich machte dabei gerne auf den Umstand aufmerksam, dass die übliche Winter-Grippe weit mehr Patienten ins Bett legte und dass der Höhepunkt bereits überschritten war. Die Zahl der am Grippe-Virus Verstorbenen war ja damals weit höher als diejenige, die uns von Corona berichtet wurde, und niemand nahm gross Notiz davon.

Diese Tatsache war zwar damals richtig. Kaum jemand sprach noch von der bereits abflauenden Influenza-Welle, nur das Covid-19-Virus, das sich immer schneller von Asien auf die übrigen Kontinente ausbreitete, war das grosse Thema. Meine Sorglosigkeit war schlussendlich aber doch allzu optimistisch. Inzwischen hat Corona Europa und auch die Schweiz erreicht, und es herrscht Ausnahmezustand – eine Pandemie, wie wir sie seit der Spanischen Grippe 1918 nicht mehr erlebten. Alle spüren die Folgen an sich selbst: Homeoffice statt üblicher Arbeitsplatz, stark verdünnter Fahrplan, geschlossene Verkaufsläden, Schulunterricht nur noch digital, stornierte Ausflugspläne, abgesagte Sitzungen und gestrichene kulturelle Veranstaltungen. Die Schweiz steht weitgehend still, die soziale Isolierung kann nur durch Kontakte via Telefon und Internet gemindert werden. Von den verheerenden finanziellen Folgen gar nicht zu sprechen.

Das Covid-19 (das Corona-Virus SARS-CoV 2) ist aggressiver als ein gewöhnlicher Grippe-Virus und seine Folgen sind schwerer. Wenn die Schleimhäute der oberen Luftwege einmal betroffen sind, kommt es leicht zur einer Lungenentzündung und zum Lungenödem, was vor allem den Betagten, den Immungeschwächten und den Vorerkrankten zum Verhängnis werden kann. Die Ansteckungsgefahr wird zudem leicht unterschätzt, weil offenbar die Lebensdauer der Viren auch an infizierten Gegenständen länger ist als üblich. – Glücklicherweise sind aber auch bereits zahlreiche Fälle mit vollständiger Heilung und nachfolgender Immunität dokumentiert. Die Hoffnung steigt, dass in absehbarer Zeit erste Erfolge mit neuen Medikamenten und hoffentlich auch bald mit einem geeigneten Impfstoff verzeichnet werden können. Und zudem: Nicht alle Infizierten erkranken zwangsläufig auch klinisch.

Es gibt auch Lichtblicke im Jammertal. Die Anweisungen des Bundesrates (Hygiene-Massnahmen, Selbstisolation etc.) werden fast ausnahmslos eingehalten und die persönlichen Interessen zurückgestellt. Und die Hilfsbereitschaft von Jung und Alt ist überwältigend. Noch nie habe ich so häufig am Schluss eines Gesprächs (natürlich auf Distanz oder am Telefon!) ein freundliches „Blieb g’sund“ oder „Häb di wohl!“ gehört, und erfreulich oft werde ich als altersbedingte Risikoperson telefonisch nach meinem Befinden gefragt, und ob ich irgendwelche Unterstützung brauche. Es ist dies zwar nicht nötig, aber es erfreut den Angerufenen halt doch!

Die Informationspolitik der Behörden und der Fachspezialisten ist vorbildlich, die täglichen Pressekonferenzen von oberster Stelle sind sehr offen und umfassend, die finanziellen Regelungen von Banken und den Sozialpartnern erfolgen erfreulich rasch und unkompliziert. Presse und Fernsehen bringen für einmal weniger Fake News, sondern orientieren interessant und wissenschaftlich meist fundiert. Eine Welle der Solidarität scheint die Schweiz erfasst zu haben. Und das ist gut so.

Die Corona-Pandemie wird wohl noch lange nachwirken, es ist unklar, wann von einer Besserung der Situation gesprochen werden kann. Das kann Wochen bis Monate dauern. Ich bin aber zuversichtlich, dass die restriktiven Massnahmen der Behörden, das solidarische Verhalten der Bevölkerung und der unermüdliche Einsatz der Medizinalpersonen in Pflege und Forschung schliesslich den erwarteten Erfolg zeigen werden. Mein anfänglicher Optimismus ist noch nicht gebrochen.


Dr. med. Hans-Ulrich Kull ist Präsident des Küsnachter Seniorenvereins und Vorstandsmitglied Zürcher Rentner- und Seniorenverbandes ZRV.

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