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Aus Corona die Lehren ziehen

Normalität kehrt ein. Ist es die neue oder doch die alte Normalität? Sitzt man im Tram, im Zug, bewegt man sich in der Stadt, so hat man den Eindruck: alles wie gehabt. Es scheint, als sei  nichts vorgefallen. Es herrscht anscheinend Normalität. Tausende demonstrierten am Samstag  auf den Strassen in Zürich, in Bern gegen den Rassismus. Die Polizei liess sie gewähren. Die Medien öffnen ihre Spalten wieder dem normalen Nachrichtenfluss, der Politik, den Unruhen in den USA, dem irrlichtenden Präsidenten Donald Trump, den Zahlen der Börsen, die mal zulegen, dann wieder absacken, der Session der eidgenössischen Räte, die sich wieder dem Klimaschutz widmen, ein neues Sozialwerk, die Überbrückungsrente für arbeitslosen Menschen ab 60 Jahre, aus der Taufe heben.

So ganz ohne Corona-Berichterstattung geht es natürlich nicht. Hervorgehoben werden in den Medien tagtäglich die neuen Zahlen der Infizierten, die sich beruhigend im unteren zweistelligen Bereich bewegen. Und einzelne Redaktionen beginnen ein besonderes Steckenpferd zu pflegen: das Erstellen eines Rankings. Wer schwang in der Krise obenaus? Wer hat in der Krise einen Höhenflug hingelegt, gar brilliert, wer hat versagt, teilversagt, oder wer hat zur rechten Zeit, von aussen, vom Spielrand her, gewarnt und ist weder gehört noch einbezogen worden?

Wie nach einem Fussball-Spiel wird analysiert, seziert, gewertet. So hat der Tagesanzeiger in seiner Freitag-Ausgabe einen Faktencheck durchgeführt und gibt an, herausgefunden zu haben, wer nun recht gehabt, wer sich geirrt hat. War es Daniel Koch, der anscheinend „selbstherrlich“ auf den Rat der jungen Epidemiologen Christian Althaus und Marcel Salathé zuerst verzichtet und nicht gehört habe, weil die Bewältigung einer Pandemie nicht zu deren Fachgebiet gehöre? Oder waren es Althaus und Salathé, die uns vor der Pandemie rechtzeitig geschützt hätten, so dass der Lockdown gar nicht nötig gewesen wäre? Und die Sonntags-Zeitung legt nach, veröffentlicht Protokolle aus dem Bundesamt für Gesundheit BAG, in denen zu lesen ist, dass Mirjam Mäusezahl, eine Mitarbeiterin Kochs, vier Tage früher gewarnt und den Übergang zu besonderen Lage gefordert hat. Daniel Koch hätte nicht auf sie gehört. Vier Tage später war es dann soweit. Althaus sieht sich bestätigt und will auf jeden Fall eine Untersuchung der Frühphase der Corona-Krise. Er will unbedingt nachträglich Recht bekommen.

Nur: Der aktuelle Streit führt nicht weiter. Weit sinnvoller wäre es wohl, wenn die Akteure zuerst mal öffentlich stillhalten, aber stetig und sorgfältig beurteilen würden, was noch auf uns zukommt. Später, wenn die Krise tatsächlich überstanden ist, hätten sie dann die vornehme, die gemeinsame Aufgabe, unvoreingenommen zu analysieren, zu beurteilen, welche Lehren aus dem vergangenen ersten Halbjahr 2020 zu ziehen sind. Sie hätten gemeinsam mit den politisch Verantwortlichen, dem Bundesrat, die Ereignisse in der Zeit ab Januar, wenn nicht schon ab letzten Herbst, ins Auge zu erfassen und zu werten. Die Zeit, als die ersten Informationen über das Virus aus China uns erreichten, als es erste Anzeigen gab, dass etwas auf uns zukommt, das wir noch nie erlebt haben: eine weltweite Pandemie, die auch uns in der heilen Schweiz, auf der Insel der Glückseligen unmittelbar betraf und weiter betreffen wird.

In der Zwischenzeit können wir vor allem das beherzigen, was uns vor der Infizierung schützt: Abstand halten, Hände waschen, immer und immer wieder, und Alltagsmasken tragen, vor allem im öffentlichen Verkehr. Was so einfach klingt, aber uns so schwer fällt. Auf jeden Fall: Die Normalität ist noch lange nicht zurückgekommen, und von einer „Neuen Normalität“ kann man schon gar nicht reden; sie ist selbst am weiten Horizont nicht zu erkennen. Zu gross ist das Beharrungsvermögen, auch wenn die eidgenössischen Räte halbe Schritte vollziehen, beispielsweise zu mehr Klimaschutz, zwar nur zu einem halbherzigen, zu einem neuen Sozialwerk „Überbrückungsrente“. Immerhin.

Am 19. Juni will der Bundesrat entscheiden, ob er völlig aus dem Notrecht aussteigen und ganz zur Normalität zurückkehren will, wie dies Petra Gössi und Albert Rösti lautstark fordern, oder ob er doch noch im Interesse von uns allen vorsichtig zu Werke geht, von der ausserordentlichen vorerst zur besonderen Lage übergeht, sich also ausbedingt, sofort einschreiten zu können, wenn auf uns zukommt, was wir alle nicht hoffen: eine zweite Welle. War es doch der Bundesrat, der besonnen, klug und immer angemessen vorging im Gegensatz zum noch „jungen“, im letzten Oktober neu gewählten Parlament, das in seiner aktuellen Verfassung noch immer nur zu halben Lösungen fähig ist.

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1 Kommentar

  1. Ich kann Ihren Ausführungen nur zustimmen Herr Schaller. Es ist müssig, nun herauszufinden wer recht hatte und wer nicht. Der Bundesrat hat trotz Lockdown unsere demokratischen Grundrechte gewahrt. Das schätzte ich sehr. Die Schweiz hat für mich hier vorbildlich reagiert, wir konnten jederzeit eigenverantwortlich handeln. Nun schauen wir in die Zukunft uns bewahren, entwickeln was wir im Lockdown erfahren und gelernt haben.

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