«Männer an den Grill!» Die einst wohl von den Grillherstellern oder Fleischproduzenten generierte Aufforderung stammt aus jenen fernen Zeiten, als die Angehörigen des «starken Geschlechts» wenn immer möglich tunlichst einen grossen Bogen um alles machten, was auch nur entfernt nach Küche aussah. Doch dann: «Männer an den Grill!»: Was sowohl bedeuten kann, dass nur Männer an den Grill gehören, als auch, dass Männer nur an den Grill dürfen.
Und seither stehen die Kerle an ihren Bratmaschinen, gross wie ein Lastwagen und die mit ihren Klappen, Ventilen, Schaltern, Hebeln und Reglern an den Führerstand einer alten Dampflokomotive erinnern. Mit geschwellter Brust und scharfem Adlerauge beobachten sie, wie der Grill praktisch von ganz allein seine Pflicht tut und das auf den Rost geschletzte Fleisch durchbrät. Voller Stolz servieren die Grillmeister dem Besuch unter schattigen Bäumen ihre Kreationen, die schon mal verbrannt, zäh wie Leder oder noch halb roh sind – selbstbewusst, als habe ein Pfahlbauer sein mit dem Speer erlegtes Wildschwein am offenen Feuer gebraten. Und die kulinarischen Helden übersehen geflissentlich, dass die Gattin schon vor Stunden (allein in der Küche) die Marinade angerührt hatte, den Salat gewaschen, das Grillgemüse gerüstet und die Härdöpfel für den Kartoffelsalat geschnitten. Aber das sind doch Kinkerlitzchen!
Item. Auch ich versuchte mich vor mehr als 50 Jahren mit zwei Kalbsbratwürsten erstmals am Grill: ein kleines rundes Becken mit dünnen Rostdrähten auf drei gwaggligen Beinen. Als die paar Holzkohlen nach einiger Zeit ihren Widerstand aufgegeben und die Würste eine leichte Bräunung angenommen hatten, war ich stolz wie ein Pfau. Bald musste ein stabileres Gerät her: rechteckig, ausgerüstet mit einem doppelt so grossen Rost mit massiven Stäben und einem Drehspiess, der, angetrieben von einem speziellen Motörchen, stundenlang versuchte, aus dem Güggel ein Poulet zu generieren.
Irgendeinmal riss der Geduldsfaden, und ich hatte genug davon, auf eine satte Glut und anschliessend die Grillade zu warten, derweil der Hunger der mich umringenden Zuschauer schon längst verflogen war. Weil ich keine Gasflaschen im Haus haben wollte, fiel meine Wahl auf ein Elektrogerät. Das setzte keinen Rauch mehr ab und liess sich akkurat wie eine Herdplatte regulieren.
Doch als die Familie allmählich kleiner wurde, wurde auch die Lust am Grillieren immer kleiner: Für zwei Personen machte das nicht mehr richtig Spass. Und so fristete das Gerät an seinem Standort neben der Scheiterbeige zunehmend ein tristes Dasein. Neulich stand uns indessen der Sinn wieder einmal nach einem kräftigen Steak. Doch kaum war der Ein-Schalter gedreht, gingen im Haus die Lichter aus: Ein Kurzschluss hatte der treuen Maschine den Garaus gemacht.
Nein, einen neuen würde ich mir nicht kaufen, das lohnt sich nicht mehr. Die Grills im Backofen und in der Mikrowelle sowie die Grillpfanne leisten den (fast) gleichen Dienst.
Doch nach ein paar Wochen wurde ich unruhig, fühlte mich irgendwie nackt. Ein Mann ohne Grill? Und so steht jetzt ein funkelnagelneues Gerät neben der Scheiterbeige und blickt mich herausfordernd an. Ob ich es gelegentlich mal in Betrieb setzen werde oder auch nicht, weiss ich noch nicht. Hauptsache, ich habe einen Grill.
wie kann man nur in der heutigen Zeit etwas kaufen, das man nicht zu gebrauchen denkt!
Danke, monsieur Koch. Wofür steht Seniorweb eigentlich ?
Jä meh weiss jo nie wenn wenn’s dr Pfuus abstellt, oder es git ä Churzä, was hesch, hesch.
Wie heisst’s so schön bi dr Migros, mier Grillatierier oder ähnlich, ich wünsch jedefalls ä Guäte.