StartseiteMagazinKolumnenEin Leben ohne Blumen ist sinnlos

Ein Leben ohne Blumen ist sinnlos

Den Titel der Kolumne entwende ich in leichter Änderung Stefan Bollmann, der das Buch geschrieben hat «Warum ein Leben ohne Goethe sinnlos ist». Der Autor zeichnet feinsinnig jene Momente nach, in denen Goethe sich von den Zwängen der Fremdbestimmung befreit, um sein Leben nach seinen tieferen Bedürfnissen zu gestalten. Ich überlege mir, ob es nicht auch Dinge gibt, ohne die zu leben sinnlos wäre. Mir fallen die Blumen ein. Der Sommer neigt sich dem Ende zu. Wer jetzt durch die Gegend streift, trifft noch immer auf blühende Gärten, schön geordnete, zum Teil bereits geschnittene Sträucher, die die Häuser umgeben und ihre scharfen Kanten mildern. Ich litt kurze Zeit geradezu unter zwei verdorrten Bäumchen und einigen Blumen auf meiner Terrasse. Ich konnte gar nicht anders, als sie ersetzen zu lassen.

Noch hat das Vergilben der abgeernteten Fruchtbäume und der Laubbäume in den Wäldern nicht begonnen. Äpfel- und Birnenbäume hängen voll von reifenden Früchten. Wir hoffen nach dem Regenwochenende auf weitere sonnige Tage, damit die Früchte süsser werden und der Zuckergehalt in den Trauben steigt. Hoffentlich gibt es einen schönen Herbst.

Bei einer Überfülle von Blumen und Früchten wird dem Menschen bewusst, dass sich in der Natur Begehren und Liebe erfüllt. Der Mensch fühlt sich unglücklich, wenn Bäume in der Nähe gefällt werden. Die Bewohner eines Dorfes oder einer Stadt loben Behörden und Gärtner, die sorgfältig schöne Blumenwinkel und gepflegte Parks schaffen. Ein Ort, der nicht geschmückt ist, wirkt ärmlich, ja abstossend. Ich vermute, dass die Liebe zu den Blumen mit einem ur-menschlichen Instinkt zu tun hat. In der Natur herrscht ein Wille zu wachsen und sich zu entfalten. Die Dörfer hierzulande leben erst richtig, wenn sie geschmückt sind; ebenso die einzelnen Häuser, wenn auf den Balkonen Blumen leuchten. Wer nicht achtlos an Häusern vorbeigeht, kann sich interessanten Gedanken hingeben. Vor schön geschmückten Häusern staunt er, bleibt kurz stehen und bewundert die Blütenpracht. Sind die Blumen nicht wie ein Ausdrucks-Psychogramm der Menschen, die dort wohnen? Sie geben Auskunft über die Sensibilität der Bewohner.

Warum schenken sich Menschen gegenseitig Blumen oder warum schmücken sie ihre Wohnung mit Pflanzen? Es kann nicht allein aus ästhetischen Gründen geschehen. In Hotels und Gaststätten sind Blumen Einladungsgesten. Sie lassen auf die Kultur des Hauses schliessen. Bei einem Hochzeitsfest oder einer Geburtstagsfeier sind Blumen Zeichen der Liebe, der Dankbarkeit und des erhofften Segens. Am Grab sind sie ein Symbol der Dankbarkeit und Wertschätzung, vielleicht auch dafür, dass der Mensch gut gestorben ist und sein Wirken im kleinen und grösseren Umfeld viele positive Spuren hinterlassen hat. Es gibt unzählige Gründe, warum Blumengebinde im Alltag, bei Festen und Feiern nicht fehlen dürfen. Allen diesen Gründen geht einer voraus, den ich als metaphysisch bezeichnen möchte. Der Mensch spürt, dass er mit Blumen, Bäumen und mit Pflanzen aller Art verwandt ist. Sie sind Erdwesen wie er selbst. Sie sagen ihm unbewusst, was Leben bedeutet, wofür ein Mensch da sein sollte. Der Zyniker lacht über diese Ansicht, der Ästhet wird einwenden, Blumen hätten nicht anderes zu tun, als das Leben zu verschönern.

Genügt diese simple Antwort auf die gestellte Frage? Warum ist es dem Menschen nicht wohl, wenn er in sterilen, leeren Räumen lebt? Warum steht in jedem Krankenzimmer als Geschenk ein Blumenstrauss? Warum jubeln wir im Frühling, wenn die Kirsch- und Obstbäume blühen und die Natur sich feierlich präsentiert? Erlebt der Mensch dann nicht eine grosse Freude? Er ahnt, dass er mit den Geschöpfen der Natur verwandt ist. Er spürt und weiss, dass in ihnen derselbe Drang herrscht wie in ihm. Er fühlt die Seelenverwandtschaft mit den Blumen, und deshalb kann er sagen, ein Leben ohne Blumen sei sinnlos. Der menschliche Geist blüht nur mit wachen Sinnen. Der Volksmund sagt nicht umsonst: «Sag` es mit Blumen!» Sie vertreten dich selbst.

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1 Kommentar

  1. Ja, es stimmt. Ohne Blumen wäre die Welt kalt, leer, traurig, sinnlos … Blumen können eine tiefere Aussage haben als es Worte vermögen. Und im besten Falle den Gemütszustand eines Menschen aufhellen, und wenn sie noch fein duften, in andere Sphären bringen.

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