Können wir aufatmen, Weihnachten zwar anders, aber hoffnungsvoll begehen? Liegt unter dem Weihnachtsbaum ein verbindlicher Gutschein für eine zeitnahe Impfung, den die Schweizer Bevölkerung zumindest zu 60 Prozent im kommenden Jahr 2021 gegen das Virus einlösen kann? Wird darauf geachtet, dass die verschiedenen Impfstoffe weltweit zur Verfügung stehen, so dass auch in den ärmeren Ländern die Menschen geschützt werden können? Werden die internationale Politik, die Weltgesundheitsbehörde, die UNO dafür sorgen, dass wir weltweit aus der Krise herauskommen, dass das Blatt sich wendet, unsere weltweiten Märkte wieder so funktionieren, so dass unsere Produkt auch wieder ihre Abnehmer finden? Und dass sich Teile unserer Wirtschaft sich weiter erholen; die Grosskonzerne der Pharma-, der Nahrungsmittelindustrie sind ja weit weniger betroffen. Im Gegenteil.
Und nicht zuletzt müssen wir mit Nachdruck darauf drängen, dass in der gängigen eidgenössischen Politik die Einsicht wächst, dass ein konsequentes Handeln, flankiert mit finanzieller Unterstützung des Staates, letztlich auch und gerade der Wirtschaft, auch der Gastronomie, nützt: Sie kann so die Krise überstehen. Ihre Mitarbeitenden können in den Unternehmen verbleiben, mit der vom Staat finanzierten Kurzarbeit ihre Lebenskosten mit ihren Löhnen decken. Bislang verharrten die bürgerlichen Parteien, die SVP, die FDP, bis zu Teilen der CVP und der GLP, in der althergebrachten, gar unerschütterlichen Position; alles hat in den gängigen Mustern abzulaufen, möglichst keine Schulden, keine Steuererhöhungen. Sie sind auch nicht aus den Schützengräben der immer gleichen Auseinandersetzung herausgetreten. Sie haben die Krise schlicht nicht ganz verstanden. Die bis jetzt so beeinflusste Politik hat dazu beigetragen, dass wir heute an der Spitze der Staaten stehen, die die höchste Zahl an neu Infizierten, die meisten Toten haben.
Die Schweiz ist aber in der ganz hervorragenden Situation, dass sie sich die Milliarden-Schulden leisten, dass sie weit mehr noch ausgeben kann. Die ganz tiefen Zinsen belasten die Haushalte des Bundes und der Kantone kaum. Durch die Inflation, auch einer geringen, werden mit der Zeit die Schulden schmelzen. Noch reut unseren Finanzminister Ueli Maurer gemäss Parteiprogramm seiner Partei, der SVP, jeder ausgegebene Franken. Aber auch er beginnt, angeleitet von seinem Direktor für die Finanzverwaltung, Serge Gaillard, zu verstehen, dass wir weltweit einer der gesundesten Staatshaushalte haben, in einer hervorragenden Ausgangslage sind. Internationale Investoren leihen der Schweiz nur zu gerne Geld, sie nehmen gar in Kauf, dass sie auf Jahrzehnte ohne Zinsen auskommen müssen. So ist es eigentlich völlig unverständlich, dass der Bundesrat nicht die ausserordentliche Lage ausgerufen und einen ganz einheitlichen Lockdown verordnet hat. Das mühsame Gezerre zwischen den Kantonen und dem Bund, das Lobbyieren der Wirtschaftsverbände nach Rücksichtnahme, das Drängen der Task Force nach weitergehenden Massnahmen verunsichert die Bevölkerung, sie lässt in ihren Anstrengungen beim Distanzhalten, beim Maskentragen, bei den Hygiene-Massnahmen nach. Wenn selbst Evelin Widmer Schlumpf zwar warnt, aber ihre Mitarbeitenden, 60% über 65 Jahren, weiter einsetzen will, obwohl gerade diese zur Risikogruppe zählen, so macht das deutlich, dass viele, gar die Pro Senectute in ihrem Handeln zuerst an sich selbst denken.
Werden wir wieder eine Eidgenossenschaft, alle für einen, einer für alle. Wir haben das Zeug dazu und selbst das Geld, die Krise zu überstehen. Und nun haben wir auch noch den Impfstoff. Selbst wenn uns nun noch ein mutiertes, ein aggressiveres Virus erreicht, so dürfen wir die Zuversicht nicht verlieren. Die wirtschaftliche Kraft, das sehr gute Gesundheitswesen – wohl bald am Anschlag – , die Aussicht auf das Impfen, das lässt uns Weihnachten, das ausklingende 2020 würdevoll feiern, wenn auch im engen Kreis.