StartseiteMagazinLebensartEin Garten ist ein Hoffnungsträger

Ein Garten ist ein Hoffnungsträger

Wenn ein Gartenjahr, ein Kalenderjahr, eine Beziehung oder ein Lebensabschnitt zu Ende gehen, dann gilt es Abschied zu nehmen. Abschied von Menschen, von Plänen, von lieb gewordenen Gewohnheiten. Jeder Abschied ist ein kleiner Tod, heisst es. Aber jedem Abschied wohnt auch ein Zauber inne.

Der Literatur-Nobelpreisträger Hermann Hesse war ein begeisterter Gärtner. In seinem philosophisches Gedicht «Stufen» schreibt er zwar nicht von Abschied, sondern von Anfang: «Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne». Was aber doch impliziert, dass vorher etwas zu Ende gegangen ist. Dass, um im Garten zu bleiben, die Herbststürme das letzte Laub von den Bäumen gefegt haben, der eisige Wind dem letzten Blühen in den Beeten ein Ende gesetzt hat, die letzten Früchte ganz schnell aufgesammelt werden mussten.

Es wird wieder Frühling

Was kein Grund zur Melancholie ist, denn jeder Gartenfreund weiss, dass tief in der Erde neue Kräfte schlummern, die Frühblüher bereits in Warteposition sind, damit sie die ersten wärmenden Sonnenstrahlen im Frühling nicht verpassen. Und die Knospen an den Ästen der Bäume und Sträucher längst bereit sind. Man schneide nur mal einen Zweig am Apfelbaum, am Schwarzdorn ab und stelle ihn an die Wärme.

Die himmelblauen Iris lassen sich willig verpflanzen und machen so den Abschied von einem Garten leichter.

Abschiede gehören zum Leben dazu. Als ich meinen grossen – zu grossen – Garten aufgeben musste, dachte ich zuerst nur daran, wie viel Arbeit nun wegfällt. Und war erleichtert. Ein kleiner, höchst überschaubarer Garten ist nun seit Jahren mein neues Zauberreich.

Drei Jahre brauchte die Clematis, bis sie wieder austrieb und mit Rose und Eibe ein Stilleben bildete.

Aber dann kam er doch, der Abschiedsschmerz. Die Duftrose, deren in einer Schale gesammelten Blütenblätter jeweils noch lange an warme Sommertage erinnerten, musste zurückgelassen werden. Alte Rosen verpflanzt man nicht mehr.

Den Narzissen gefiel die neue Umgebung gar nicht und innert weniger Jahre waren sie alle verschwunden. Auch der Clematis war es am neuen Standort zu schattig und Grossmutters Himbeeren, deren Früchte so viel mehr Aroma haben als alle Neuzüchtungen, serbelten elend vor sich hin. Nur die Akeleien, die wuchsen nach dem Umzug weiter, wie wenn nichts geschehen wäre.

Neues und altes Leben im Garten

Es war ein Abschied auf Raten und ganz ohne Zauber. Der kam erst nach und nach zurück. Eine neue Duftrose, frische Blumenzwiebeln und einige Neuheiten liessen den Abschiedsschmerz verblassen. Die Clematis aus dem alten Garten überlegte es sich drei Jahre lang, dann trieb sie wieder aus und auch die Himbeeren brauchten mehr als eine Saison, bis sie wieder so richtig austrieben. Dafür wuchern sie nun wild vor sich hin.

Ein Garten ist ein schönes Sinnbild für die Vergänglichkeit, die immer auch einen Neubeginn in sich trägt. «Nichts bleibt, mein Herz, und alles ist von Dauer», schrieb Erich Kästner in seinem «August»-Gedicht. Jetzt ist zwar Ende Dezember, aber die tiefe Wahrheit bleibt: Wo sich eine Türe schliesst, öffnet sich eine andere. Und das gilt nicht nur für Gartentürchen.

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2 Kommentare

  1. Félicitations à Bernadette Reichlin pour: «Un jardin est un porteur d’espoir».
    In seinem Gedicht schrieb Theodor Agrippa d’Aubigné (1616):

    Une rose d’automne est plus qu’une autre exquise.

    Bien cordialement:
    André Durussel, Schrifsteller A*dS

  2. Ismet Damgaci; )an die werte Redaktion).Doppelt ist nicht mein bescheidener Beitrag, sondern die hochgeschâtzte Reaktion Ihrer hochgeehrten Redaktion.

    Abschiede gehören zum Leben dazu. Bin voll und ganz der gleichen Auffassung. (Wollte nicht gleich «Meinung» sagen, denn mein Primarschullehrer (Schule Unterstrass bei der Kirche) Herr Moser meinte jeweils, wenn wir etwas (besonders das Fehlen der Hausaufgabe(n)) «erklaeren» wollten auf «Ich meinte»….»Meinen tun die Affen». Das vergesse ich nie und nimmer.

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