StartseiteMagazinLebensartBivio hat ein Kino im Stall

Bivio hat ein Kino im Stall

Ein Tag bei der Familie Fasciati. Am Morgen werden in der Küche Popcorn und Käschüechli gebacken um bei der Filmvorführung verkaufen zu kjönnen. Das Einrichten des (Heu-) Stallkinos dauert, da der Beamer im Winter warm gelagert werden muss wegen der Kälte. Das Kino wird nur für die Aufführungen geheizt. Das Cinema Stalla in Bivio wird von der Familie Fasciati und Schmidt / Packun betrieben (Vater Marcel, Mutter Esther, Töchter Marina und Seraina, Laura Packun und Andreas Schmidt ). Iniatorin ist Marina Fasciati, welche das Cinema Stalla als Maturaarbeit projektiert und mit vielen freiwilligen Helfern aus Familie / Freunde erarbeitet hat. Das Cinema Stalla ist im ehemaligen Heustock eines Stalles eingerichtet.

Eigentlich war Marina Fasciati nur auf der Suche nach einem Thema für ihre Maturaarbeit. Nun hat ihr Heimatdorf Bivio ein Kino, die Vorführungen sind fast immer ausverkauft und Marina ist quasi Unternehmerin geworden.

Ein hölzerner Wegweiser steckt im Schnee. Dort hinten noch einer. Und noch einer. «Cinema Stalla» steht darauf. Folgt man den Wegweisern, landet man bei einem alten Stall mitten im Dorf. Man steigt die neue Holztreppe auf die Laube hoch, schiebt erst die alte Holztür auf, dann einen dicken Stoffvorhang – und steht in einem Kino. Kein gewöhnliches Kino. Hinten thronen auf einer Art Tribüne aus Paletten ein paar ausgemusterte Kinosessel und zwei Reihen Postautositze. Vorne stehen selbstgemachte Paletten-Sofas mit dicken Polstern und Schaffellen drauf. Hier finden während der Wintersaison jeden Sonntag Vorstellungen statt. Es kommen vor allem Familien mit Kindern. Die schätzen das zusätzliche Angebot, denn sonst ist abseits der Pisten nicht viel los im kleinen Familienskigebiet am Julier.

Das Kino befindet sich in einem alten Stall mitten im Dorf. 

Frauenpower und Familiensinn führten zum Ziel

Seine Existenz verdankt das Cinema Stalla zwei einheimischen Familien und ganz besonders der Gymnasiastin Marina Fasciati. «Wir sassen wie so oft mit der befreundeten Familie Schmidt zusammen und diskutierten», erinnert sie sich. Das Gespräch kam auf Marinas bevorstehende Maturaarbeit, und sie erzählte, dass sie noch auf der Suche nach einem guten Thema sei. «Weil wir alle grosse Film-Fans sind, waren wir uns einig: Bivio fehlt ein Kino.» Da mitten im Dorf ein ehemaliger Stall leer stand, wusste Marina auch sofort, wo das Kino entstehen sollte. Der Besitzer gab ihr das Versprechen, den Stall mindestens die nächsten fünf Jahre lang zur Verfügung zu stellen.

Marina Fasciati in «ihrem» Kino in Bivio.

Frauenpower fürs Kino: Marinas Mutter Esther stellt am Vorführungstag Wegweiser im Dorf auf.

Also legten sie los: Marina, ihre Eltern Esther und Marco, ihre Schwester Seraina und ihr Bruder Dario. Tatkräftig unterstützt von Familie Schmidt mit Vater Matthias, Mutter Ladina und den drei Töchtern. Der Lehrer an Marinas Schule, der die Arbeit betreute, war allerdings nicht annähernd so begeistert. Er fand, das Thema gebe zu wenig her. Marina hatte jedoch schon so viel Energie und Zeit investiert, dass sie seine Warnungen ignorierte. Im Dezember 2017 fand dann die Premiere statt – vor ausverkauften Rängen. Seither fand während der Saison jeden Sonntag eine Vorstellung statt – und fast alle waren ausverkauft.

Ohne Popcorn geht es nicht

Auch bei unserem Besuchsabend im Winter 2019 sieht es gut aus. «Wir haben viele telefonische Reservationen, und vorhin hat gerade noch eine Familie reingeschaut, um sich Plätze zu reservieren», sagt Marina. Popcorn hat sie bereits eine ganze Kiste voll gemacht. «Kurz vor Vorstellungsbeginn schalte ich die Maschine dann nochmals an, damit es richtig gut riecht.» Es gibt aber nicht nur Popcorn. Esther und Ladina haben Käseküchlein aus lokalem Alpkäse vorbereitet und Glühwein gemacht, die anderen Getränke hat Marina auch schon hergeschleppt. Esther hat im ganzen Dorf die Wegweiser aufgestellt. Die DVD – heute läuft Schellenursli – ist eingelegt und der Ton getestet. Das Thermometer zeigt inzwischen 15 Grad an. Am Morgen waren es erst drei, wenn der Film anfängt werden es dann so um die 20 Grad warm sein.

Marina ist «Mädchen für alles». Dazu gehört nicht nur Popcorn machen, sondern auch die ganze Technik einrichten.

Kurz vor der Vorstellung ist der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt. Meist kommen Familien mit Kindern. Alle Fotos: Yannick Andrea

Im ersten Winter war das ganz anders, da lag die Temperatur manchmal nicht viel über dem Gefrierpunkt. Und der Ton aus den kleinen Heimkino-Boxen war doch sehr bescheiden. Noch mehr Geld, als Marina mit einem Crowdfunding-Projekt bereits für den Umbau gesammelt hatte, konnte sie aber nicht auftreiben. Erst als die Schweizer Berghilfe ihre Unterstützung zusagte, konnte sie Heizstrahler und eine bessere Tonanlage bestellen. «Jetzt ist das Kino perfekt», sagt Marina. Das fand ihr Lehrer dann übrigens doch auch. Für ihre Arbeit hat sie eine Sechs bekommen.

cinemastalla.ch


Mehr über die Schweizer Berghilfe erfahren Sie hier.

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