StartseiteMagazinGesellschaftGärtner des Regenwalds: Orang-Utans auf Borneo

Gärtner des Regenwalds: Orang-Utans auf Borneo

Die einzigartige Artenvielfalt und Schönheit des tropischen Regenwaldes, aber auch dessen akute Bedrohung gibt es derzeit mitten in Zürich zu sehen. Herzstück der Ausstellung «We are the Forest» sind die letzten Orang-Utans auf Borneo, deren Erbinformation zu 97 Prozent mit der unseren identisch ist.

Das Museum der Anthropologie und der Botanische Garten der Universität Zürich zeigen in Zusammenarbeit mit Borneo Orangutan Survival (BOS) Schweiz knapp 50 Exponate international renommierter Naturfotografen. Die Foto-Ausstellung We are the Forest ist eine Liebeserklärung an den Regenwald und will an die bedrohten Primaten erinnern. Seit 1999 ist die Anzahl der Orang-Utans auf Borneo um rund 150.000 Tiere zurückgegangen. Die Menschenaffen der indonesischen Insel sind in Gefahr, weil ihr Lebensraum immer kleiner wird: Der Dschungel muss Palmöl-Plantagen weichen.

Orang-Utans spielen als «Gärtner des Waldes» eine Schlüsselrolle in ihrem Habitat. Bild: © Marco Gaiotti

Gerade rechtzeitig nach dem Ja zum Freihandelsabkommen mit Indonesien gibt es einen Einblick in die Urwald-Landschaft Indonesiens. Als einer von 35 Biodiversitäts-Hotspots der Erde präsentiert sich der Regenwald als einmaliges Naturspektakel. Doch seine Zerstörung schreitet voran und hat massive Auswirkungen auf das Weltklima sowie zahlreiche endemische Arten, die akut vom Aussterben bedroht sind.

Waldarbeiter mit Kettensäge – damit es Platz für Plantagen gibt. Bild: © Björn Vaughn

Darunter auch die letzten Orang-Utans, deren Lebensraum bereits zu achtzig Prozent zerstört ist. Sie stehen im Mittelpunkt der Foto-Ausstellung im Museum der Anthropologie sowie ab April mit zusätzlichen Exponaten im Botanischen Garten der Universität Zürich. In der von Borneo Orangutan Survival (BOS) Schweiz konzipierten Ausstellung bringen elf international renommierte und grösstenteils preisgekrönte Fotografen Besucherinnen und Besuchern Leben und Lebensraum der bedrohten Primaten näher.

Ziemlich nahe Verwandte

Die neunzehn Fotografien, die im Museum der Anthropologie zu bestaunen sind, stellen die genetische Verwandtschaft zwischen Mensch und Orang-Utan ins Zentrum. «Unsere Erbinformation ist zu 97 Prozent identisch», hält Sophia Benz, Geschäftsführerin von BOS Schweiz, fest. «Nicht vergebens bedeutet der aus dem Malaiischen stammende Name Orang-Utan auch Waldmensch.» Visualisiert wird das anhand von Porträts bekannter Persönlichkeiten, die mit Aufnahmen von Orang-Utans verschmelzen. Zu sehen sind hier etwa Schauspieler Sven Schelker, der für seine Rolle als Bruno Manser mit dem Schweizer Filmpreis ausgezeichnet wurde, UZH-Primatologin Maria van Noordwijk oder UZH-Emeritus Carel van Schaik, der über vierzig Jahre lang in den Regenwälder Indonesiens das Verhalten und die kognitiven Fähigkeiten von Affen studiert und die Forschung an der Universität Zürich geprägt hat. «Erkenntnisse über Orang-Utans helfen uns, besser zu verstehen, wer wir selbst sind», so Benz.

Atemraubend schön und akut bedroht

Der zweite Teil der Ausstellung, der ab April in den Tropenhäusern des Botanischen Gartens der Universität Zürich zu sehen ist, umfasst 29 Exponate. Sie zeigen neben Orang-Utans, die als «Gärtner des Waldes» eine Schlüsselrolle in ihrem Habitat spielen, Insekten, Amphibien und die Vegetation von Borneos einzigartigem Ökosystem. Diverse in Indonesien heimische Pflanzenarten können die Besucherinnen und Besucher auch in natura bewundern.

Orang-Utans leben in den Bäumen. Bild: © Björn Vaughn

Der sehr seltene Tapanuli-Orang-Utan wurde erst 2018 dritte Orang-Utan-Art von Forschenden der Universität Zürich erstmals beschrieben und ist, kaum aufgespürt, bereits vom Aussterben bedroht.

Gefährdet, gerettet und ausgewildert

Die Faktoren, die das Überleben aller drei Orang-Utan-Arten gefährdet, greift die Ausstellung ebenfalls auf: Plantagenwirtschaft und Abholzung gehören ebenso dazu wie Waldbrände, Wilderei und Wildtier-Tourismus. Die traurigen Augen eines als Boxer verkleideten Orang-Utans lassen niemanden kalt und erinnern in eine noch heute währende Realität: Tiere werden illegal gehandelt und zur Belustigung von Touristinnen und Touristen in Shows vorgeführt. Für sein eindrückliches Bild wurde Aaron Gekoski 2019 mit dem Publikumspreis des Wildlife Photographer of the Year ausgezeichnet.

Mit mehreren Jahren Vorbereitungszeit ist zu rechnen, bis diese Kinder ausgewildert werden können. Bild: Mark Edward Harris

Der Einblick in die Rettungsstation der BOS Foundation auf Borneo und damit ins weltweit grösste Primatenschutz-Programm ist ein weiterer Programmpunkt der Ausstellung. In 30 Jahren rettete die Stiftung rund 3000 Orang-Utans und konnte knapp 500 Tiere in geschützten und teils selbstverwalteten Waldgebieten auswildern: «Damit die Auswilderungen und die bis zu zehn Jahre lange Vorbereitung der Tiere auf ein Leben im Regenwald erfolgreich sind, sind weitere Kenntnisse über das natürliche Habitat und das Verhalten wilder Populationen dringend nötig», sagt Sophia Benz. «Doch die Zeit läuft uns davon.» Mit We are the Forest möchte die Organisation deshalb gemeinsam mit ihren Partnern ein starkes Zeichen für den Arten- und Klimaschutz setzen.

Blick in die Ausstellung: Museum für Anthropologie. (Bild: UZH, abgebildete Exponate: Aaron Gekoski und Björn Vaughn)

Titelbild: Überleben im Regenwald: Auf der Rettungsstation werden die Orang-Utans auf Ihre Auswilderung vorbereitet. Bild: © Andrew Suryono

Museum der Anthropologie der Universität Zürich
1. März bis 30. September 2021

Botanischer Garten der Universität Zürich
1. April bis 30. Juni 2021

Über begleitende Anlässe zur Ausstellung informiert BOS Schweiz laufend unter:  www.bos-schweiz.ch/fotoausstellung

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