StartseiteMagazinKolumnenDurstige Terrassen und Digitales im Mund

Durstige Terrassen und Digitales im Mund

Offensichtlich geniessen nicht nur Coronamüde die Lockerungen des Bundesrates. «Freudig prosten sich Menschen auf Terrassen zu, die endlich wieder etwas trinken dürfen.» Zwar war in den vergangenen Monaten nie die Rede davon, dass Terrassen am Verdursten sind, aber gönnen mögen wir ihnen eine Erfrischung allemal. Und der Regen der vergangenen Tage hat da sicher auch dazu beigetragen, dass sich nun alle Terrassen wieder vom Winterstress erholt haben.

Plattitüden, Allgemeinplätze oder Floskeln sind überall zu finden. Da schiesst einer ganz ohne Fussball ein Eigentor, dort wird völlig straffrei ein Kind mit dem Bade ausgeschüttet oder jemand über den Tisch gezogen. Der Nachbar trägt wohl im Wohnzimmer eine Krone, an der ein Zacken fehlt und ein anderer sollte seine Tassen endlich mal wieder im Schrank versorgen. Aber wenn die Digitalisierung in aller Munde sein soll, regt das schon in bisschen zum Nachdenken an. Whattsap mit den Zähnen oder Internet mit jedem Zungenschlag? Hätte schon Vorteile. Wenn ein Dienst nicht funktioniert, was ja schon mal vorkommen soll, könnte man ihn einfach runterschlucken.

«Gesprochene Rede ist nicht geschriebene Rede» steht ab und zu über einem Manuskript, das ein Journalist im Vorfeld eines Referats erhält. Will heissen, es gilt, was die Referentin dann wirklich sagt – oder eben nicht sagt. Der Grundsatz, nicht jedes gesprochene Wort auf die Goldwaage zu legen, gilt aber auch in der normalen journalistischen Arbeit.

«Hätte da ein Kind gestanden, wäre es jetzt flach» geht deshalb gar nicht, auch wenn das ein «Verkehrsverantwortlicher» so gesagt hat. Und dieses Zitat dann noch als Titel über einen Text zu setzen, ist fast schon geschmacklos. Ein bisschen Fingerspitzengefühl sollte schon sein. «Schön blöd» heisst in der Zeitung dann «schade», «ich war so ein saudummer Löli» wird mit «ich habe mich getäuscht» übersetzt und «ich habe den Grind angeschlagen» mit «leichter Kopfverletzung». Eine Zeitung ist ja schliesslich kein Biertisch. Wäre ja wirklich ein Seich, wenn solche Redensarten in der Zeitung überhand nähmen.

Von einem lieben Kollegen kommt der Hinweis, dass in Bern die Pflegekräfte offensichtlich «jenseits ihrer Belastbarkeit» arbeiten müssen.» Frage: Sollten sie dann besser diesseits ihrer Belastbarkeit wirken? Und grad noch etwas Medizinisches: «Der Sportler macht auch am Beckenboden eine gute Figur». Nein, ich will das Bild gar nicht sehen. Und vielleicht sass er ja wirklich nicht am Beckenrand, sondern auf dem Boden des Bassins. Aber der Beckenboden, das ist etwas ganz anderes. Auch wenn empfohlen wird, ihn regelmässig zu trainieren.

Zum Schluss ein Bogen zum Anfang: Die Mutter des kürzlich verstorbenen Prinz Philipp lebte einige Zeit in einem Sanatorium im Kanton Thurgau, «wo sie Philipp regelmässig besuchte». Wer da wen besuchte, wird viel klarer, wenn das kleine Wörtchen «sie» hinter den Philipp verschoben wird.

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