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Europa im Fussballfieber

Jeder seriöse Wettkampf entfesselt die Kräfte der Spieler. Ohne grosse Anstrengung und konsequente Arbeit gelingt kein Sieg. Damit das Ziel erreicht wird, muss jeder einzelne Spieler auf vorgängige Vergnügungen verzichten und ernsthaft an sich und seiner Technik arbeiten. Trotz enormer Übung und Feilen an der Technik, wird die Mannschaft nur Erfolge feiern, wenn sie mit Spielfreude und Passion an die Arbeit geht. Ein steifer, verkrampfter Fussball führt selten zu Erfolg. So muss der Arbeit das spielerische Können beigemischt sein. Spieler, die auf dem Feld mit Leichtigkeit agieren, die über einen überragenden Spielwitz, über die Fähigkeit der Improvisation verfügen, imponieren wie Artisten im hohen Zirkuszelt. Sie überzeugen durch raffinierte Pässe, durch eine leichte Ballführung, mit der sie stets überraschende Situationen kreieren. Arbeit und Spiel gehören zusammen.

Weitere Elemente schweissen Spieler zu einer perfekten Mannschaft zusammen. Anerkennen sie sich gegenseitig nicht als gleichwertig, und sind einzelne auf persönliche Triumphe erpicht, dienen sie der Mannschaft nicht. Der Egoismus des Einzelnen, der stets auf den eigenen Applaus zielt, schwächt die Mannschaft. Das Spiel findet sich durch selbstlose Kombination, durch Austausch und Gespräch zu einem Ganzen zusammen. Dazu gehört, dass jeder für jeden kämpft. Ohne leidenschaftlichen Einsatz aller Spieler fällt die Mannschaft auseinander und verliert an Schlagkraft. Das Bemühen um den Sieg darf niemals nachlassen. Das Spiel ist erst zu Ende, wenn es abgepfiffen wird. Der Kampf gehört zu den Grundphänomenen des menschlichen Daseins, gleichursprünglich wie die Liebe zur Sache. Im Kampf offenbart sich der Charakter der Mannschaft und derjenige jedes einzelnen Spielers.

Geht das Spiel verloren, findet sich Trauer und Niedergeschlagenheit ein. Es ist die Ahnung, wie es im Leben gehen kann. Immer wieder geht die Freude dahin. Sie stirbt und weicht dem Schmerz des Verlustes. Darin bekundet sich in letzter Tiefe der stets anwesende Tod. Es ist nicht der reale Tod, sondern das Wissen um ihn, der sich im Verglühen der Hoffnung zeigt. Trauer, aber auch Zorn begleitet die Niederlage. Der Zuschauer ist enttäuscht. Oft weinen Fans nach einem verlorenen Spiel.

Das Fussballspiel repräsentiert die Grundphänomene des Daseins*. Es sind Arbeit, Spiel, Kampf, Liebe und Tod. In diesen Bereichen spielt sich das Leben des Menschen ab. Besteht eine Mannschaft in einem der Grundbereiche die erwartete Leistung nicht, hat sie die Prüfung nicht bestanden. Noch bei einer Niederlage wollen Anhänger erkennen, dass die Mannschaft redlich gekämpft hat. Warum spielte die Schweizer Mannschaft gegen Wales unentschieden? Nach dem Führungstor fiel der Kampfgeist für eine Weile zusammen und so kam es zum unverzeihlichen Ausgleichstor.

In den fünf Grundphänomenen zu bestehen, ist nicht nur der Mannschaft aufgetragen, sondern jedem einzelnen Spieler. Und überträgt man diese Erkenntnis auf ein individuelles Leben, spürt jeder selbst, ob ihm das Leben gelingt. Fehlt ihm in einem Lebensbereich das Gelingen, weiss er, dass er nicht der ist, den er sein könnte. Hört man den Fussballphilosophen oder den Kommentatoren ernsthaft zu, wie sie ein Spiel analysieren, wird man erkennen, dass sich die Diskussion um diese fünf Bereiche dreht. Sie prüfen, ob die Mannschaft gekämpft, ob sie leidenschaftlich gespielt oder ob sie es sich zu einfach gemacht hat. Die Kommentatoren heben spielerisch grossartige Momente hervor und beurteilen die Art des Spiels. War das Spiel reiner Kampfsport oder hohe Ballartistik? Wird sich die Mannschaft nach einer Niederlage zusammenreissen und mit frischem Elan beim nächsten Spiel antreten? Zuschauerinnen und Zuschauer erleben bei perfekten Spielen jeweils Momente des Glücks, wenn sie erkennen, dass sich ein Spiel wundersam zusammenfügt und die höhere Fussballkunst gesiegt hat.

* Eugen Fink: Grundphänomene des menschlichen Daseins. München 1979.

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