Die Winterthurer haben’s gut! Ein Wanderweg führt rund um ihre Stadt. Sehr praktisch – gerade in diesen Coronazeiten. Wanderer Daniel Musy vergleicht Winterthur mit einem Tintenfisch und erzählt vom Wanderweg in Winterthurs Partnerstadt La Chaux-de-Fonds.
Auf der Hegmatte dem Start der Segelflugzeuge an der Seilwinde zuschauen, Schloss Mörsburg besichtigen, vom Aussichtspunkt in Brütten (auf 610 m) über weite Landschaft in die Berge schauen: Zu ihrem 750-Jahr-Jubiläum 2014 erhielt die Stadt Winterthur einen 70 Kilometer langen Rundweg entlang der Stadtgrenze. Er wurde 2016 mit dem Prix Rando, einem Preis der Schweizer Wanderwege ausgezeichnet.
Wandern über Felder und Höhen rund um Winterthur. Foto: Daniel Musy
Der Weg lässt sich zu Fuss oder mit dem Velo erwandern. Drei hindernisfreie Etappen eignen sich auch für Rollstuhlfahrer oder Familien mit Kinderwagen. Die Start- und Zielorte der verschiedenen Etappen sind durch den öffentlichen Verkehr erschlossen. Besonders in diesen letzten beiden Coronajahren mit ihren wechselnden Bewegungseinschränkungen und Reisebestimmungen dürfte der abwechslungsreiche Wanderweg direkt vor der Haustür dieser waldreichen Stadt zu einem wertvollen Geschenk für die Bevölkerung und zu einer gesundheitlichen Bereicherung geworden sein.
Das Schulhaus von Eidberg. Foto: Daniel Musy
So findet auch jedes Jahr am letzten September-Wochenende eine Laufstafette statt, die Winti-SOLA. In diesem Jahr trifft es den 25. September 2021. Die Läuferinnen und Läufer nehmen auf zwölf Strecken insgesamt 86 Kilometer unter die Sohlen.
Ein Geschwister in der Westschweiz
Was viele Wanderfreudige nicht wissen: Der Winterthurer Rundweg hat ein älteres Geschwister, Les chemins des 7 abeilles oder Wege der 7 Bienen in Winterthurs Partnerstadt La Chaux-de-Fonds. Sie gliedern sich in sieben leichte bis mittelschwere Abschnitte bei einer Gesamtlänge von 47 Kilometern und führen anders als der Winterthurer Rundweg um die Stadt, sondern sind in der Peripherie der Uhrmacherstadt jeder für sich angelegt, der Topographie entsprechend.
Blick auf La Chaux-de-Fonds …
… und auf die Winterthurer Altstadt.
Diese Bienenwege entstanden auf Initiative des ehemaligen Gymnasiallehrers, Gemeinderats und Sekretärs der Stiftung Winterthur-La Chaux-de-Fonds Daniel Musy. Soeben hat er mit seiner Frau Sylviane den Winterthurer Rundweg abgewandert und kennengelernt. Ein liebevolles Fazit seiner Erlebnisse ist in französischer Sprache auf seinem Blog Mille Tableaux nachzulesen.
Partnerstädte für Wanderlustige
Für interessierte Wanderlustige aus dem jeweilig anderen Sprachraum existiert eine spezielle Doppelwanderkarte: Auf einer Seite werden die Bienenwege in deutscher Sprache vorgestellt. Auf der Rückseite ist der Winterthurer Rundweg in französischer Sprache beschrieben. Die Karte ist in den Tourismusbüros oder via Homepage der jeweiligen Stadt zu beziehen (Winterthur bzw. La Chaux-de-Fonds). Sie soll helfen, das Interesse an den Partnerstädten zu fördern.
Kulturland und Wald umgibt die Kulturstadt. Foto: Daniel Musy
Beide sind Kulturstädte und haben Überraschungen parat. Winterthur punktet mit einer unerwartet schönen, kleinen Altstadt, seinen berühmten Museen, dem Technorama und einem aktiven Musik- und Theaterleben. Die alte Uhrenmetropole La Chaux-de-Fonds beeindruckt mit ihrer schachbrettartigen Bebauung und ihrer interessanten Geschichte, zu erfahren im Historischen Museum. Auch das Uhrenmuseum ist ein Bijou. Und: Einzig in dieser Gegend sieht man noch Beispiele einer speziellen Ausprägung des Jugendstils, den so genannten Tannenstil.
Welsche Sicht auf den Winterthurer Weg
Seniorweb: Daniel Musy, Sie haben soeben den langen Wanderweg der Partnerstadt Winterthur unter die Lupe genommen. Die Socken dampfen noch. Wie haben Sie ihre vier Teilwanderungen erlebt?
Daniel Musy: Im Glück! Es gibt nichts Besseres als eine Stadt aus der Höhe zu entdecken. Wer nicht auf der Waid war, kennt Zürich nicht. Winterthur ist eine Stadt, die sich wie ein Tintenfisch mit seinen Tentakeln in die Landschaft ausdehnt. Dadurch sind die urbanen Zonen in enger Berührung mit dem immensen Waldbestand. Die Wanderstrecken haben wenig Auf- und Abstiege und sind leicht zu bewältigen.
Der Winterthurer Weg führt getreu entlang der kurvigen und zackigen Stadtgrenze, mit wenigen kleinen Abstechern. Wie finden Sie das?
Der Ansatz ist konsequent. Allerdings scheint es mir ermüdend, der vorgegebenen Strecke immer gehorsam zu folgen. Statt dessen kann man den Parcours getrost mit Hilfe der Karte vereinfachen. Unterhalb des Äschberg sind wir zum Beispiel südlich des Hügels rechts abgezweigt.
Unterwegs beim Weiler Eidberg
Weit draussen Im Vergleich dazu sind die Bienenwege in La Chaux-de-Fonds ganz anders konzipiert. Dabei dürfte die Topographie des Geländes eine Rolle gespielt haben.
Genau. Wobei es unser Ziel war, jeden Weg über die Anhöhe eines kleinen Hügels oder über einen kleinen Berggipfel zu führen. La Chaux-de-Fonds liegt ja bereits auf 1000 Meter. Dazu kommt: Der Winterthurer Rundweg wird von der Stadt verwaltet. Der Bienenweg in La Chaux-de-Fonds ist das Kind einer privaten Gesellschaft.
Gibt es sonst noch charakteristische Unterschiede zwischen den Bienenwegen und dem Winterthurer Rundweg?
Ja. Einige Wege in La Chaux-de-Fonds sind steiler als in Winterthur.
Wie gross ist die Beachtung und Nutzung dieser Wanderwege in La Chaux-de-Fonds?
Viele Bewohner kennen nicht alle Wege. Das wird auch für Winterthur so sein. Deshalb bietet die Gesellschaft Wege der 7 Bienen ihren Mitgliedern begleitete Wanderungen an, zum Beispiel Schneeschuhwandern, Spaziergang mit einer Geschichtenerzählerin, Entdeckungstour mit einem Imker oder einer Botanikerin. Die beliebte torrée de septembre, in Asche gegarte Saucisson neuchâtelois, ist ein Muss! – Unsere Gesellschaft pflegt überdies engen Kontakt zur Primarschule mit dem Ziel, Kinder für die Natur zu sensibilisieren.
Sie sind Sekretär der 1992 gegründeten Stiftung La Chaux-de-Fonds-Winterthur. Welches Ziel hat diese Stiftung?
Seit ihrer Gründung im Jahr 1991 unterstützt sie Anlässe öffentlicher oder privater Institutionen, wenn sie dem Ziel der Städtepartnerschaft entsprechen. Das kann auf Schulebene, kultureller oder sportlicher Ebene sein. Auch ermutigt sie Exkursionen in die jeweilige Partnerstadt.
Titelbild: Sylvaine und Daniel Musy auf dem Winterthurer Rundwanderweg «im Glück»
Fotos:© Christine Kaiser
Noch bis 31. Oktober 2021 die Winterthurer Bevölkerung eingeladen, an mindestens zwei Tagen La Chaux-de-Fonds zu besuchen. Die Stiftung unterstützt den Aufenthalt für Winterthurer Einwohner mit einem finanziellen Beitrag, das gilt in umgekehrter Richtung. Die allgemeinen Informationen (Verpflegung, Unterkunft etc.) für einen Besuch in La Chaux-de-Fonds helfen auch allen anderen weiter.