Kolumne

Seit Jahren schreibe ich kurze Texte und nenne sie ohne Hemmungen «Kolumnen». Bis mir kürzlich einmal in den Sinn kam, nachzuforschen, was denn unter «Kolumnen» wirklich zu verstehen sei. Also «stricto sensu», im eigentlichen Sinn des Wortes, wie die Lateiner sagen! Und ob ich diese Bezeichnung überhaupt verwenden darf, soll?

Da habe ich mich schön in die Nesseln gesetzt. Da gibt es Sachbücher über das Schreiben von Kolumne zuhauf. Da gibt es Umschreibungen, Definitionen ohne Ende. Da finde ich bekannte und berühmte Namen von Kolumnenschreibern, wobei für mich natürlich «Peter Bichsel» am vertrautesten klingt.

Am Schluss meiner Nachforschungen fällt mir nur das Zitat von Johann Wolfgang von Goethe (1782- 1832) ein: «Da steh ich nun, ich armer Tor. Und bin so klug als wie zuvor!» Wobei «Tor» als Maskulinum nicht so recht passen will, aber lassen wir das!

Ich will doch versuchen, einigermassen darzustellen, was ich bei meinem Streifzug durch das Internet zum Begriff «Kolumne» gelernt habe. Dabei verzichte ich auf Quellenangaben. Denn meine «Quellen» beziehen sich häufig wieder auf andere Quellen. Ein Ende wäre nicht abzusehen.

Immer wieder stosse ich auf den Hinweis, dass der Begriff «Kolumne» sich aus dem Lateinischen ableitet, und zwar von «columna». Das bedeutet soviel wie «Säule» oder «Stütze». Auf die Ausflüge in das Metier des Buchdrucks (Spaltensatz) verzichte ich.

Aber dass eine Kolumne eine Stütze zum Beispiel einer Zeitung oder Zeitschrift sein kann, leuchtet mir ein. Ich ertappe mich ja selbst dabei, dass ich in einer Zeitung manchmal nur nach dem Text, eben der Kolumne, eines bestimmten Autors suche. Einer dieser Autoren, den ich sehr schätze, schreibt seine Kolumnen heute noch für eine Sonntagszeitung. Kürzlich stiess ich wieder auf einen Beitrag von ihm und erinnerte mich, dass ich mir früher, oft aus Zeitmangel, nur seinen Text zu Gemüte geführt und das Blatt dann wieder weggelegt hatte.

Offensichtlich erfüllt er alle Anforderungen, die an einen Kolumnisten gestellt werden. Er schreibt kurze Texte, aber nicht zu kurze. Denn als Leserin will ich ja das von ihm angeschlagene Thema in abgerundeter Form zur Kenntnis nehmen können. Er schreibt aktuell. Wobei diese Aktualität sich auf das Leben rund herum, aber auch auf seine persönliche Situation oder Befindlichkeit beziehen kann.

Er schreibt bald humorvoll, bald ironisch. Jedenfalls ist das Augenzwinkern über sich selbst oder über die Leserinnen und Leser nicht zu übersehen.

Humor, Ironie, Witz sind Zutaten, die ich in Texten ungern vermisse. Sie können uns, gerade in der heutigen belastenden Zeit, zu einer gewissen Distanz zu den Geschehnissen um uns herum verhelfen. Nur ist es mit diesen drei «Zutaten» so eine Sache.

Mit Humor begibt man sich auf das ungefährlichste Feld, meine ich. Immer wieder kann eine Situation entschärft werden, wenn auch die lustige Seite einer nicht allzu gewichtigen Angelegenheit betrachtet wird. Allerdings können die Meinungen darüber, was wichtig oder nicht wichtig sei, sehr auseinander gehen. Und manchmal muss man auf das Schmunzeln, Lächeln oder sogar Lachen verzichten, wenn das die Betroffenen überfordern würde.

Ironie ist schon ein schwierigeres Pflaster. Da beklagte sich ein Bekannter bei mir, seine Kollegen würden ihn einfach nicht verstehen. Da habe es doch wie aus Kübeln gegossen und er habe gesagt: «Welch ein prächtiges Wetter!». Was sei die Antwort gewesen? «Spinnst Du, es regnet doch!».

Durch Erfahrung habe ich gelernt, dass sich Ironie nur für den kleinen Kreis eignet. Einem grösseren Publikum Ironie zuzumuten ist ein Abenteuer. Wenn dann noch in ein Mikrophon gesprochen wird, gehen die Nuancen, von denen die Ironie meist lebt, vollends verloren.

Vor Jahren habe ich es, in einer Wahlveranstaltung, doch gewagt. Ich hatte das Zitat eines deutschen Landtagsabgeordneten über Frauen in der Politik gelesen, das mir ungemein gefiel. Es lautete: «Als einzelne ist die Frau im Parlament wie eine Blume, in der Mehrzahl wie Unkraut». Da hatte ein Mann aus seinem Herzen keine Mördergrube gemacht und in einem verständlichen Bild formuliert, wie seine Befindlichkeit gegenüber Frauen in der Politik war.

Von Wahlveranstaltung zu Wahlveranstaltung wartete ich zu. Denn es war mir klar, dass ich diesen Spruch nur platzieren konnte, wenn ich auf absolutes Verständnis zählen konnte. Der Abend kam, mit einem Publikum, das mir sehr viel Sympathie entgegenbrachte. Mit der nötigen Einleitung meinte ich, den Spruch, der mir als «Trouvaille» vorkam, anbringen zu können.

Die Wirkung war, wie sich nachträglich herausstellte, verheerend. Die Äusserung wurde so interpretiert, dass ich mich selbst als die «einzelne Blume» sähe und die anderen kandidierenden Frauen als «Unkraut». Meine Chance, gewählt zu werden, blieb zwar intakt. Aber meinem Ansehen diente die Episode nicht. Diejenigen, die mich schon immer für überheblich gehalten hatten, hatte ich in ihrer Meinung bestätigt. Es war mir eine Lehre fürs Leben!

Bleibt noch etwas zu sagen zum Witz. Da ist es einfach. Wenn ein Witz nicht wirklich witzig ist, ist guter Rat teuer. Da gab es, etwa in Kurswochen, immer wieder «gemütliche» Abende. Wehe, wenn man das Unheil nicht kommen sah und es nicht rechtzeitig abwehren konnte. Witzeerzähler schossen wie Pilze aus dem Boden und waren nicht mehr zu stoppen. Aus der Höflichkeit der Zuhörenden wurde mit der Zeit leidende Mühsal. Zum Glück schlug jeweils früher oder später die Stunde des Aufbruchs. Schliesslich waren alle am nächsten Tag wieder gefordert!

Wie soll ich nun die Anfangsfrage beantworten? Ich habe von der Freiheit, zu schreiben, was ich will, Gebrauch gemacht. Also handelt es sich beim vorliegenden Text wirklich um eine «Kolumne»!

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