StartseiteMagazinLebensartDie Granitinsel im Mittelmeer

Die Granitinsel im Mittelmeer

Die Franzosen behaupten, Korsika sei die schönste Insel der Welt: Saubere Sandstrände, abwechslungsreiche Wanderrouten, eine reichhaltige Flora und Fauna, Kulturevents sowie korsische Spezialitäten zum Essen machen Ferien zum Vergnügen. Ein Augenschein.

Als ich Anfang September mein Ferienziel verkündete, warnte mich ein Berufskollege vor dem «Corona-Hotspot Korsika». Nach zwei Wochen Reise rund um die Insel kann ich entspannt zurückmelden: Die von Paris verhängten Covid-Massnahmen werden auf der Fähre, in den Bussen, Zügen, Hotels und Restaurants von Angestellten wie Gästen akribisch genau befolgt. Sogar in der Altstadt von Ajaccio oder in den engen Gassen von Bonifacio tragen die Menschen Hygienemasken und halten ausreichend Abstand. Corona-Leugner und -leugnerinnen oder Massnahmenverweigerern bin ich auf der Insel nicht begegnet.

Karte: © welt-atlas.de

Mit 8720 Quadratkilometern ist die Granitinsel rund fünfmal kleiner als die Fläche der Schweiz. Gut 300 000 Einwohnerinnen und Einwohner leben das ganze Jahr auf Korsika. 85 Prozent von ihnen sind katholisch; der Anteil der Muslime beträgt zehn Prozent. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 180 Kilometer, die grösste Ost-Westausdehnung 83 Kilometer. Wer das Bedürfnis hat, kann deshalb an einem Tag vom Fährhafen Bastia in die Zitadellenstadt Bonifacio ganz im Süden fahren. Der höchste Berg im Herzen der Insel, der Monte Cinto, ist erstaunliche 2700 Meter hoch.

Womit wir bei der Natur wären: Wanderungen durch das korsische Hinterland sind wunderschön und in der Regel ungefährlich, sofern man sich an die gängigen Wanderregeln hält. Genügend Wasser, ausreichend Proviant, feste Wanderschuhe, ein Regenschutz sowie gutes Kartenmaterial gehören zur Grundausrüstung. Mit Wetter- und Temperaturstürzen muss jederzeit gerechnet werden. Wir gerieten auf einem Badeausflug an den Fango-Fluss in ein lokales Gewitter, das zwar nur kurz dauerte, aber sintflutartige Ausmasse annahm. An der nahen Küste schien derweil die Sonne, ohne dass ein Tropfen Regen fiel.

Der sich durch Schluchten zwängende Fango-Fluss erinnert an die Verzasca in der Südschweiz.

Auf den Streifzügen über die Insel durchquert man verschiedene Klima- und Vegetationszonen. Schattige Kastanienwälder wechseln sich mit Laricio-Kiefern ab. Bunte Schmetterlinge und Singvögel, Adler, Geier, wilde Ziegen sowie Familien mit grunzenden Wildschweinen gehören zu den Begleitern. Napoleon I. soll die Insel mit den stark riechenden, blühenden Macchia-Sträuchern identifiziert haben. In mittelalterlichen Dörfern werden Ziegenkäse sowie Wildschwein-Wurst hergestellt, Bergseen und Flüsse laden zum Baden ein. Im korsischen Nationalpark gibt es rund 1000 Kilometer markierte Wanderwege. Wer sich in die Wildnis begibt, dem seien lange Hosen empfohlen. Nicht selten sind die Wanderwege von dornigem Gestrüpp zugewachsen, welches nackte Beine gnadenlos blutig kratzt.

Französische Ortsnamen werden übermalt. Gut lesbar sind nur noch die korsischen Bezeichnungen.

Entlang den Strassen begegnet man immer wieder zerschossenen oder übermalten Strassenschildern. Übermalt werden die französischen Ortsbezeichnungen, sichtbar sind vielerorts nur noch die korsischen Namen. Die Blechschilder zeugen vom Widerstand gegen die Zugehörigkeit zu Frankreich. In den siebziger und achziger Jahren versuchten Anhänger der Terrororganisation FLNC durch Bombenanschläge und Mord die Regierung in Paris zur Gewährung der Unabhängigkeit zu zwingen. Heute hat sich die Szene spürbar beruhigt, obwohl neue Sprayereien daran erinnern, dass der Unabhängigkeitswille nach wie vor sehr verbreitet ist.

Wer als Tourist korsische Kultur sucht, der findet sie: Besonders beliebt sind die in fast jedem Ort regelmässig stattfindenden Konzerte mit polyphoner Musik. Kräftige Männerstimmen füllen Zitadellen, Kirchen sowie Konzertsäle. Frauen lassen Klage- oder Totenlieder erklingen. Der Eintritt ist bescheiden, der Erwerb eines Tickets im Vorverkauf in der Regel nicht nötig. Korsisches Kunsthandwerk und Malerei sind in Ateliers sowie Galerien ausgestellt. Keramik gehört ebenso dazu wie Schmuck und Gemälde von roten Felsen und romantischen Stränden.

Gruppen mit stehenden Menhiren erzählen in Filitosa von der 7000jährigen Geschichte der Insel.

Vom Leben der Urvölker im Megalithikum erzählen Ausgrabungen von Gräbern, Menhiren sowie weitere aus Granit gemeisselte Kunstwerke. Die Vielfalt und Ausdrucksstärke der Monolithen kann man besonders gut in Filitosa an der Westküste bestaunen. Auf einem gut einstündigen Rundgang haben wir viel Wissenswertes über diese alte Kultur aus vorgriechischer Zeit erfahren. Unklar bleibt, wen oder was die Menhire darstellen. Handelt es sich um die Verewigung der eigenen Ahnen in Stein oder die Darstellung getöteter Feinde? Die auf den Steinkolossen eingravierten Zeichnungen lassen jedenfalls auf kriegerische Aktivitäten schliessen.

Der Strand von Algajola zählt zu den besonders schönen Badegelegenheiten mit einem sandigen und einem felsigen Abschnitt.

Selbstverständlich ist es auch möglich, auf Korsika «nur» Badeferien zu geniessen. Hunderte von Zeltplätzen, viele von ihnen unter Schatten spendenden Eukalyptus-Bäumen, laden Familien mit Kindern zu einem sorgenlosen Freizeitvergnügen ein. Nicht selten gehören zu den Campinganlagen auch ein Kinderspielplatz sowie ein Süsswasser-Pool. Surfbretter oder Jet-Skis können an jedem Strand gemietet werden. Günstige Einkaufsgelegenheiten befinden sich meist ganz in der Nähe. Bei einer Wassertemperatur von 25 Grad haben wir Mitte September täglich im Meer gebadet.

Napoleon I. Bonaparte ist in der korsischen Hauptstadt Ajaccio allgegenwärtig. Als Pappfigur weist er den Touristen den Weg zu seinem Geburtshaus.

Wer enge Altstadthäuser, schattige Plätze, einen Bauern-Markt oder den Souvenir-Bazar sucht, der kommt in Bastia, Calvi, Ajaccio und vor allem in Bonifacio auf seine Rechnung. Lange, auf die Zitadellen hinaufführende Treppen enden auf eindrücklichen Aussichtsterrassen. Nicht überraschend kann man beim Besuch einer Festung einer Gruppe von Fremdenlegionären beim Training zuschauen. Sie werden in den historischen Mauern auf ihren nächsten Auslandeinsatz vorbereitet. Nach einem Bummel durch die engen Gässchen lädt ein traditionelles Altstadt-Café zum Verweilen ein.

Meeresfrüchte und Fisch gehören zu den besonders beliebten Speisen auf Korsika.

Die korsische Küche ist ein Spiegelbild des Landes: mal sanft, dann wild, dann bizarr, immer liebenswert. Den Tag beginnt man mit einem Kaffee und einem Croissant. In versteckten Spelunken und Dorfkneipen entdeckt man beim Mittag- oder besser beim Abendessen die traditionelle korsische Küche. Schweinefleisch ist die Nummer 1 unter den Fleischsorten. Als Vorspeise wird Figatellu (Schweinsleberwürstchen), Salamu oder Lonzu (Wildschwein) serviert.

Neben Schweinefleisch sind auch Lamm-, Ziegen-, Schafs- und Kalbfleisch zu haben. Traditionell geniessen Fisch sowie Meeresfrüchte in den Restaurants einen hohen Stellenwert. Als Beilagen werden mediterrane Gemüse wie Paprika, Gurken oder Tomaten mit Kartoffeln oder Reis serviert. Dessertspezialitäten sind im Olivenöl gebackene Kuchen aus Kastanienmehl oder Zitronentörtchen. Zum Essen trinkt man einen lokalen Tafel- oder Landwein. Ein feiner Dreigänger ist auf Korsika etwa halb so teuer wie in der Schweiz.

Fazit: Korsika ist im Frühling wie im Herbst eine Ferienreise wert. Ausser Familien reisen besonders gerne auch Seniorinnen und Senioren auf die Mittelmeerinsel. Dank einem ausgeglichenen Klima, vielen individuellen Gestaltungsmöglichkeiten und einem verträglichen Essen ist das Ferienziel auch bei älteren Semestern sehr beliebt.

Titelbild: Roter Stein – blaues Meer: Die Granitfelsen der Calanche (Les Calanques) fallen steil ins Meer ab und sind ein faszinierendes Naturphänomen. Alle Fotos Peter Schibli

Lesetipp: Wolfgang Kathe, Korsika, Handbuch für individuelles Entdecken. «Reise Know-How Verlag», Bielefeld

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