StartseiteMagazinKulturOtobong Nkanga: Verletzte Erde

Otobong Nkanga: Verletzte Erde

Wasser und Erde sind die wichtigsten Elemente fürs Überleben. Diese Botschaft vermittelt uns die in Nigeria geborene Künstlerin Otobong Nkanga. Vier grossformatige, farbig leuchtendende Tapisserien verbinden Land und Meer als bestimmendes Objekt in jedem Geschoss des Kunsthauses Bregenz KUB.

Die Betonräume des KUB geben der Ausstellung vom Konzept bis zur räumlichen Anordnung den passenden Rahmen. Der Aufstieg von Etage zu Etage im Kunsthaus wird zu einer Reise durch die Ausbeutung der Natur: Vom Abgrund über die tiefe Nacht und übers Zwielicht zur Sonne. Ein Pfad, der zu den Verödungen verletzter Landschaft führt. Für jede der vier Installationen hat Nkanga ein Gedicht verfasst.

Unearthed – Abyss. Im Erdgeschoss beginnt der Weg, der zu einer Reise durch die Gefährdungen unseres Planeten führt.

Im Parterre funkelt es auf einem Erdhaufen mit ausgetrocknetem Teich, einen Abgrund symbolisierend, der dem ersten der vier Wandteppiche Unearthed – Abyss seinen Namen gibt. Neben der flachen Mulde ragt der mächtige Stamm einer Weisstanne empor, der scheinbar die Decke durchstösst und in die darüber liegenden Geschosse durchdringt.

Unearthed – Midnight: Der Stamm dringt als Teil der Installation durchs ganze Haus.

Im Geschoss darüber wird der Stamm verbunden mit Glaskugeln, klimatisierten Vitrinen, die farbige Terrarien zur Aufnahme diverser Bodenproben und Pflanzen bilden. Diesen Teil der Installation nennt die Künstlerin Unearthed – Midnight

Otobong Nkanga und Martin Rauch beim Aufbau der Ausstellung im 3. Obergeschoss, Kunsthaus Bregenz, 2021. Foto: Miro Kuzmanovic © Kunsthaus Bregenz

Beim Aufbau der Ausstellung wurde eng mit dem Vorarlberger Lehmbaupionier Martin Rauch kooperiert. Aufgesprungene Lehmböden und eingetrocknete kleine Tümpel ergeben spannende Bilder. 50 Tonnen lehmiges Aushubmaterial, 6 Tonnen Lehmschlamm und Sand aus dem Rheintal und dem Walgau wurden im zweiten Obergeschoss für die Installation Unearthed – Twilight verteilt.

Unearthed – Sunlight, Ausschnitt: Im obersten Stock begegnet man den Folgen von Wassermangel und Verödung des Bodens.

Nkangas Werk im KUB richtet einen kritischen und zugleich ästhetischen Blick auf globale ausbeuterische Verfahren. Wasser als Lebensraum und das wechselseitige Verhältnis von Menschen, Flora und Fauna sowie von natürlichen Ressourcen, insbesondere Mineralien werden thematisiert. Assoziationen an ausgelaugte Böden, auch an Kinderarbeit werden geweckt.

 Unearthed – Sunlight. Zuoberst ist Trockenheit und Feuer. Ein Garten von Mineralfarben und begehbaren meditativen Wegen – anklagend und anziehend zugleich.

Die Überschrift der Ausstellung setzt auf die Exotik des Namens der Künstlerin, welche ihrerseits die Thematik der Landschaftsverwüstungen in ihren Werken aufrollt. Ja, die künstliche Landschaft aus Lehmboden und kleinen Kratern ist poetisch, neuartig, aber für das Publikum im Kunsthaus auch herausfordernd fremd.

Otobong Nkanga im TextielLab des TextielMuseum, Tilburg. Foto: Josefina Eikenaar. Courtesy of the artists © Otobong Nkanga, Textilmuseum

Otobong Nkanga hat aussergewöhnliche Wandteppiche für jedes der vier Ausstellungsgeschosse entworfen, ausgeführt in einer Manufaktur der Region. Sie wirken trotz ihrer Grösse von 6 Metern in der Breite und 3.5 Metern in der Höhe in den weiten Räumen etwas verloren. Die Tapisserien stellen Verbindungen zwischen Land und Ozean dar. Sie wirken wie Fenster in die weite, bunte Welt unter Wasser, belebt durch farbige Fische und Korallenriffe. Die Gewebe sind ebenso plastisch wie malerisch, zwischen den Farbschlieren der Kettfäden wogen maritime Ströme, tauchen Netze auf.

Unearthed – Twilight, Ausschnitt. Die Tapisserien sind Einzelanfertigungen, gewebt von hochkomplexen Maschinen.

Die Teppiche wirken plastisch durch verschiedene Dicken, Überlagerungen und laden mit ihren Volumen und Mustern den Besucher dazu ein, seine eigene Erzählung darin zu finden. Ihre Verletzungen erinnern an die unauslöschlichen Narben der Landschaft, vor allem in der Dritten Welt.

Unearthed – Sunlight. Der Teppich der Sonnenhitze birgt noch ein paar grüne Pflanzen.

Otobong Nkanga (*1947) hat hochdotierte Preise und Auszeichnungen erhalten. Werke von ihr wurden gezeigt an internationalen Ausstellungen, unter anderen an der 58. Biennale in Venedig 2019. Sie lebt und arbeitet in Antwerpen.

Titelbild: Otobong Nkanga: Unearthed – Abyss, 2021

Installationsansicht Foto: Markus Tretter. Courtesy of the artist © Otobong Nkanga, Kunsthaus Bregenz

Fotos: Justin Koller (wenn nicht anders vermerkt)

Bis 6. Februar 2022

Mehr Informationen zu Otobong Nkanga im KUB gibt es hier.

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