StartseiteMagazinLebensartNachts unterwegs mit Zorro-Maske

Nachts unterwegs mit Zorro-Maske

Pro Natura kürt alljährlich ein Tier des Jahres. 2022 ist es der Gartenschläfer. Der kleine Nager aus der Familie der Schlafmäuse oder Bilche lebt in wilden Wäldern oder naturnahen Kulturlandschaften. Diese verschwinden mehr und mehr.

Eine schwarze Augenmaske, ein bräunlicher Rücken und ein weisser Unterleib sowie ein Schwanz mit schwarz-weisser Quaste am Ende – der Gartenschläfer ist ein attraktives Tier. Er wird elf bis fünfzehn Zentimeter lang und wiegt je nach Jahreszeit 36 bis 113 Gramm. Verwandt ist er mit der Haselmaus und dem grösseren Siebenschläfer, der ihm den Lebensraum oft erfolgreich streitig macht.

Maske, Schwanzquaste, grosse Ohren: Der Gartenschläfer ist unverwechselbar. Foto: © Biosphoto / Frédéric Desmette

Trotz seines Namens ist das Tier selten in Gärten anzutreffen. Nicht nur, weil es nachtaktiv lebt und nachts auf Futtersuche ist, sondern auch weil sein bevorzugter Lebensraum möglichst natürliche Mischwälder mit Totholz, Gebüsch, Waldwiesen und Felsnischen ist. Pro Natura hat den Gartenschläfer (Eliomys quercinus) zum Tier des Jahres ernannt, weil damit auf die nötige Erhaltung solch wilder und ursprünglicher Wälder und damit der Biodiversität aufmerksam gemacht werden soll. Hierzulande lebt der Gartenschläfer in Lagen über 800 Meter, am weitesten verbreitet ist er in einer Höhe von ungefähr 1400 Metern. Noch gilt die Schlafmaus bei uns nicht als bedroht, aber sie ist auch in der Schweiz geschützt.

Strukturreiche Wälder mit steinigen Partien sagen dem Gartenschläfer zu. Foto © Severin Nowacki

Im ursprünglichen Verbreitungsgebiet der Bilche – einem europäischen Kleinsäuger – nimmt die Ausbreitung monotoner, unterwuchsfreier Nadelwälder ohne Nahrungsangebot und junger Wirtschaftswälder ohne Baumhöhlen gehen die Lebensräume zunehmend zurück. So sind bereits in mehreren Regionen Europas Bestandsrückgänge zu beobachten. Heute wird der Gartenschläfer in der Roten Liste der IUCN (International Union for Conservation of Nature) als potentiell gefährdet eingestuft. Auch in Österreich und in Deutschland wird von einer Gefährdung unbekannten Ausmaßes ausgegangen. International ist der Gartenschläfer daher in der Berner Konvention (Anhang III) geschützt.

Während des Winterschlafs büssen Gartenschläfer rund die Hälfte ihres Körpergewichtes ein. Foto © Jean-François Noblet

Jetzt mitten im Winter könnte man ohnehin kein Tier entdecken: So bald die Witterung Ende Oktober winterlicher wird, verkriecht sich der Gartenschläfer zum Winterschlaf in Höhlen, mitunter auch Alpställen oder Ferienhäusern, wo er sich ein gepolstertes Nest baut. Auch Vogelhäuschen verschmäht er nicht. Die Körperfunktionen werden auf ein Minimum reduziert.wobei die Körpertemperatur nie unter den Gefrierpunkt sinkt. Doch die langen Wintermonate fordern ihren Tribut. Rund die Hälfte der Jungtiere überlebt die kalte Jahreszeit nicht, das Gewicht der Tiere reduziert sich massiv.

Wenn es April wird, beginnt das aktive Leben, die Paarungszeit. Die Männchen versuchen, sich mit möglichst vielen Weibchen zu paaren. Dann ist der Gartenschläfer eher zu hören als zu sehen: Er gilt als stimmfreudig und verständigt sich mit variationsreichen Lauten, welche von Murmeln über Grunzen und Knarren zu Keckern und Pfeifen reichen.

Schon in wenigen Wochen werden sie ihre Umgebung erkunden: neugeborene Gartenschläfer. Foto © P. M. Guinchard

Schon nach rund drei Wochen Tragzeit schlüpfen vier bis sechs Junge. Sie werden vom Muttertier in einem mit Moos, Federn, Haaren und Gras gepolsterten Nest rund drei Wochen lang gesäugt. Vogel- oder Mäusenester werden durchaus auch als Kinderstube genutzt, während die Männchen sich nicht um den Nachwuchs kümmern. Verlassen die Kleinen das Nest, bilden sie zunächst eine Karawane, ein erstes Tier hängt sich ans Rückenfell der Mutter, die andern je ans nächste.

Pro Natura-Tier des Jahres 2022: der Gartenschläfer. Foto © Biosfoto / Frédéric Desmette

Der Speiseplan des Gartenschläfers ist umfassend, er ist ein Allesfresser, bevorzugt Käfer und Schnecken, aber auch andere Kleintiere oder frisch geschlüpfte Vögel, mag aber auch Früchte und Beeren aller Art und wenn das Angebot mit seinem Lebensraum übereinstimmt, klettert er gar zum Vogelhaus oder zur Meisenkugel hoch. Eine Leibspeise ist der Tausendfüssler, vermutlich wegen dessen hohem Kalziumgehalt.

Eulen und Käuze, Marder und Füchse sowie Katzen, sind seine natürlichen Feinde, wobei er bei grosser Gefahr sogar den Schwanz abwerfen kann. Aber wie bei anderen bedrohten Tierarten ist die grösste Gefahr wohl das Verschwinden der Lebensräume, der monotone Nutzwald oder die ausgeräumten Acker- und Wiesenflächen.

Im Spätsommer stehen Beeren und Früchte auf dem Speiseplan. Foto © Régis Cavignaux

Wie verbreitet der Gartenschläfer ist, will Pro Natura nun mit der Aktion «Spurensuche Gartenschläfer» erfahren. Das Citizen Science-Projekt erstreckt sich über zwei Jahre, von Januar 2022 bis Ende Oktober 2023. Ziel der Aktion ist, die Kleinsäuger zu entdecken, die in unserer Nähe leben: den Siebenschläfer, die Haselmaus und natürlich den Gartenschläfer. Hier erfahren Sie, wie Sie mithelfen können.

Titelbild: Gartenschläfer. Foto: Ictramasure (wiki commons)

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