StartseiteMagazinGesellschaftDie Vieldeutigkeit von Raum und Zeit

Die Vieldeutigkeit von Raum und Zeit

Wenn sich in den Erkenntnissen der modernen Physik alte Weisheitslehren widerspiegeln – so kann die Essenz des Buches von Walter Bloch «Geheimnisse von Raum und Zeit» zusammengefasst werden.

Vor mehr als hundert Jahren formulierte Albert Einstein seine Relativitätstheorie, die Wende im naturwissenschaftlichen Denken erhielt damit einen eindrucksvollen Merkpunkt. Denn Einstein ist nicht der einzige Wissenschaftler, der altes Schulwissen erschütterte. Was «in der Luft» lag, wurde von anderen aufgenommen und weitergeführt und schliesslich mindestens ansatzweise so formuliert, dass auch Laien die Essenz verstehen können.

Der Solothurner Walter Bloch ist kein Physiker, aber es wäre falsch, ihn als «Laien» zu bezeichnen: Er hat in Zürich und Wien klassische Philologie und Philosophie studiert, hat lange am Gymnasium unterrichtet, wo er wohl seine Fähigkeit entwickelte, schwierige Zusammenhänge verständlich darzustellen. Vor allem besitzt Bloch einen enorm weiten Horizont. Er macht nicht Halt an den Grenzen der sogenannten Schulweisheit, sondern verbindet die Erkenntnisse der Quantenphysik mit Aussagen aus durchaus umstrittenen Gebieten wie der Astrologie oder der uralten chinesischen Weisheitslehre des I Ging.

Trotzdem bleibt der Verfasser stets «auf dem Boden» des Nachvollziehbaren, auch wenn «Synchronizität und Nichtlokalität» – so der Untertitel – sich nicht auf einer kausalen Ebene verorten lassen, jedoch uns allen begegnen können. Da herrscht in vielen Geschehnissen eine höhere Sinnhaftigkeit, und darum geht es in diesem Buch.

Blochs Stärke liegt darin, dass er sich nicht scheut zu erklären, was quantenphysikalische Verschränkungen sind. Er überträgt das rätselhafte Verhalten zweier Teilchen, die sich voneinander entfernen und dennoch offensichtlich Teile eines Systems bleiben, auf ein ganz anderes Weisheitsgebiet: das I Ging, entstanden im zweiten oder gar dritten vorchristlichen Jahrtausend und als Orakelbuch verwendet, dessen Rat durchaus ernst zu nehmen ist. – Was Bloch nicht schreibt, denn es gehört in einen anderen Zusammenhang: Die revolutionären Erkenntnisse in der Physik und die Verbreitung der chinesischen Weisheitslehren des I Ging fallen ungefähr in die gleiche Epoche. Die bis heute gültige Übersetzung stellte der deutsche Theologe und Sinologe Richard Wilhelm 1923 fertig. C.G. Jung war vom I Ging fasziniert und integrierte es in seine psychotherapeutischen Arbeiten.

Das erste Dokument des I Ging in Mitteleuropa: 1701 übermittelte Joachim Bouvet die vierundsechzig Hexagramme aus China an Leibniz / commons.wikimedia.org

Überraschend und doch einleuchtend sind Blochs Erläuterungen zu Synchronizität und Astrologie. Der Autor betont, dass astrologisches Wissen ein langes intensives Studium erfordert. Von den Auslassungen zu den Sternzeichen in den Medien hält er nichts. Wie beim I Ging kommt es darauf an, ob die fragende Person zu einem ernsthaften Anliegen einen Rat wünscht, denn – Sie mögen es glauben oder nicht: Wer nur aus «Gwunder» fragt oder von vornherein zweifelt, bekommt keine sinnvolle Antwort. Walter Bloch bringt viele Beispiele, die zeigen, welche Qualitäten zu welchen Planeten gehören und wie diese durch die Sternzeichen modifiziert werden. Der Autor erklärt die Grundsätze der Astrologie so gründlich und sorgfältig, da er sich selbst sehr lange damit auseinandergesetzt hat.

Immer wieder kehrt Bloch zu den bekannten Säulen den Wissenschaften und der Philosophie zurück. Schon die antiken griechischen Philosophen, später Augustin, Boëthius oder Leibniz und Kant haben sich mit Raum und Zeit beschäftigt. Gewiss, dieses Buch ist nicht als Einschlaflektüre geeignet, aber wie in allen Teilen dieses inhaltsschweren Buches folgen auf theoretische Überlegungen, z.B. zu der Möglichkeit, ob die Zeit einen Anfang hat, Kapitel voller konkreter Beispiele, die eben zu weiterem Nachdenken anregen.

Stonehenge ist nach einer von mehreren Theorien die Ruine eines Observatoriums aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. / Adriano Aurelio Araujo / commons.wikimedia.org

Zeitreisen verbinden wir gewöhnlich mit Märchen, Mythen, fantasy stories oder Drogen. Walter Bloch schaut sich diese Gebiete auf dem Hintergrund der neueren physikalischen Theorien an. Und dann gibt es ja noch psychische Erfahrungen wie Träume – hier stellt Bloch Dostojewskis Erfahrungen vor -, er berichtet auch von den mystischen Erfahrungen des mittelalterlichen Meisters Eckhart und von modernen Drogenerfahrungen.

«Wenn es Synchronizität gibt, ist die Welt nicht nur als rein kausal funktionierendes System verstehbar», resümiert der Autor, denn Wissenschaften und Weisheit widersprechen sich nicht. Walter Bloch ist jedoch überzeugt: «Die Welt lässt sich nur mittels Kausalität UND Synchronizität angemessen verstehen und beschreiben. Wer die Welt verstehen lernen will, muss die Überzeugung, man könne ihr vorschreiben, was es in ihr geben darf und was nicht, aufgeben.»
Ein umfangreiches Literaturverzeichnis ergänzt das Werk.

Walter Bloch: Geheimnisse von Raum und Zeit. Synchronizität und Nichtlokalität. Crotona Verlag 2020, 388 Seiten; ISBN-13: 9783861911173

Titelbild: Tagundnachtgleiche an der prähistorischen Stätte bei Pizzo Vento bei Fondachelli-Fantina, Sizilien / commons.wikimedia.org

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