StartseiteMagazinKulturEindrückliche Debüts in Verdis «Macbeth»

Eindrückliche Debüts in Verdis «Macbeth»

In der Luzerner Neuproduktion von «Macbeth» von Giuseppe Verdi gibt die schwedische Sopranistin Susanne Elmerk ein bemerkenswertes Rollendebüt als machtbegierige Lady Macbeth.

Es war eher ein Glücksfall, dass die Premiere am Samstag im Theater Luzern stattfinden konnte, gab es doch einige coronabedingte Ausfälle im Ensemble. Das zahlreiche Publikum konnte an diesem Abend zwei interessante, eher jüngere künstlerische Leiter kennen lernen.

Regisseur Wolfgang Nägele erzählt «Macbeth» mit Bildern.

Regisseur Wolfgang Nägele stammt aus der Schmiede von Hans Neuenfels, mit welchem er bis 2016 eng zusammengearbeitet hat. Neuenfels steht für mehr Schauspiel in der Oper, für das Regietheater. Er hat die hehren Opern-Geschichten mit witzig-frechen Einfällen bis hin zum Skandal gebrochen. Nägeles in die Neuzeit versetzte Macbeth-Inszenierung lässt die Neunfels-Schule zwar erkennen – man nehme nur die greisen Könige, denen er sichtbare Windeln anzieht – er zeichnet die abtrünnigen Figuren aber überraschend poetisch, ja liebevoll.

Ein aufstrebender junger Dirigent

Erstmals in Luzern zu erleben ist auch der junge iranische Dirigent Hossein Pishkar, dessen Verdi-Verständnis stark geprägt ist von seiner Assistenz bei Ricardo Muti. 2018 machte er am Ravenna Festival mit seinem «Rigoletto» als versierter Verdi-Dirigent auf sich aufmerksam. In Luzern verblüffte er nun mit klanglich schlanker Transparenz, federnder Rhythmik und gutem dramaturgischem Spürsinn.

Shakespeares Macbeth erzählt die grauenvolle Geschichte von gleich mehreren Königsmorden, die die Mörder in den Wahnsinn treiben, miteinander verbunden durch manische Liebe. Es ist ein Pendeln zwischen Machtgier und Liebeswahn, zu dem Verdi eine erstaunlich kammermusikalische, ja fast intime Musik komponiert hat. Das Innenleben der Figuren wird zur Musik, bis in die Chorszenen hinein.

Charakterstarke Susanne Elmark

Es ist in erster Linie Lady Macbeth, die ihren Gatten zum Morden anstachelt, um auf den schottischen Thron zu kommen. Dabei handelt es sich um eine ausgesprochen fordernde Rolle: erotisch verführend, hinterlistig, zielstrebig bis hin zum Wahnsinn. Susanne Elmark bringt dafür betörende lyrische Qualitäten, aber auch die nötige dramatische Kraft mit und verfügt über eine Technik, die viele Farben und Ausdrucksnuancen zulässt. Dazu kommen ihre schauspielerischen Qualitäten, sie dominiert das Geschehen mit starker Bühnenpräsenz.

Susanne Elmark ist eine erotische, lyrische, aber auch kraftvolle «Lady Macbeth»  mit starker Bühnenpräsenz.

Elmar hat sich als Koloratursopran an den grossen deutschen Opernhäusern in Berlin, München und Hamburg einen Namen gemacht. Sie singt aber auch gerne Neue Musik, unvergesslich ist ihre «Marie» in Zimmermanns Oper «Die Soldaten» am Opernhaus Zürich. Als Lady Macbeth weiss sie ihren Mann glaubhaft zu betören, grossartig das Duett «O donna mia!» im ersten Akt, und wie sie ihren zögernden Mann in der Arie «La luce langue» zur Tat drängt, ist packend. Natürlich wartete man gespannt auf ihre «Nachtwandelszene» im vierten Akt. Elmark verlieh hier jeder Phrase, jedem Ton nuanciert seine Bedeutung, und das mit unerhörter Ruhe.

Manische Liebe und Wahn im Fokus

Regisseur Nägele stellt in dieser Inszenierung die manische Liebe der beiden Protagonisten ins Zentrum. Die Bühne von Valentin Köhler ist schwarz/weiss gehalten, eine schwarze Plastikfolie begrenzt den Raum hinten, der Boden ist mit einer dicken Schicht von schwarzen Flocken bedeckt. In der Mitte wird ein Holzboden-Rondell zur zweiten Spielebene, die von einem hängenden Halbrund an Lichterketten eingekreist wird. Sie ist die durchlässige Abgrenzung zwischen der realen und der Hexenwelt.

Ein Lichterkreis grenzt im Bühnenbild von Valentin Köhler die reale von der Hexenwelt ab. (Alle Bilder Theater Luzern/Ingo Hoehn)

Dieser Lichterketten-Kreis wirkt nicht nur ästhetisch schön, er ermöglicht auch mühelos Szenenwechsel mit anderer Farbgebung. Vor diesem neutralen Hintergrund wirken die Kostüme umso stärker. Wechselt Lady Macbeth vom schlichten schwarzen Hosenkostüm ins rote glitzernde Königinnen-Kleid mit prestigeträchtigem Umhang, so bleibt die Figur des Macbeth vor allem von der Ausstattung her enttäuschend matt.

Fade Ausstattung des Macbeth

Anfangs tritt er in schwarzen Arbeiterhosen und T-Shirt auf, und auch wenn er nach dem Mord kurz als König in einen braunen Anzug wechselt, nimmt man ihm das Machtstreben nicht ab. Der Bariton Hrólfur Saemundssohn wirkte zu Beginn noch recht nervös und presste deutlich, er gewann dann aber im Laufe des Abends deutlich an Schmelz und stimmlicher Strahlkraft. Dem Branco verlieh Christian Tschelebiew seinen elegant geführten Bass, während der Tenor Diego Silva als Macduff in seiner Arie «O figli, o figli mei» mit ergreifender Hingabe überraschte.

Ausgezeichnet wirkte der von Nägele ausdrucksstark geführte Chor, zu dem auch die Hexen gehören. Ausgestattet mit verschiedenen prägnanten Kostümen, mussten die ChorsängerInnen leider mit Maske singen, was ihnen aber erstaunlich gut gelang (Choreinstudierung Mark Daver). Das Luzerner Sinfonieorchester wirkte den ganzen Abend hindurch sehr aufmerksam, Pishkar betonte im Dramatischen markante Farben bei den Bläsern und im Schlagwerk, er gab dem Lyrischen aber auch Zeit und Ruhe. Bei all dem Abgründigen wirkte die moderne Gangart Nägeles wohltuend erfrischend.

Spieldaten: Fr, 28. 1. (19:30 h), So, 30. 1 (13.30 h), Fr, 4. 2. (19. 30 h), So, 6. 2. (20 h) Fr, 11. 2. (19:30 h). So, 13. 2. (13.30 h) Do, 17. 2. (19.30 h). Weitere Aufführungen bis im Juni.

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