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Unsere frühen Auto-Jahre mit Wackeldackel und Blumenväsli

Wir sind ja hier unter uns, wir Seniorinnen und Senioren. Darum können wir uns einem Thema zuwenden, von dem nur wir Ālteren etwas verstehen, dem Autozubehör vergangener Tage.

Steigen wir also ein ins Traumauto der Siebzigerjahre, in den VW Käfer, den Opel Kadett, den Renault Dauphine, den R4 oder in den Döschwo. Als erstes fällt uns das umhüllte Lenkrad auf, Lammfell oder Plüsch, dann das Väschen mit Plastikblumen, per Saugnapf an der Armatur befestigt. Was sehen wir am Rückspiegel? Das Tännchen. Das Duftbäumchen roch allerdings meist nicht nach Fichte, sondern nach Erdbeer, grünem Apfel oder nach all dem, was die Chemie in unsere Nasen zu zaubern verstand.

Jetzt wird es Zeit, über Vertraulichkeiten zu berichten, über den Schalthebel als Beziehungsvehikel. Legte ich den nächsten Gang ein, konnte ich das Knie der Beifahrerin berühren. Das erforderte etwas Geschick und bisweilen viel Mut. Tollkühn und hormonbeschwingt liess ich die Hand auf dem Knie. Akzeptierte sie dies, waren interessante Weiterungen zu erhoffen.

Nun wenden wir uns dem Rückwärtigen zu. Halt, fast vergessen: Was sehen wir vorne an der Antenne? Einen Fuchsschwanz, den F.u.c.h.s.s.c.h.w.a.n.z. Damit wird es heikel. Ein solches Flatterding war untrennbar mit einem Opel Manta verbunden. Für die folgenden Zeilen entschuldige ich mich schon im voraus bei jenen, die selbst mal eine solche Flunder fuhren. Manta-Fahrer (-Frauen gabs keine) galten als, nun ja, intellektuell und sprachlich eingeschränkt.

Der passende Witz dazu: Ein Manta-Fahrer mit einen Papagei auf dem Beifahrersitz hält mit offenen Fenstern an einer Ampel. Ruft ein wartender Fussgänger ins Auto: „Kann der auch sprechen?“ Sagt der Papagei: „Weiss ich doch nicht.“ Das Bild hier zeigt übrigens nicht eine der damals üblichen Vokuhila-Frisuren (vorne kurz, hinten lang). Sondern tatsächlich einen Auto-Fuchsschwanz.

Nun gehts definitiv nach hinten. Wir widmen uns der Hutablage. Hier stossen wir auf drei Ikonen unserer automobilen Jugend: das Zierkissen, den Wackeldackel und auf die umhäkelte WC-Rolle. Mit dem Zierkissen samt aufgestickter Nummer verband der Besitzer heraldische Würde mit dem Stolz auf sein wichtigstes Eigentum, das Auto. Den Wackeldackel gabs auch in weiteren Ausführungen, etwa als Wackelmops. Die geschmückte WC-Rolle lässt uns heute ratlos zurück. Was wollte man damit zeigen? Hygiene? Gesunden Stoffwechsel? Ich kann mich nicht erinnern, solche Objekte anderswo gesehen zu haben. Auf dem Buffet? Auf dem Nierentisch? Undenkbar.


Das reparaturanfällige Glück der frühen Jahre

Mein erstes Auto, ein Döschwo, war grün-rot. Gün war die selbstgepinselte Karrosseriefarbe. Rot war der Rost. Durch den Rostfrass sah man durch den Boden hindurch die Strasse. Mit Blech vom Migros-Do-it-yourself deckte ich die Löcher ab.

Weil der Motor Öl verlor, verschmutzte die Lichtmaschine. Ich musste sie jeweils nach 100 Kilometern putzen. Der 2CV Jahrgang 1960 hatte keine nennenswerte Heizung. Im Winter fuhr ich im Skianzug, die Freundin verkroch sich in den Daunen-Schlafsack. Wenns arktisch wurde, zündeten wir das Gas-Campinglicht an. Viel halfs nicht.

So eine Zwei-Pferde-Schaukel war einfach konstruiert. Das Bild aus dem Originalhandbuch des Autors zeigt dies. Voll Entdeckungsfreude wollte ich wissen, wie der Motor werkelt. Ich montierte den Zylinderkopf ab. Und erhielt einen sehr interessanten Einblick. Bloss hatte ich beim Schrauben die Dichtung beschädigt. Das duldsame Vehikel fuhr noch, verlor aber auf der kurzen Fahrt zum Garagisten einen Liter Motoröl.

All dies erzähle ich nicht nur, um mit meinem Erfindungsreichtum und technischem Missverständnis zu prahlen. Sondern um Sie, geschätzte Seniorweb-Leserinnen und -Leser, zu animieren, uns per Kommentar-Rubrik Ihre eigenen frühen Auto-Erlebnisse zu vermitteln.

Bildnachweis: Freepik, Pixabay, Screenshots, pst

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6 Kommentare

  1. Witzig geschriebene Kolumne. Als Senior führe ich selbstverständlich noch heute eine lila WC-Rollenhülle mit Inhalt (Nr. 7 auf dem Titelbild) auf der Hutablage mit. Weshalb? Man kann ja nie wissen. 🙂

  2. Ich, fuhr eine gelben CV2. Ach hatte ich viel Spass. Tücken? Genau. Der BenzinTank machte ein Vakuum, somit sprang der Motor nicht an. Ich rief einen Garagisten Freund an und er zeigte mir, dass ich lediglich den Tankdeckel drehen, dh. öffnen muss. Das Auto hüpfte vor Freude.

  3. Ich habe Tränen gelacht bei der Lektüre Ihres Beitrages. Längst vergessene Bilder tauchten vor meinem geistigen Auge auf. Ja, so war das damals. Wir haben uns lustig gemacht über die «Manta-Machos» mit dem lässig herunter baumelndem Arm an der Autotür und dem Fuchsschwanz im Fahrtwind. Wir haben uns schräg gelacht über die Fahrer mit Hut am Steuer, mit strengem, meist missmutigem Blick. In den Sinn kommen mir die Corvette- und Triumph-Fahrer mit offenem Dach, die ständig die Lichthupe betätigten, weil ihnen unser Fahrstil oder weiss der Geier nicht passte, oder vielleicht nur um unsere Aufmerksamkeit zu bekommen.

    Der Autoschmuck, innen wie aussen (Aufkleber) und nach persönlichem Geschmack, musste sein. Das Auto war ja damals nicht nur ein fahrbarer Untersatz, es war quasi das gemütliche Wohnzimmer auf vier Räder, mit dem man in Urlaub fuhr, um die Welt zu entdecken.
    Die endlosen Autostunden im roten Mini nach Südfrankreich und Spanien, mit dem Ziel: blaues Meer, begleitet von den schönsten Soul-Balladen aus dem Kassettenrekorder, sind, trotz einiger nerviger Autopannen, unvergesslich. Genauso unvergesslich, wie die schüchternen Annäherungsversuche (wie beschrieben) der damals so gut erzogenen Jünglinge mit passenden Manieren. Wer kennt heute noch das Wort und die Bedeutung von guten Manieren?

    Es sind Erinnerungen an eine glückliche und sehr unbeschwerte Zeit in meinem Leben. Dank Ihrer lustigen Zeilen, werde ich mich wieder öfter an diese «leichte» Zeit erinnern.

  4. Unser erstes Auto war ein roter Döschwo, mit der Aufschrift «Jumbojet» in Form eines Elefanten auf dem Hintern. Wenn wir von Luzern aus über den Brünig fuhren, bildete sich recht schnell eine Kolonne hinter uns, machmal wurde auch gehupt, so dass wir immer wieder in die Haltebuchten fahren mussten, um die Kolonne vorbeizulassen. Doch wir waren so stolz auf unser Autöli, das einzige, was wir uns damals leisten konnten.

  5. Das Nonplusultra
    Es war nicht nur ein Oldtimer, damals Ende der 50er Jahre, es war das absolute Luxusgefährt, nämlich ein elegantes Aston-Martin-Cabriolet, mit dem ich ein paarmal ausfahren durfte. Der gleichaltrige Nachbarsbub hatte einen neun Jahre älteren Bruder, beide waren hochbegabte Mechaniker und begeisterte Motorennarren, die im Lauf der Jahre einige alte Gefährte wieder fahrtüchtig machten, unter anderem eine Harley Davidson oder auch mal einen Packard. Als sie den nicht mehr fahrtüchtigen und auch leicht angerosteten englischen Sportwagen für einen Pappenstiel kaufen konnten, hatten sie viele Bastelstunden vor sich und nur ein Ziel: er sollte wieder fahren. Keine Ahnung, wie und wo das Gefährt sein Ende nahm.

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