Die Covid-Pandemie und Krieg in der Ukraine beschäftigen derzeit die globale Welt. Wenden wir uns heute bewusst einer anderen, erfreulicheren Thematik zu. Die Bedeutung der Pharmaindustrie für die Schweizer Wirtschaft ist unbestritten. Die Schweiz zählt zu den wichtigsten Standorten der Pharmaindustrie weltweit. Führende Pharmakonzerne wie etwa Roche und Novartis haben ihren Sitz in unserem Land. Beim Produktionswert und bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung lag die Schweiz im europäischen Vergleich in den letzten Jahren stets auf den vorderen Plätzen.
Die Pharmaindustrie ist damit der wichtigste Wachstums- und Innovationsmotor der Schweiz und gehört hinsichtlich ihrer Wettbewerbsfähigkeit zur Weltspitze und hat für das Wachstum und den Wohlstand der Schweiz eine grosse Bedeutung. Um diesen Spitzenplatz zu verteidigen und den Schweizer Wohlstand zu fördern, ist die Pharmaindustrie in jedem Falle auf wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen – national wie auch international – angewiesen. Damit das so bleibt, muss sich die Schweiz auch in Zukunft um attraktive Rahmenbedingungen für die konkurrenzfähigen Pharmastandorte bemühen, so wie dies beispielsweise in Basel der Fall ist. Zudem muss auch das Miteinander mit der Europäischen Union stabilisiert werden. Für den Schweizer Pharmastandort und mit ihm die Schweizer Wirtschaft sind stabile, vertraglich geregelte und zukunftsfähige Beziehungen mit der EU überlebenswichtig. Die Bilateralen Abkommen sind dabei eine Voraussetzung für den geregelten Zugang zum EU-Binnenmarkt und damit ein wichtiger Standortfaktor für internationale Unternehmen in der Schweiz. Politik und Verwaltungen müssen Verständnis für die Anliegen, Prozesse und Herausforderungen der Pharmaindustrie haben.
In den vergangenen zehn Jahren ging mehr als ein Drittel des Schweizer Wirtschaftswachstums auf das Konto der Pharmaindustrie. Die in der Schweiz erzielte Bruttowertschöpfung lag 2020 bei fast 37 Milliarden Franken, was einem Anteil von 5,4 Prozent an der gesamten Schweizer Wirtschaftsleistung entspricht. Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist mit einem Exportanteil von bis gegen 50 % – im Jahre 2021 war es 42 % – die grösste Exportindustrie der Schweiz und damit ein wesentlicher Eckpfeiler deren Wirtschaft. Mit einem Anteil von 46% an den Gesamtexporten und einem Anteil von 71% an den Gesamtimporten der Chemie Pharma Life Sciences Industrien ist die EU der wichtigste Handelspartner. Die Pharmaindustrie allein macht in jedem Falle zwischen 40 und 50 Prozent des Werts aller Schweizer Exporte aus. Zählt man die Chemie dazu geht fast einer von zwei im Ausland verdienten Schweizer Franken auf das Konto dieser Branche, die seit fast 150 Jahren im Land präsent ist. Dieses Verhältnis zeigt die Bedeutung der multinationalen Pharmaunternehmen für die Schweiz.
Basel die Pharma-Hauptstadt
Wie Bern für Politik und Zürich für Finanzen, steht Basel für die Pharmaindustrie. Die Life-Science-Unternehmen der Region Basel sind ein wichtiges Standbein unserer Wirtschaft und ein bedeutender Arbeitgeber. Roche und Novartis zählen zu den weltgrössten Pharmaunternehmen. Die Basler Produktion von Pharmazeutika begann schon um 1900, etwa mit einem Roche-Hustensirup oder einem Antiseptikum von Ciba. Roche wurde ab den 1930er Jahren vor allem dank synthetischen Vitaminen und Hormonpräparaten gross. Im 20. Jahrhundert erlebte die Pharmaindustrie einen ungeheuren Boom. Dank den bereits am Rheinknie bestehenden Chemiestrukturen und den häufig billigeren Arbeitskräften aus dem benachbarten Umland profitierte auch die Region Basel massgeblich vom Aufschwung. Viele Erfolgsprodukte wurden in den letzten Jahrzehnten am Rheinknie entwickelt. Die Region Basel bot den Unternehmen zudem ideale geographische Voraussetzungen mit dem Rhein als Handelsroute, Transportweg für Kohle und Grundstoffe, Energielieferant und nicht zuletzt als Abwasserkanal.
Der Welt- und Vorzeigekonzern Roche
Bleiben wir heute beim Unternehmen Roch. Seit der Gründung 1896 ist das wohl bekannteste Basler Familienunternehmen, bei dem noch heute die Gründerfamilien die Aktienmehrheit haben, eng verwurzelt in der Schweiz und ist unternehmerisch weltweit aktiv. Und es ist Fakt, dass wohl kein anderer Weltkonzern eine so stabile und starke Eigentümerstruktur hat. Das Unternehmen hat vier Standorte in der Schweiz und beschäftig rund 14’400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus über 100 Nationen und zählt damit zu den grössten privaten Arbeitgebern und Ausbildungsbetrieben in der Schweiz. Über 400 junge Menschen lassen sich jedes Jahr in 15 verschiedenen Berufen bei Roche in Basel ausbilden. Roche konzentriert sich seit Jahrzehnten auf die Erforschung und Entwicklung innovativer Arzneimittel und Diagnostika, die entscheidende Vorteile gegenüber bestehenden Produkten und Lösungen bieten.
Heute ist Roche das grösste Pharmaunternehmen der Schweiz und führend in der Biotechnologie, in der Krebstherapie und in der In-vitro-Diagnostik. Grosse Teile der Roche-Forschung und Entwicklung für Pharma und Diagnostika sind in Basel organisiert, einem der innovativsten Länder der Welt. Und in Basel entsteht bis 2023 ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum der Roche. Damit investiert der Welt- und Vorzeigekonzern Roche etwa ein Viertel der Forschungs- und Entwicklungsausgaben in der Schweiz. Wahrlich ein Vorzeigeunternehmen, das sich seit mehr als 125 Jahren dafür einsetzt, das Leben von Menschen zu verbessern.
Ja, das Engagement geht dabei weit über die Entwicklung innovativer Diagnostika und Therapeutika hinaus. Mit verschiedenen nationalen, regionalen und lokalen Projekten und Initiativen nimmt Roche mit einem augenfälligen ökologischen Bewusstsein die Verantwortung den Menschen, der Gesellschaft und der Umwelt gegenüber wahr. Mit Respekt gegenüber «Welt und Umwelt» ist das Prinzip der Nachhaltigkeit zudem bewusst in der Unternehmensvision, den Werten, Prozessen und Richtlinien der Unternehmensstrategie verankert. Bei Roche liegt das Nachhaltigkeitsmanagement nicht in der alleinigen Verantwortung einer einzelnen Abteilung. Vielmehr sollen alle Mitarbeitenden den Nachhaltigkeitsgedanken in ihr tägliches Handeln einbeziehen. So engagieren sich Mitarbeitende von Roche auch aktiv an «EcoLogicals» Basel – lokale Umweltschutzprojekte stehen im Zentrum dieser Bottom-up-Community – und diversen in- und ausländischen Umweltprojekten.
Apropos Erhaltung der Umwelt: Für Roche gehört es zur Unternehmer-Pflicht, dass wirtschaftlicher Erfolg in einer globalen Wirtschaft von der Einhaltung hoher ethischer Standards und nachhaltiger Geschäftspraktiken abhängt. Unternehmen wie Roche üben über ihre Lieferkette einen positiven Einfluss auf die Menschenrechte und die Umwelt aus. Leitung und Mitarbeitende des Konzerns sind davon überzeugt, dass Integrität die Grundlage für ein nachhaltiges und erfolgreiches Geschäft ist. Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter haben die Verantwortung, sich integer zu verhalten und in Übereinstimmung mit unseren Standards und Richtlinien zu handeln. Dasselbe gilt für alle Geschäftspartner auf der ganzen Welt. Roche verlangt von seinen Handelspartnern, Auftragnehmern und Lieferanten die Einhaltung der «Roch-Integritätsstandards» und legen Wert auf wirtschaftliche Nachhaltigkeit und erwarten von Lieferanten, dass sie zur Förderung der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung an den Orten, an denen sie tätig sind, beitragen.
André Hoffmann, Vizepräsident von Roche und Urenkel des Firmengründers Fritz Hoffmann-La Roche, umschreibt die Bedeutung des Unternehmens treffend wie folgt: «Ich bin den Menschen dankbar, die Roche über die Jahre zu dem grossen Unternehmen gemacht haben, das wir heute sind. Mein Urgrossvater wäre sicher sehr stolz, wenn er das Unternehmen heute sehen könnte. Nun gilt es, mit wissenschaftlicher Exzellenz und Innovation weiter auf Erfolgskurs zu bleiben. Und mein Ziel ist es, dass unser Unternehmen nicht auf Kosten, sondern in Einklang mit der Natur und der Gesellschaft handelt und wächst. Die Menschen bei Roche müssen wissen, dass wir nicht nur da sind, um Geld zu verdienen, sondern um Patienten zu helfen, und zwar auf eine nachhaltige Weise.»
Braucht es diese, zugegeben absolut professionelle und detailverliebte Werbung, von Herrn Weissen für unsere heimische Pharmaindustrie? Wie toll und einträglich die Schweizer Unternehmerriesen weltweit unterwegs sind, zeigen uns die, für mich völlig unnötigen, täglichen Börsenkurse in allen verfügbaren Medien und die prächtigen Paläste, die wie Denkmäler anmuten, welche sich diese herrschende Klasse schweizweit von berühmten und sehr teuren Architekten hinbauen lässt.
Kein Wort verliert Herr Weissen über die Negativseite der Pharmaindustrie. Zum Beispiel den Einfluss auf die Medizin, die akademische Pharmaforschung und die öffentliche Meinung. Des Weiteren die immens hohen Preise der Medikamente, die immer wieder, wie in einer Endlosschlaufe, durch die hohen Entwicklungskosten erklärt werden, obwohl diese in keiner Relation zum Forschungsaufwand stehen, denn nur gerade durchschnittlich ca. 15 % des Umsatzes geht in die Forschung, dagegen ca. 50-55 % in das Marketing.
Anderes Negativum, die günstigeren Generika; diese werden in der Schweiz durch die Medikamentenhersteller seit Jahrzehnten und mit Erfolg verhindert. Dabei spielt Korrumpierung und Beeinflussung einflussreicher Politiker, Hochschulen, Spitäler, Krankenkassen und Kontrollbehörden eine wesentliche Rolle. Dass unsere „sauberen“ Pharmafirmen noch einiges mehr auf dem Kerbholz haben, belegen die Anklagen, Rechtsstreitigkeiten und die verhängten Strafzahlungen in Millionenhöhe durch die USA-Behörden.
Ein «Anschub» der Covid-19 Impfkampagne, die gerade begonnen hat, und die zunehmend kritische Diskussion der immer steigenden und für viele nicht mehr bezahlbaren Krankenkassenprämien, können durch die Glorifizierung der Pharmaindustrie sich nur positiv auf deren Verkäufe und logischerweise negativ für die abhängigen Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz auswirken, oder Herr Weissen?
GENAU SO IST ES!
BRAVO Frau Mosimann