StartseiteMagazinLebensartRote Tomaten und explodierende Drinks

Rote Tomaten und explodierende Drinks

«Werden Tomaten süsser, wenn ich sie mit Zuckerwasser giesse?» heisst ein neuer Gartenratgeber, ein Frage- und Antwortspiel rund um den grünen Daumen. Vieles sind typische Anfängerfragen – «Wie gross muss ein Gemüsegarten sein?» – etliche aber bringen auch alte Gartenhasen zum Staunen.

Witzig ist, dass selbst auf naivste Fragen durchaus ernsthaft eingegangen wird. «Kann ich meine Drinks selber anbauen?» tönt mal eher speziell. Aber die Ratschläge sind ganz brauchbar. Da wird die Herstellung von Cider mit einer Anleitung beschrieben, mit der bereits die Kelten aus Holzäpfeln einen Schaumwein zu keltern pflegten. Und der Julius Cäsar imponiert haben soll, als er 55 v. Chr. in Britannien einfiel.

Auch ein Rezept für Holunderblüten- Sekt wird nachgereicht. Wobei ich da schon meine Vorbehalte habe. Ich habe das einmal, nur einmal, versucht. Roch gut, sprudelte schön. Also schnell in Flaschen abgefüllt und im Keller versorgt. Dass kurz danach eine Flasche nach der andern explodierte, da der Druck des moussierenden Getränks zu gross wurde, war eine ziemlich klebrige Erfahrung, die eine Generalreinigung des Kellers nach sich zog. Also bitte: Die kleingedruckte Warnung im Buch ganz dick markieren – oder den Sekt direkt im Laden kaufen. Selbstgemachter Holunderblüten- Sirup ist auch gut und benimmt sich weitaus anständiger.

So sollte Sekt aus Holunderblüten sein: perlend im Glas – und klebrig an den Kellerwänden.

Wenn auch manche Fragen etwas naiv tönen – «Ist Gemüseanbau umweltfreundlich?» – wird ernsthaft darauf eingegangen. Da werden Vorteile betont – keine Verpackung des Produkts, wahrscheinlicher weniger Food Waste, weil Menge besser kontrolliert werden kann, kostengünstig und, was ich besonders wichtig finde, den Wert des angebauten Gemüses. Denn wer die Rüebli selber gesät, vereinzelt, gegossen, ja einfach grossgezogen hat, wird das Endprodukt sicher mit grösserer Wertschätzung behandeln als die kiloweise abgepackte Ware beim Grossverteiler.

Apropos Rüebli: Wer im Garten schweren, lehmigen Boden hat, vielleicht noch durchsetzt mit Steinen, wird die Finger vom beliebten Gemüse lassen. Ausser man treibt zuerst Stücke von alten Abflussrohren in den Boden, füllt diese mit guter Gartenerde, vermischt mit Sand, auf und steckt zuletzt in jedes Rohr drei bis vier Karottensamen. Zuerst vorsichtig von oben giessen, später auch so, dass das Wasser in den Boden versickert, um die noch kleinen Wurzeln nach unten zu locken. So sollen letztlich kerzengerade gewachsene Rüebli aus den Rohren gezogen werden. Ein Versuch würde sich doch lohnen.

Wer solche Rüebli erntet, hat das hier besprochene Buch nicht gelesen – oder keine Reste von Abflussrohren vorrätig.

Das Buch ist eine witzige Mischung von alt Bewährtem und neu Gedachtem. Für Routiniers eignet sich der Ratgeber im Grunde nur, wenn es nach der Lektüre imVerwandten- und Bekanntenkreis noch Gartenneulinge hat, die sich für Basics interessieren, die anschaulich und bildhaft erklärt werden. Die in Südengland lebende Autorin Sally Nex, Journalistin und Kolumnistin, macht solchen Anfängern richtig Lust auf Gartenarbeit. Gärtnern für Leute von heute, denn sie legt grossen Wert auf ökologische Vielfalt, Umweltschutz und den Verzicht auf Kunstdünger und Pestizide.

Aber in das Buch hineinschnuppern, sich ob einiger Fragen amüsieren, sich andere Ratschläge merken und vielleicht sogar mal ausprobieren, das macht allen Spass. Weil da zwar ernsthaft und doch mit viel spielerischer Fantasie in die Welt der Gartenbegeisterten eingeführt wird. Ob da das Schneckenproblem angegangen oder eine Anleitung für wassersparende Blumentöpfe (werde ich ausprobieren!) skizziert wird, ein Rezept für selbstgemachte Blumenerde oder eine Liste von robusten Nutzpflanzen, die fast von selber wachsen, publiziert werden – wer da immer noch behauptet, bei ihm oder ihr wachse einfach nichts, der macht etwas grundlegend falsch, kann nicht lesen – oder hat gar keinen Garten.

Grüne Tomaten reifen dank Sonne und Wärme und nicht wegen intensiverer Düngergaben. Auch wenn diese «persönlich» verabreicht werden. (Bilder pixabay)

Übrigens, das mit dem Zuckerwasser und den Tomaten: Den gesunden Menschenverstand benutzen und die Zuckerdose in der Küche lassen, wird empfohlen. Aber nicht nur: Etwas Apfelessig ab und zu ins Giesswasser sei ein natürliches Fungizid, mit Wasser verdünnte Milch helfe gegen Blattkrankheiten und menschlicher Urin sei ein guter Dünger, weil extrem stickstoffhaltig. Aber nicht direkt an die Tomatenstauden pinkeln, sondern mit recht viel Wasser verdünnen! Vielleicht werden dabei die Tomaten ja auch etwas süsser – oder zumindest rot!

Sally Nex: Werden Tomaten süsser, wenn ich sie mit Zuckerwasser giesse Und kann ich mein Unkraut einfach aufessen? Landwirtschaftsverlag. ISBN: 978-3-7843-5745-4

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1 Kommentar

  1. Das tönt spannend und unterhaltend. Mangels eigenem Garten, werde ich das Buch an Aktive verschenken. Danke für den Tipp!

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