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Museum im Umbruch

Bevor das Impressionisten Museum Langmatt in Baden wegen Renovation die Tore schliesst, greift es nochmal richtig in die Farbtöpfe. Ash Keating wurde eingeladen, das zum Abbruch bestimmte Verwaltergebäude bunt aufleben zu lassen. Zudem werden in der Bildergalerie die bedeutendsten Bilder der Langmatt in der Ausstellung «Forever Young» präsentiert.

Das Gebäude der Villa Langmatt in Baden wurde 1901 erbaut. Seit 1990 ist es ein Museum, und nie umfassend renoviert worden. Am 18. Juni 2023 stimmte die Badener Bevölkerung einem Kredit für die Gesamtsanierung des Hauses zu. Doch bevor die Langmatt für zwei Jahre geschlossen wird, erlebt das bescheidene Verwaltungsgebäude im Park seinen grossen Auftritt. Dieses 1970 für den damaligen Verwalter erbaute Einfamilienhaus war nie eine Schönheit. Aktuell ist die Kunstvermittlung hier untergebracht.

Das 1970 errichtete Verwalterhaus im Park muss innerhalb der Gesamtrenovation einem geplanten Glaspavillon für grössere Veranstaltungen Platz machen. Bevor es abgerissen wird, verwandelt es sich zum Kunstwerk. Foto: Museum Langmatt

Der australische Künstler Ash Keating wurde eingeladen, das Verwalterhaus in einer öffentlichen, performativen Aktion am 17. August in ein gewaltiges dreidimensionales Gemälde zu verwandeln. Zur Vorbereitung hatte er sich mit den impressionistischen Gemälden in der Sammlung auseinandergesetzt und liess sich für seine Farbmischungen vor allem von Renoir inspirieren. Die wasserlöslichen Acrylfarben spritzte er mit einem Schlauch aus einem Feuerlöscher auf Haus und Dach. Dazu brauchte er kein Gerüst. Immer wieder nahm er Abstand und entschied sich für die nächste Farbsetzung. Zwischendurch sprühte er reines Wasser, um die Farben zu verflüssigen, damit vertikale Fliessmuster entstanden.

Ash Keating grundierte das ganze Gebäude zuerst mit wasserlöslicher weisser Acrylfarbe und sprayte dann vor Publikum seine speziell gemischten Farben mit dem Feuerlöscher auf Wände und Dach.

Es ist die erste Schau des Künstlers in Europa. Im Museum und im Park sind ergänzend Bildserien ausgestellt. Sie ermöglichen einen differenzierten Einblick in sein Schaffen. Das Triptychon im Park erinnert an Monets Eisschollen im Dämmerlicht von 1893 im Museum. Im Gegensatz zum schrill leuchtenden Gebäude sind seine gesprayten Leinwandbilder zurückhaltend in zarten Rosa- beziehungsweise Blautönen, die bei genauem Hinsehen glitzern durch die in die Farbe eingearbeiteten Glasperlen. Die Serie im Park bleibt bis zum Ende der Ausstellung der Natur ausgesetzt.

Ash Keating, Ice Floes Response, 2023

Ash Keating ist 1980 in Melbourne in Australien geboren und lebt auch dort. Als Kind beeindruckten ihn die Farben zwischen Himmel und Erde, als er mit seiner Grossmutter in einem kleinen Flugzeug über die unendlichen Weiten Australiens flog. Später wollte er Pilot werden, brach aber die Ausbildung ab und entschied sich für die Malerei. Seine Erinnerungen erscheinen im energetischen Kolorit seiner Malerei, die mit ihren flüssigen, vertikalen Verläufen eine beinahe transzendente Sehnsucht mitschwingen lässt. Keatings riesige Wandgemälde im Freien, auch sie mit Farbe gefüllten Feuerlöschern erstellt, sind in ganz Melbourne zu finden. Damit hat er sich international einen Namen gemacht.

Ash Keating, Das Verwaltergebäude als Kunstwerk im Park der Langmatt

In der Bildergalerie des Museums Langmatt sind vor der Schliessung die bedeutendsten Werke des französischen Impressionismus ausgestellt. Die Sammlung legten Sidney und Jenny Brown, Mitbegründer der BBC (Brown Boveri & Cie., heute ABB), hauptsächlich zwischen 1908 und 1919 an. Sie gehörten zu den ersten Schweizern, die so früh zeitgenössische Werke französischer Impressionisten erwarben: Der erste Cézanne, der erste Gauguin gelangten durch sie in die Schweiz. Sie sammelten aus Leidenschaft zu einer Zeit, als die impressionistische Malerei anfänglich noch als Schmiererei galt.

Bilder von Auguste Renoir aus seinem frühen bis späten Schaffen

Die Sammlung hatte mit dem ersten Gemälde von Cézanne ihren Anfang gemacht. Es war ein mutiger Kaufentscheid, den das Paar 1908 in einer Pariser Galerie auf Empfehlung eines russischen Sammlers gefällt hatte. Cézanne blieb in der Folge ihr Liebling mit insgesamt neun Bildern. Auch Renoir zählte zu den Favoriten; von ihm befinden sich über zwanzig Werke in der Sammlung. Warum Gauguin und Monet nur mit je einem Bild vertreten sind, ist nicht bekannt. Dafür ragt Camille Pissarro mit mehreren Landschaftsbildern aus verschiedenen Epochen seines Schaffens heraus, ebenso finden sich Gemälde von Degas, Sisley, Mary Cassatt, Camille Corot oder von Eugène Boudin.

Drei Gemälde von Paul Cézanne

Im Obergeschoss sind in den Räumlichkeiten einzelne zeitgenössische Werke ausgestellt, die das Museum von jungen Kunstschaffenden geschenkt bekommen hatte nach Abschluss einer Ausstellung. Die Bandbreite unterschiedlicher Stilrichtungen ist bemerkenswert.

Sandra Senn (*1973), Ohne Titel, Pigmentprint, 2020, Schenkung der Künstlerin

Das Museum Langmatt ist in die Schlagzeilen geraten, weil es beabsichtigt, sich von zwei bis drei Bildern zu trennen, um die Kosten für den Betrieb aufrecht zu erhalten. Seit 1990 ist die Sammlung im einstigen Wohnsitz der Familie Brown öffentlich zugänglich und wird von der Stiftung Langmatt verwaltet. Deren Vermögen war von Beginn an für den Betrieb des Museums unzureichend. Nicht nur die laufenden Ausstellungen, auch die Unterhaltskosten für notwendige bauliche Reparaturen mussten daraus bezahlt werden. Das Museum umfasst nicht nur die Bildersammlung, sondern ist ein Ensemble von Villa mit historischen Wohnräumen sowie verschiedenen Gebäuden im Park.

Durch die finanzielle Notlage des Stiftungsvermögens wurde entschieden, da keine finanzkräftigen Sponsoren zu finden waren, die notwendigen 40 Millionen Franken durch den Verkauf von ein bis drei Bildern der Sammlung zu erlösen. Die Wahl der Bilder wird in der zweiten Septemberhälfte kommuniziert, das Auktionshaus Christie’s wird die Versteigerung im November in New York durchführen.

Das Gärtnerhaus wird heute auch als Ausstellungsraum benutzt

Die Befürchtung, dass durch den Verkauf der Bilder ein Präzedenzfall geschaffen werde, kann Direktor Markus Stegmann nachvollziehen. In diesem Fall hält er dies aber für unbegründet. Er meint: «Die Stiftung Langmatt und somit auch das Museum befinden sich in einer finanziellen Notlage. Dieser Fall, dass ein Museum in seiner Existenz bedroht ist, ist in den Richtlinien des International Council of Museums (ICOM) gar nicht vorgesehen. Da es keine Alternativen gibt, dient der Verkauf der Bilder dazu, das Museum zu retten, ohne dass der Charakter der Sammlung verändert wird.»

Titelbild: Ash Keating anlässlich der performativen Aktion am 17. August 2023 im Park des Museums Langmatt. Fotos: rv

Bis 10. Dezember 2023 (Museumsschliessung sanierungsbedingt 2024 bis 2025)
«Ash Keating» und «Forever Young – Die bedeutendsten Bilder der Langmatt», mehr Informationen finden Sie hier: Museum Langmatt in Baden
Ein Publikation zu Ash Keating erscheint am 2. November 2023

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