Wer durch die Gassen ligurischer Hafenstädte bummelt, bewundert die pastell-gelb, orange, rot, hellbraun, grün gestrichenen Hausfassaden. Auf den zweiten Blick stellt man verblüfft fest: Hier herrscht mehr Schein als Sein: Gemalte Fenster und Läden neben echten. Verzierte Säulenbilder mit dreidimensionaler Wirkung. Falsche Fensterbänke, Imitationen, Zeichnungen, Verzierungen, Farbornamentik und gefakte Reliefs. Romantisch und sinnlich zugleich. Was ist falsch, was echt? Diese Art von Malerei nennt man «Trompe-l’œil» («Täusch das Auge»). Sie ist typisch für die Region entlang der ligurischen Küste.
«Trompe-l’œil» ist ein Genre, das sich die visuelle Verwirrung des Betrachters zunutze macht: Man weiss zwar, dass man vor einer flachen Oberfläche steht, aber die Augen nehmen trotzdem ein dreidimensionales Bild wahr. Täuschend sowie verlockend zieren die Malereien sowohl Steinwände wie Leinwände. Der Standardeffekt ist die Illusion, dass ein flaches Objekt dreidimensional ist, oder der Eindruck, dass ein Gemälde aus seinem Rahmen herausspringt, was uns dazu bringt, unsere Wahrnehmung der Realität zu hinterfragen.
Wer nach Erklärungen sucht, stösst im Internet auf folgende Beschreibung: «Die Liguren sind in Italien legendär für ihre Sparsamkeit. Liguren sind aber auch Italiener und mögen sehr schöne Sachen um sich herum. Das Ergebnis aus diesen zwei Eigenschaften sieht man überdeutlich auf den Hauswänden.» Nicht mit Marmor oder anderen kostbaren Steinen verzieren sie ihre Fassaden, sondern man täuscht Prunk mittels raffinierter Malerei vor.
Künstler haben sich schon immer für optische Täuschungen und visuelle Tricks interessiert. Von Arcimboldos Porträts aus Früchten und Gemüse über Salvador Dalis Doppelbilder bis hin zu Holbeins berühmter Anamorphose – «Trompe-l’œil» sind eine Quelle der Faszination in der Kunst. Auch Strassenkünstler nutzen diese alte Technik, um mit unserem Weltbild zu spielen und ihre Werke auf eindrucksvolle Weise in das Stadtbild zu integrieren. Die Aufnahmen in dieser Galerie stammen aus Imperia, Noli, Varigotti und Arenzano.
Alle Fotos: © Peter Schibli. Aufgenommen mit einer Nikon ZZ50. Nikkor-Objektiv Z DX 16-50 mm
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