StartseiteMagazinKulturDaniel Schwartz im Kunstmuseum Luzern

Daniel Schwartz im Kunstmuseum Luzern

Der Schweizer Daniel Schwartz (*1955) gehört zu den grossen Reportage-Fotografen der Gegenwart. Das Luzerner Kunstmuseum zeigt seine Werke bis 4. Februar 2024.

Es ist nicht ein einzelnes Bild, nicht eine bestimmte Gegend, nicht ein besonderer festgehaltener Moment, der mich in den Bann zieht, sondern es ist eine Frage, die sich in diesen Bildern in immer neuen Verwandlungen stellt und die einen nicht loslässt: die Frage nach der Arbeit, nach dem Menschen als animal laborans, die Frage, was wir da eigentlich tun.


Daniel Schwartz vor Grosse Mauer der Ming, Provinz Hebei, China, 3. November 1987, Druck ab Infrarot-Negativ

Wie Daniel Schwartz das, was wir Arbeit nennen, in den Blick nimmt, was er uns zeigt, erzählt, ausleuchtet, entlarvt, was Arbeit als verzehrender Prozess bedeutet, das ist mehr als nur Motiv. Es ist ein Lektion in sehendem Denken.

Daniel Schwartz bereist die ganze Welt, vor allem die östliche Hemisphäre. Seine Aufnahmen zeugen von seinem ruhigen, differenzierten Blick auf Kriege und deren Folgen, auf die Ausbeutung von Mensch und Natur und auf die Auswirkungen der Klimakrise.


Vor dem Krieg im Irak geflohene Kurden am Tor eines Flüchtlingslagers. Sardashit, Iran, 19. April 1991

Statt auf aktuelle Ereignisse zu reagieren, beobachtet Schwartz Entwicklungen über längere Zeiträume, statt der Illustration pflegt er die grosse Reportage. Die Ausstellung Tracings ist das Resultat einer mehrjährigen Archivforschung. Sie umfasst meist unpublizierte Aufnahmen, ausgewählt im Dialog mit dem Kurator Beat Wismer. Die frühesten Bilder stammen aus den 1970er-Jahren, die aktuellsten entstanden 2021.


Sardasht, Iran, 19. April 1991

In sechs Kapiteln beleuchtet die Ausstellung Tracings das Schaffen von Daniel Schwartz und vermittelt die Bindeglieder zwischen seinen umfangreichen bekannten Werkgruppen, darunter The Great Wall of China (1990), Travelling through the Eye of History (2009) und While the Fires Burn. A Glacier Odyssey (2017).

Unter den Stichwörtern «Motiv», «Assoziation», «Absenz», «Form», «Beobachtung» und «Fortdauer» treffen Fotografien aus verschiedenen Entstehungszusammenhängen aufeinander und verbinden sich assoziativ zu einer Erzählung über die Welt. So versammelt etwa das Kapitel «Motiv» Aufnahmen zum Wirken der Hand.


Nach dem Zyklon, Banshkhali Upazila, Bangladesch, 9. Mai 1991

Daniel Schwartz fokussiert auf arbeitende Hände, tragende oder suchende Hände. Die Anschaulichkeit dieser Bilder bezeichnet Carolin Emcke in dem zur Ausstellung erscheinenden Buch Tracings. Photography and Thought als «Lektion in sehendem Denken».

In sechs Kapiteln beleuchtet die Ausstellung Tracings das Schaffen von Daniel Schwartz und vermittelt die Bindeglieder zwischen seinen umfangreichen bekannten Werkgruppen, darunter The Great Wall of China (1990), Travelling through the Eye of History (2009) und While the Fires Burn. A Glacier Odyssey (2017).


Repatriierung von Flüchtlingen des Khmer Rouge Genozid, Pursat, Kambodscha, 6. November 1992

Unter den Stichwörtern «Motiv», «Assoziation», «Absenz», «Form», «Beobachtung» und «Fortdauer» treffen Fotografien aus verschiedenen Entstehungszusammenhängen aufeinander und verbinden sich assoziativ zu einer Erzählung über die Welt.

Während seiner Ausbildung an der Fotoklasse der Kunstgewerbeschule Zürich (1977–1980) übte sich Daniel Schwartz im Stillleben, wobei er Hans Finslers (1891–1972) Ei mit der Peperoni ersetzte. 1986 zeigte der junge Künstler Ansichten aus Griechenland im Kunsthaus Zürich. Die Auffassung von Landschaft, die bereits die griechischen Bilder auszeichnet, wird von Daniel Schwartz in den folgenden Jahrzehnten kontinuierlich weiterentwickelt: In Regionen zwischen den Tropen und Innerasien, die von Katastrophen aller Art gezeichnet sind, bis zu den jüngsten, fast abstrakt wirkenden Gletscheraufnahmen.


Maschinenöl, Mawlamyinegyun, Myanmar, 6. Oktober 2019 und Lubricating Oil, Mawlamyinegyun, Myanmar, 6. Oktober 2019

Daniel Schwartz’ Bilder sind unaufgeregt, jedoch keinesfalls still. Im Kapitel «Beobachtung» wird die Unbestechlichkeit als zentrale Bedingung der Reportagefotografie sichtbar. Auch wenn der Künstler Unfassbares festhält, ist seine Haltung nie voyeuristisch. Die Komposition der Aufnahmen zeugt von einem präzisen Blick fürs Detail, augenfällig bei den Stillleben im Kapitel «Form», aber auch in Porträts oder Strassenszenen.

Die Arbeit verliert in den Aufnahmen alle verklärende Abstraktion. Zu sehen ist nicht Arbeit im Singular, sondern im Plural. Da sind konkrete Menschen, die arbeiten, auf dem Feld, im Bergbau, auf einer Ölplattform, im Krieg oder im Nirgendwo, da sind ihre Körper, alte oder junge, zu alte oder zu junge auch, ungeschützt und ausgeliefert oft, Körper, die belastet werden, deren Hände, Füsse oder Rücken blosse Vehikel sind.

Als Mitglied der renommierten Agentur VII Photos ist Daniel Schwartz der Tradition der engagierten Bildberichterstattung von Lewis Hine, W. Eugene Smith, Werner Bischof oder Philip Jones Griffiths verpflichtet.

Zur Ausstellung erscheint bei Thames & Hudson, London, die Publikation Daniel Schwartz. Tracings. Photography and Thought mit über 140 Aufnahmen von 1974 bis 2021 und Texten von Giovanna Calvenzi, Carolin Emcke, Fanni Fetzer und Beat Wismer.

Titelbild: Passant, Yuncheng, Provinz Shanxi, China, 24. November 1987

Fotos in der Ausstellung: Josef Ritler

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