StartseiteMagazinKulturGuy Ben Ner im Kunstmuseum Luzern

Guy Ben Ner im Kunstmuseum Luzern

Guy Ben Ner (*1969) macht aus wenig viel, wobei er sich selbst und sein privates Umfeld radikal in seine künstlerische Praxis miteinbezieht.

Wenn man die Räume im Kunstmuseum Luzern besucht, bleibt es dunkel. Guy Ben Ner (*1969) ist ein Filmemacher und projiziert seine Filme auf die Wände. Die Filme sind im doppelten Sinn hausgemacht, bezüglich ihrer Ästhetik wie auch ihres Schauplatzes. Die Wohnung seiner Familie dient immer wieder als Drehort mit Frau und Kindern in den Hauptrollen.


Am Küchentisch

Er funktioniert beispielsweise die Küche zu einem Schiff oder Kaninchengehege um. Dreh und Familienalltag vermischen, beeinflussen und bedingen sich. In Moby Dick (2000) steht Guy Ben Ner als einbeiniger Captain Ahab auf der Küchenablage neben dem Trinkwasserspender, springt aus dem Kühlschrank oder lässt den Teller im Wellengang zwischen sich und seiner Tochter hin- und hergleiten. Dabei verbindet der Künstler den Literaturklassiker von Herman Melville mit einer Hommage an die Improvisationslust der Stummfilmära.


Auf dem Ast auf dem er sägt….

Die Differenz von improvisierten Drehsituationen und Stringenz der künstlerischen Konzepte zeichnen Guy Ben Ners Werke aus. Der Künstler thematisiert den Einfluss von Wirtschaft und Politik auf die intimsten menschlichen Beziehungen. Wechselnd zwischen privatem und öffentlichem Raum, zwischen Familie und Gesellschaft, bezieht Guy Ben Ners Werk eine klare politische Haltung.


Treehouse Kit 2005

Technisch gleichen Guy Ben Ners Filme Amateurvideos. Der Künstler will keine cineastische Illusion von Realität schaffen und legt gerne die Machart des Films offen. Die Videos sind nach allen Regeln des Kinos montiert: Schuss und Gegenschuss, Einblendung, Aussenansicht, Innenaufnahme.


Guy Ben Ner in seiner Ausstellung im Kunstmuseum in Luzern

In der Weise, wie der Künstler die Erzählung vorantreibt und in kleine, unterhaltsame Sequenzen gliedert, ist ein kinogeübter Geschichtenerzähler zu erkennen. Guy Ben Ners «home- made»-Ästhetik verweist darauf, dass wir alle etwas tun können. Familiäre Verpflichtungen oder unpassende Umstände sind kein Grund, nichts zu tun.


Elia-A Story of an Ostrich Chick 2003

Unsere Projekte, Handlungen, Taten müssen nicht aufgeschoben werden, es braucht dazu kein professionelles Equipment, kein riesiges Atelier, kein grosses Team. Wenn wir wollen, können wir alles zuhause, mitten aus unserer aktuellen Lebenssituation heraus beginnen.


Im Badezimmer mit seinem Sohn

Guy Ben Ner lotet in seinen Videos die Grenzen zwischen öffentlichem und privatem Raum aus. So nistet er sich mit seiner Familie für Stealing Beauty (2007) in mehreren Filialen eines Möbelgeschäfts ein, um eine Sitcom zu drehen. In Whatever Gets You Through the Night (2022) demontiert der Künstler Buchstaben globaler Firmenlogos und entfernt Pflastersteine aus einem Platz, um den Satz «Go Back Where U Came From» daraus zusammenzufügen. In Foreign Names (2012) nutzt Guy Ben Ner Prozesse des Alltags, um politische Botschaften zu vermitteln.


Aufnahmen vor dem Kühlschrank

In vielen Arbeiten wird Guy Ben Ners ausgeprägter Sinn für anarchistischen Humor deutlich. In I’d Give It to You if I Could but I Borrowed It (2007) entdeckt er mit seinen Kindern Elia und Amir im LWL-Museum für Kunst und Kultur jene Ikonen der Kunst des 20. Jahrhunderts, die ums Velo kreisen.


Die Kuratorin Fanni Fetzer:»Benutzen sie das Velo, um den Film vor-und zurück laufen zu lassen!»
Kurzerhand bauen sie zu dritt ein Velo aus den Skulpturen von Tinguely, Picasso und Duchamp und fahren mit diesem um den Aasee. Das Publikum kann mitwirken: Auf dem Hometrainer kann es den Film nicht nur in Gang setzen, sondern auch vor- und rückwärts laufen lassen und seine Geschwindigkeit steuern.

2005 entwickelt Guy Ben Ner ein Treehouse Kit für den israelischen Pavillon an der Biennale Venedig, 2007 zeigt er eine Arbeit an den Skulptur Projekten Münster. We’ve Lost ist Guy Ben Ners erste Museumsausstellung in der Schweiz, die Videoarbeiten und Skulpturen der letzten zwei Jahrzehnte vereint. Die Ausstellung, kuratiert von Fanni Fetzer, dauert bis  4. Februar 2024.

Fotos: Josef Ritler

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