StartseiteMagazinKolumnenDie Sage von der Sprache

Die Sage von der Sprache

Es gibt Begriffe, die sind so nahe verwandt, dass man sie verwechseln kann. «Der Alltag sprach ihm nicht zu», ist so ein Beispiel. Keine Ahnung, was Alltage für gewöhnlich so sprechen, aber hier ist eindeutig sagen das richtige Verb.

Wer jetzt einwendet, sagen oder sprechen, das sei doch Hans was Heiri, irrt. Jemandem gut zusprechen ist etwas ganz anderes, als irgendwo zusagen. Ja nicht mal das Substantiv darf verwechselt werden: Eine Absprache ist keine Absage, die Aussage keine Aussprache, die Sprache ist bei weitem keine Sage. Und wenn Goethe schreibt: «Du sprichst ein grosses Wort gelassen aus …», hat sagen gar nichts zu suchen. Man könnte an Stelle von sagen oder sprechen auch reden. Ergäbe eine weitere Reihe von schönen «Wahlverwandtschaften».

Zum Schmunzeln sind, wenigstens ab und zu, falsche Bezüge und verdrehte Sätze. Wenn es in einer Werbung gross heisst «Meine Energie schenkt mir die Sonne» kann man sich ja fragen, welche Art von Energie Sonnen zu verschenken hat. Umgekehrt: «Die Sonne schenkt mir Energie» wäre klarer. Manchmal steht ein Wort einfach am falschen Platz: «Der Shop ist auch im Winter geheizt». Also im Sommer könnte man auf die Heizung verzichten. Oder man zügelt «auch» hinter den «Winter» – und plötzlich macht der Satz Sinn.

Selbst bei den Eltern «gendert» es jetzt. So wie Lehrer und Lehrerinnen zur Lehrerschaft oder zu Lehrkräften geworden sind, werden jetzt die Eltern zur Elternschaft. Der Woke- Trend geht aber noch weiter, wenn vermeldet wird, dass ein Sänger gemeinsam mit seiner Frau ein Kind erwartet. Also ein Teil des Paares ist wohl schwanger. Auf einen Babybauch kann man sich ja manchmal nicht ganz verlassen, auch Männer haben Bäuche …

Frage: Heisst es, ein Angebot sei zu querfinanzieren oder quer zu finanzieren? Oder würde man besser das Substantiv «Querfinanzierung» nehmen? Und wenn eine Gemeinde einen Schild- Bürgerstreich korrigiert, fragt man sich, welche ihrer Bürger mit Schildern herumlaufen oder sich gegen Verkehrsschilder auflehnen – oder ob es einfach eine falsche Trennung ist. So nach dem Motto: Drei zusammenhängende Substantive werden eins zu zwei getrennt. Ergibt dann auch Apfel- Saftcrème. Wer noch ein bisschen weiter trennen möchte, hier einige Anregungen: Mittelfussknochenbruch, Organisationskomiteepräsident, Eierkocheruhr, Holunderbeerensommerdrink.

Manchmal kann es nicht kompliziert genug sein: «Ein Beruf, in dem Diskretion nicht unwichtig ist.» Oder nicht nicht wichtig. – Oder einfach wichtig. Umständlich auch der Mann, «von schlanker Statur und jungem Alter». Sorry, das ist Beamtendeutsch. Journalisten schreiben schlank und jung. Und vollends kompliziert tönt «Er verzichtet auf Genugtuungs- und Entschädigungsformen, vor allem der Forderungen halber.» Da haben Forderungen und Form einfach den Platz getauscht und keiner hats gemerkt.

 

 

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2 Kommentare

  1. querzufinanzieren, nach der fast immer gültigen Faustregel für zusammengesetzte Verben: ist der erste Teil betont, bleiben sie im Infinitiv zusammen, auch mit «zu».

  2. besser gesagt: sie nehmen «zu» ins Innere – der Infinitiv selber bleibt auch bei betontem zweitem Teil zusammen: z. B. zu übertragen.

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