StartseiteMagazinLebensartLindenhof-Gespräche (II): Ziel vor Augen

Lindenhof-Gespräche (II): Ziel vor Augen

An den «Lindenhof»-Gesprächen reden Menschen im Rentenalter über Gott und die Welt. Jüngst haben sie sich mit der Frage nach den Zielen beschäftigt, die man sich im Leben setzt, sucht und vielleicht erreicht.

 

Balthasar Bäumli (78), der sein Leben lang überzeugter Schulmeister war und von den Schülern gefürchteter Deutschlehrer, muss nicht lange studieren: «Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht noch immer geschwinder als jener, der ohne Ziel umherirrt.» Weil er richtigerweise vermutet, dass die anderen am Tisch keine Idee haben, von wem dieses Zitat ist, reicht er die Lösung gleich selber nach: «Natürlich stammt dieses weise Zitat von Gotthold Ephraim Lessing, dem bedeutenden deutschen Aufklärer und Dramatiker.»

«Schon gut, Balz», meldet sich nun Rösli Röthlinger (81) zu Wort, «wir wissen doch alle, wer Lessing ist.» Die Flötenlehrerin, die Generationen von Menschen an diesem sinnlichen Instrument ausgebildet hat und verdiente Laiendarstellerin war, hält sich persönlich lieber an den Lyriker Friedrich Hölderlin. Mit Seitenblick zu Balthasar zitiert sie Hölderlin aus dem Gedächtnis: «Die Ungeduld, mit der man seinem Ziele zueilt, ist die Klippe, an der oft gerade die besten und gescheitesten Menschen scheitern.»

Titus Tischler (83), der sein Leben lang Landarzt war und nun ebenfalls im Alterszentrum «Pfingströsli» am allwöchentlichen Philosophietreff mittut, tunkt das Gipfeli in seinen Milchkaffee. Dann sagt er: «Ihr habt ja beide recht, meine Lieben, obwohl ihr ein idealistisches Zitat ausgewählt habt. Das Leben aber verläuft oft etwas anders, meint ihr nicht auch?» Selber habe er sich deshalb aus eigener Erfahrung immer an Erich Kästner gehalten, der einmal gesagt haben soll: «Auch aus Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, kannst du etwas Schönes bauen.»

Nun brummelt Balthasar leise in seinen Bart, schlägt mit seiner Handfläche vernehmlich auf die Tischplatte und mahnt die «Philo»-Runde, doch bitte beim vorgegebenen Thema «Sich Ziele setzen und finden» zu bleiben.

«Meine Worte, Balz!», lässt sich nun Emil Eggenschwiler (87) verlauten. Emil, der ehemalige Verleger von Wissenschaftswerken und emeritierter Privatdozent für Glücksforschung, bringt nun jenen Mann ins Spiel, den er immer wieder gerne als «meinen Freund und Weggefährten» zitiert, wobei er weiss, dass die ihm Zuhörenden in eine Art innere Achtungstellung verfallen. «Ich erinnere mich gerne an meinen lieben Freund Theodor Heuss, immerhin erster Bundespräsident von Deutschland, und seinen Spruch: Der Sinn des Reisens ist es, an ein Ziel zu kommen, der Sinn des Wanderns, unterwegs zu sein.» – «Ach was», ruft Rösli nun sichtlich enerviert aus und wirft ein Zitat von Goethe in die Runde: «Man reist ja nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen». Goethe habe «wie immer und selbstverständlich» Recht und Heuss habe einfach nur miserabel geklaut, sagt sie in gewohnt resoluter Manier.

Am Tisch wird es nun lauter und es macht für einen Moment ganz den Anschein, als würde der «Philo»-Stammtisch heute nicht in Minne auseinandergehen. Da tritt Betreuerin Chantal Sutter- Chevalier (48) an den Tisch und bittet zum Frieden. «Und überhaupt, meine Lieben: Anatole France, der französische Literatur-Nobelpreisträger, sagte doch schon: ‹Hunger und Liebe sind die Triebkräfte aller menschlichen Handlungen.› Und ich sage euch nun: Nachtessen – es ist angerichtet…»

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