StartseiteMagazinKolumnenTitel sind wie Guetzliduft

Titel sind wie Guetzliduft

Gibt es wohl Personen, die ein Presseerzeugnis ganz genau von vorne bis hinten lesen? Wohl kaum. Man pickt sich das heraus, was man so auf den ersten Blick interessant findet. Deshalb: Titel sollen neugierig, Lust auf mehr machen. Wie der appetitanregende Guetzliduft aus der Küche. Ein Vorteil hat der Titel: Er macht nicht dick.

In der letzten Sprachkolumne 2023 dreht sich fast alles um Titel. Um kryptische, ungewollt witzige oder, gehört auch in diese Jahreszeit, mystische. Oder solche, die man zeichnen sollte: «Steuerfuss im Sinkflug». Bisher wusste keiner, dass Steuerfüsse fliegen können. Meistens werden sie angehoben oder gesenkt.

«Cowboyboots statt Abrissbirne» verspricht prickelnde Spannung. Es geht um die Abrissbirne, auf der Popstar Miley Cyrus mal Platz genommen hat, mit ganz ohne Kleider. Und jetzt hockt sie füdliblutt auf Cowboystiefeln? Auf dem Bild zum Text ist sie zwar nackt zu sehen – also nur an den Füssen. Von Stiefeln oder Boots oder auch nur Adiletten keine Spur. Cowboystiefel kommen im ganzen Text gar nie vor. Ein Titel, der nicht hält, was er verspricht, also auch irgendwie nackt dasteht.

«Arztpraxis in den letzten Zügen» tönt schon sehr nach Notfall. Eine Reanimation für Arztpraxen ist schwierig, das hat sich in den letzten Monaten gezeigt, als eine Praxiskette in Konkurs ging und die Patienten um ihre Medikamente, Therapien und Dossiers bangen mussten. Im Fall der in den letzten Zügen liegenden Praxis ist alles nur halb so schlimm. Da hätte vor allem die Journalistin einen Vitaminstoss oder besser noch einen Schreibkurs benötigt. Sie wollte nämlich nur mitteilen, dass eine Arztpraxis in nächster Zeit eröffnet wird. Ja, Titel sind manchmal Glückssache.

«Schwimmen mit Waalen» lässt Lesende rätseln. Ist das Tier im Wasser nun ein Fisch mit nur einem «a» oder einer ohne «W». Wer die Wahl hat …

Mit «Er verheiratet Paare» wird ein Text überschrieben, der von einem freiberuflichen, ja was, «Verheirater?» handelt. Er arbeitet nicht in einem Heiratszimmer und die Zeugen sind auch keine Heiratszeugen. Sie haben es längst gemerkt: Da wird zwar geheiratet, aber der Akt heisst Trauung. Paare werden erst mal getraut, dann sind sie verheiratet. Die Trauung ist eine Momentaufnahme, die Heirat hält im Glücksfall doch etwas länger. Um die Verwirrung komplett zu machen, stecken sich das Brautpaar – wo bitte ist da der Mann? – Trauringe an, die sie an der Türe des Trauzimmers aber nicht wieder abgeben müssen. Verheiratete haben sich mit der Trauung zwar getraut, eine Ehe einzugehen, meist auf einem Zivilstandsamt, aber «getraut» ist trotzdem kein Zivilstand.

Mysterium Smoking: Da wird im Vorfeld eines Balls erklärt, dass die Pflicht, einen Smoking zu tragen, ein Mysterium sei. Was daran so geheimnisvoll sein soll, erschliesst sich den Lesenden zwar nicht. Ein Smoking ist ja kein Zauberhut, der unsichtbar macht und auch kein fliegender Teppich, mit dem man – oder vielleicht auch Steuerfüsse? – schnell mal verreisen könnte. Gemeint ist wohl, dass der Smoking am Ball nicht Pflicht, also kein Dresscode sei. Ein Mysterium wäre allenfalls, wenn nach einer verbindlichen Anmeldung zum Ball plötzlich ein Smoking im Schrank hängen würde.

Und ein Mysterium, ein Geheimnis ist, was uns das Jahr 2024 bringt. Hoffen wir auf ein gutes, wieder etwas friedvolleres Jahr!

 

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