StartseiteMagazinKulturEin Ägypter und Paul Klee

Ein Ägypter und Paul Klee

Dem ägyptischen Maler Hamed Abdalla (1917–1985) – hierzulande zu Unrecht wenig bekannt – widmet das Zentrum Paul Klee in Bern eine aufschlussreiche Ausstellung, die erste in der Schweiz.

Als Pionier der modernen Kunst in Ägypten bezeichnen ihn Expertinnen und Kenner. Schon in seinen jungen Jahren wurde Hamed Abdalla in Kairos Kunstwelt sehr geschätzt, später lebte er in Kopenhagen und Paris. Seit den 1950er Jahren wurden seine Werke in Europa, in den USA und in Asien gezeigt.

Ein Leben für die Kunst hatte dem Bauernsohn wohl niemand prophezeit. Er wuchs in Oberägypten auf, am Rande der nubischen Wüste. Seine Eltern waren Fellachen, Bauern mit wenig Habe, sie konnten ihrem Sohn keine Ausbildung finanzieren, legten ihm jedoch keine Steine in seinen Weg. Für Hamed war das Zeichnen schon als Kind eine Lieblingsbeschäftigung. In Kairo konnte er schon relativ früh Anerkennung finden, auch über Ägypten hinaus. Als Autodidakt brachte er sich seine Kunst wohl im wahrsten Sinne des Wortes selbst bei.

Hamed Abdalla: Les Amants de Shemm Ennessim, 1953. Gouache auf Seidenpapier auf Karton, 39 x 30 cm, Artist estate. Foto: Emmanuel Littot  © Artist estate

«Mein Grundprinzip als orientalischer Maler ist es, die Natur zu malen, wie ich sie in meinem Geist wahrnehme, nicht wie sie den Augen erscheint», sagt Hamed Abdalla selbst. Während er sich in seiner Jugend auf seine ländliche Umgebung konzentriert hatte, malte er in Kairo auch Szenen in den Cafés. Er interessierte sich ebenfalls für soziale Themen: die Armut in seiner Heimat, Kriege und Unterdrückung, aber auch ein so umfassendes Thema wie die Liebe setzte er in seiner Kunst um.

Dafür hatte er begonnen, universelle Symbole malerisch einzusetzen. Er entwickelte das «Kreative Wort», indem er einen Begriff, ein Abstraktum, und menschliche Formen miteinander verband. So nahm er die alte arabische Kunst der Kalligraphie auf und bettete sie in seine moderne Malerei ein. In den 1940er Jahren besass er in Kairo ein Atelier, wo er junge Künstler in seine Kunst einführte. Sein Stil, sei er figurativ oder abstrakt, wurde bald von Kunstkritikern als «neue Schule der ägyptischen Kunst» bezeichnet.

Hamed Abdalla: Asfour, 1955. Mischtechnik auf Seidenpapier und Masonit, 130 x 97 cm, Artist estate, Foto: Emmanuel Littot  © Artist estate

Dass seine Werke in der Schweiz gerade im Zentrum Paul Klee ausgestellt werden, hat seinen Grund darin, dass Hamed Abdalla grosse Hochachtung für Paul Klee hegte. Kurator Morad Montazami erklärt: «Er schöpfte gern aus Paul Klees Werkzeugkasten, hatte sich ein umfangreiches Archiv angelegt.» In einer Vitrine sehen wir Teile daraus, da liegt eine kleine für Klee charakteristische Zeichnung und daneben, wie Abdalla sie nach seinem Verständnis verwandelte.

Abdalla strebte danach, seine ägyptische Identität in seiner Kunst zum Ausdruck zu bringen. Durch das Studium anderer Künstler wie Paul Klee erweiterte er seinen Horizont, ohne seine Wurzeln im ägyptischen Fundament aufzugeben.

Hamed Abdalla: Al Harb («Krieg»), 1963. Mischtechnik auf Japanpapier auf Isorel. 130 x 250 cm Artist estate. Foto: Emmanuel Littot  © Artist estate

In seinen späteren Jahren – seit 1956 lebte er in Kopenhagen, seit 1966 bis zu seinem Tod in Paris – beschäftigte er sich mit Motiven aus der Natur und entwickelte einen Stil, der wie eine Anregung zu meditativer Stille wirkt: Er malte, angeregt von Besuchen in den steinzeitlichen Höhlen Südfrankreichs, Grotten und Pflanzen. Koranworte, manchmal auch Bibelverse wurden von der Natur umrankt. Die nubische Wüste blieb Gegenpol und Inspiration.

Hamed Abdalla: Poem, 1970. Acryl auf Leinwand, 101 x 73 cm. Artist estate, Foto: Emmanuel Littot  © Artist estate

Während Abdalla zu seinen Lebzeiten regelmässig von Landsleuten, d.h. von Künstlern besucht wurde und seine Werke vielerorts gezeigt wurden, geriet er nach 1985 in Vergessenheit. Erst nach 2000 erinnerte sich die Kairoer Kunstwelt wieder an ihn. In Frankreich, auch in London ist sein Werk heutzutage am bekanntesten.

Innerhalb vom KOSMOS Klee einen FOKUS setzen

Im Rahmen der Führung hatte Museumsdirektorin Nina Zimmer erklärt, dass das Zentrum Paul Klee eine neue Strategie beginnt: Die Werke von Paul Klee – das Kernelement: der KOSMOS KLEE – werden in Beziehung gesetzt zu Strömungen seiner Zeit und zu Künstlern, die in einer Verbindung zu Paul Klee zu sehen sind. In diesem Fall: ein FOKUS auf Hamed Abdalla. Nach einer Probephase wird dieses Konzept nun verwirklicht. Das ermöglicht es, die lichtempfindlichen fragilen Blätter von Klee in angemessenem Turnus zu zeigen.

«Erforschen Sie Paul Klees Welt!», ruft Nina Zimmer uns zu, nicht nur Werke aus der Sammlung, sondern auch Fotografien, Schätze aus Klees Schallplattensammlung und Filme sind zu entdecken. Schliesslich sagte sie: «Wir müssen erkennen: Die Moderne beschränkt sich nicht auf Europa, sondern sie hat sich auch in anderen Weltgegenden entwickelt.»

FOKUS: Hamed Abdalla (1917 – 1985) im Zentrum Paul Klee, Bern, ist anzuschauen bis 26. Mai 2024.

Titelbild: Ausstellungsansicht, verschiedene Bilder zum Thema «Liebe» (Foto mp)

 

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