Wie wir lesen

Wir stehen vor einem kulturellen Umbruch der Kulturtechnik Lesen. Die künstliche Intelligenz fordert uns heraus. Wie man sich da zurechtfindet, zeigt Florian Rötzer in seinem Buch.

«Lesen im Zeitalter der künstlichen Intelligenz,» heisst der Titel. Rötzer erklärt: «Mit den ‘Sprachmodellen’ der lernenden Künstlichen Intelligenz treten neben die Menschen plötzlich unmenschliche maschinelle Leser, die alle Texte rezitieren und zu neuen Texten verarbeiten können.»

Sie lesen Texte als binär codierte Informationsströme und verstehen das Geschriebene nicht, sondern lernen eine wahrscheinliche Wortkombinatorik. Florian Rötzer wagt eine Nachlese und beantwortet die Frage, ob KI die menschlichen Leser verdrängt oder ob die Kulturtechnik des Lesens durch die neuen Einflüsse nur revolutioniert wird.

Am Anfang ist nicht das Wort, sondern die leere Seite, die beschrieben werden will. Die weisse Seite, die leere Fläche in  Form etwa einer präparierten Tierhaut, eines glatten Steins oder einer Wachs-, Holz- oder Tontafel, worauf man (noch) nicht lesen kann, ist eine radikale Erfindung, die einen Schnitt in der Welt realisiert, die vor Zehntausenden von Jahren begonnen hat und die wir noch in den Bildern und Zeichen, die Neandertaler und andere in Höhlen hinterlassen haben.

Vielfach wird vermutet, so Rötzer, dass Höhlenbilder Bestandteil eines Kults waren, der in der geheimnisvollen Tiefe von Höhlen zelebriert wurde, wobei flackerndes Licht die Bilder unheimlich in Bewegung versetze.

Seit Ende des letzten Jahres haben viele von uns einen ersten Einblick in das bekommen, was uns Künstliche Intelligenz bescheren kann. Wir sind beeindruckt von den Fähigkeiten der neuen generativen KI-Programme wie ChatGPT (Open AI) oder Bard (Google), die Billionen von Wörtern «gelesen» haben. Sie haben dadurch gelernt, mit uns in natürlicher Sprache Konversation zu machen, teils eigenwillige, aber grammatikalisch korrekte Texte als unsere Antworten zu geben und uns die Schreib- und Denkarbeit zu erleichtern.

Während die einen Sorge  haben, dass die Chatbots nun auch den Schriftgelehrten, Geisteswissenschaftler, Literaten und anderen den Job streitig machen, fasziniert es andere, mit dem Gegenüber zu spielen. Niemand weiss, wie diese KI-Systeme laufen, lernen und denken. Sie haben keinen Körper, sind nur in der Cloud, im Internet, in Computern, Smartphones oder anderen Geräte zu Hause.

Menschliche Züge würden die intelligenten künstlichen Wesen erst annehmen, wenn sie einen nachvollziehbaren Bezug zu ihrem eigenen oder überhaupt zu einem Körper hätten. Problematisch ist, dass die KI-Systeme mit von Menschen geschriebenen Texte gefüttert werden, wodurch sie lernen, so zu schreiben, wie Menschen das auch machen.

Dabei können aber auch Lügen, Falschinformationen, Halbwahrheiten, Vorurteile, Ängste oder Hass in den Texten auftauchen. Auf die Frage an ChatGPT, kannst du bewusst lügen?,  antwortete KI: «Als KI-Modell habe ich kein Bewusstsein, keinen freien Willen und keine Fähigkeit zur Absichtsbildung. Ich kann also nicht bewusst lügen. Meine Antworten basieren auf den Informationen, die mir zur Verfügung gestellt wurden, und ich versuche, so genau wie möglich zu antworten…»
Fotos: Pixabay

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