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Was und wie wir sehen

Das Kunstmuseum Luzern zeigt bis 16. Juni 2024 Werke von Barbara Probst. Sie zeigt auf, wie unterschiedlich wir Dinge wahrnehmen.

«In meiner Arbeit geht es eher darum, wie wir sehen und nicht so sehr darum, was wir sehen», sagt Barbara Probst (60). Und tatsächlich fragen ihre Werke nach unserem Standpunkt und Blickwinkel: Was sehen wir? Was sehen wir nicht? Was ist die Voraussetzung für das, was wir sehen? Und wie verändert das, was wir sehen, unsere Deutung des Geschehens?


Exposure #130: Munich, Nederlingerstrasse 68, 2017

Auch wenn Barbara Probst sich mehr dafür interessiert, wie etwas dargestellt wird, als was dargestellt wird, nehmen wir sofort die Spur auf, die sie auslegt, und lesen die mehrteiligen Werke als Geschichte.


Barbara Probst, Exposure #114: N.Y.C., 368 Broadway 2015

Die sechsteilige Arbeit Exposure#146, Unterschwillach,  beispielsweise zeigt eine Frau im Nirgendwo am Strassenrand zwischen Maisfeldern. Ihre Kleidung wirkt städtisch, neben ihr steht ein kleiner Koffer. Ein Citroën DX fährt in eine Unterführung. Wurde die Frau hier abgesetzt? Worauf kann sie an dieser ländlichen Strassenverzweigung warten? Gab es einen Streit? Die Atmosphäre erinnert an alte Kriminalfilme, einerseits wegen Kleidung und Wagenmodell, andererseits aufgrund der erzeugten Spannung. Indem wir die Bilder zu einem Geschehen zusammenfügen, meinen wir mehr zu wissen, letztlich bleiben die Inhalte aber rätselhaft.


Exposure #70: Munich studio 2009

Barbara Probst arbeitet immer mit präzisen Inszenierungen. Dabei werden alle Fotos eines Werkes gleichzeitig von verschiedenen Kameras aufgenommen. So erzeugt die Künstlerin eine multiperspektivische Erzählung. Welche Bilder farbig und welche schwarzweiss werden, entscheidet die Künstlerin erst, wenn sie sie zusammenfügt.


Barbara Probst vor den Bilder Exposure #64, N.Y.C 555 8th Avenue, 2008

In vielen Aufnahmen sind Stative und Kameras zu sehen oder Kabel für die Auslösung. Barbara Probst legt damit offen, wie sie ihre Werke schafft. Besonders auffällig ist das in Exposure #114: N.Y.C., 368 Broadway, 02.05.15, 12:13 p.m., wo Kameras und Stative Hauptelemente des reduzierten Settings sind. Aber auch neben der Frau am Strassenrand entdecken wir eine Kamera, die scheinbar verwaist, der Szene etwas Absurdes verleiht und sie gleichzeitig als Konstrukt entlarvt.


Exposure #111: N.Y.C 401 Broadway 2014

Seit 2000 betitelt Barbara Probst ihre Werke mit Exposure und einer fortlaufenden Numme- rierung. «Exposure» ist einerseits ein fototechnischer Begriff und bedeutet Belichtung. An- dererseits bedeutet das englische Wort «Enthüllung», «Blossstellung», «Entlarvung», «Aus- setzen».


Exposure  #57: N.Y.C. 428 Broome Street 2008

Dies lässt sich auf zwei Topoi der Fotografie beziehen: Die Fotografie als Beweis und die Kamera als voyeuristisches Auge. Gleichzeitig entlarvt Barbara Probst ihr technisches Vorgehen. Der Ausstellungstitel Subjective Evidence (subjektiver Beweis) macht aber auch klar, dass die Beweisführung immer eine Frage des Blicks ist.


Barbara Probst, Exposure #124: Brooklyn, Industria Studio 2017

Die Ausstellung ist in die Kapitel «Performance», «Landschaft», «Stillleben», «Strassen», «Close-up», «Akt», «Kulissen», «Dächer» und «Mode» gegliedert und präsentiert Barbara Probsts Werkgruppen aus über 20 Jahren. Im Frühsommer 2023 hat Barbara Probst in den leeren Räumen des Kunstmuseums Luzern eine neue Arbeit realisiert: Exposure #186, Kunst- museum Luzern, Lucerne, 06.23.23, 12:57 p.m. Die immer gleichen Raumfluchten und neutralen Räume des Kunstmuseums Luzern passen ideal zu Probsts Verwirrspiel mit verschiedenen Blickwinkeln.
Fotos: Josef Ritler

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