StartseiteMagazinLebensartBeflügelt von griechischem Tanz

Beflügelt von griechischem Tanz

Wer einen Tanzkurs bei Dimitris Barbaroussis besucht, übt nicht nur schöne Bewegungen gemeinsam mit anderen. Wir lernen auch die uralte, noch immer gepflegte griechische Tanzkultur kennen.

Syrtaki haben wir nicht getanzt. Im wohlbekannten Film Alexis Sorbas tanzt Antony Quinn als Hauptdarsteller mit dem Ich-Erzähler auf Kreta diesen Tanz – die Musik des Films ist eine Komposition von Mikis Theodorakis. Er hat diesen Tanz erfunden, angeblich, weil Antony Quinn kein sehr begabter Tänzer gewesen sei. Das schmälert weder das Werk des berühmten Komponisten noch den Syrtaki. Nur: ein traditioneller griechischer Tanz ist es eben nicht.

Zwanzig Frauen ungefähr, von einer Zwölfjährigen bis zur Seniorin, und fünf Männer bilden einen Kreis um Dimitris. Er versetzt uns zumindest in Gedanken ein wenig in den griechischen Frühling, denn wir werden heute Tänze lernen, die zum Osterfest passen – dem für die Griechen wichtigsten Fest -, Tänze, die in diese Jahreszeit passen und solche, die bei Hochzeiten getanzt werden. Jeder Tanz hat seinen eigenen Charakter. Dimitris zeigt uns nicht nur die Schritte, er will uns auch den Geist, die Atmosphäre vermitteln, die im Tanz zum Ausdruck kommt.

Dimitris Barbaroussis (Foto zVg)

Vor jedem Tanz gibt es eine «Trockenübung»: Dimitris erklärt den Takt und die Schritte ohne Musik. Das üben wir ein paar Mal. Es kann passieren, dass ich links und rechts verwechsle. Und kommt nun das linke Bein vor oder hinter das rechte? Der Kopf dirigiert noch.

Das wird besser, sobald die Musik dazukommt. Nun können wir uns in den Rhythmus «hineinlegen», allmählich gelangen wir von Kopf bis Fuss in die Bewegung und fühlen uns als Teil der Gruppe.

Tanz und Musik im Einklang

«Darin liegt das Geheimnis des Tanzes», sagt Dimitris, dass die Seele in den Tanzenden lebendig ist. Hier in unserem Saal kommt die Musik selbstverständlich aus einer Tonanlage. «Für den Tanz braucht es nur einen Musiker», erklärt uns Dimitris, «mit einem Instrument. Mit seiner Musik stellt er sich auf die Tänzerinnen und Tänzer ein und auf diese Weise entsteht eine ganz eigene Schwingung, jedes Mal anders.»

Es geht darum, dass sich die Tanzenden durch den Tanz dem Höheren öffnen. Wer sich ganz dem Tanz hingibt, gelangt in Kontakt mit den göttlichen Energien, egal wie wir sie bezeichnen. Dimitris erklärt es uns mit dem Begriff Enthusiasmus, der bekanntlich aus dem Griechischen kommt: En–Theo-Iasmos – das bedeutet: «In Gott Heilung».

Uralte Musiktraditionen

«Griechenland mit seiner Kultur, seiner Musik steht zwischen Ost und West: Die Ursprünge, die spirituelle Tiefe, kommt aus dem Osten, die Gestaltung aus dem Westen, d.h. aus Europa.» Im Laufe der Zeit sind immer wieder andere Völker nach oder durch Griechenland gezogen. Die Tonarten der traditionellen griechischen Musik haben sich dort erhalten. Den dorischen, lydischen oder mixolydische Modus kennen wir aus der Musikgeschichte. Auch in unseren Landen bis ans Ende des Mittelalters entstand alle Musik in diesen Tonarten. – In der griechischen Musik gibt es heute noch Vierteltöne, die für unsere Ohren nur noch «exotisch» klingen.

Kirchenfeste – Zusammenhalt der Dorfgemeinde

Die Traditionen in Griechenland sind sehr unterschiedlich, je nach Region, auf jeder der vielen Inseln andere. Für jede Gelegenheit, ein Kirchenfest oder ein Dorffest, gibt es spezielle Tänze. Für Frauen gibt es «Salontänze», mit besonders sanften Melodien. Diese Tänze werden nicht draussen auf dem Platz oder vor der Kirche getanzt, sondern im Salon, wo die Frauen unter sich sind. Draussen auf dem Platz tanzen alle, oft tanzt man als ganze Familie. «Beeindruckend», sagt Dimitris, «zu sehen, wie viele Personen zur eigenen Familie gehören.»

Die religiös inspirierten Tänze werden bei Kirchenfesten vor der Kirche getanzt. Oft gibt es in der Nähe einen grossen schattigen Platz mit langen Tischen, wo die Dorffeste stattfinden. Hier: Kirche in Südkreta (Foto mp)

Auch heute noch hat der Tanz seine Bedeutung für den Zusammenhalt in griechischen Familien. Dimitris erzählt, dass inzwischen in Deutschland ansässige Familien zu ihm kommen und ihn bitten, ihnen die passenden Tänze für eine Hochzeit beizubringen.

Am Ende des Kurses frage ich ihn, ob denn der traditionelle Tanz in Griechenland heute noch lebendig ist: «Ja», antwortet er, «aber vor allem in ländlichen Gegenden. In Regionen, in denen das Spirituelle hinter dem Tanzen noch verstanden wird, tanzen auch die Jungen. – Die anderen, die sich amüsieren wollen, gehen selbstverständlich in die Disco. Aber diejenigen, die sich darauf einlassen, fühlen einen inneren Stolz, denn das Tanzen vermittelt auch ein Lebensgefühl.»

Schliesslich möchte ich noch wissen, ob Dimitris, der mit dem Tanz aufgewachsen ist, daraus einen Beruf gemacht hat. – «Nein, ich tanze nicht, um Geld zu verdienen», antwortet er entschieden. «Ich tanze, weil es mir ein Bedürfnis ist. Tanz ist meine Leidenschaft, für sie lebe ich.»

Das spüren alle Teilnehmenden in den drei Stunden. – Wir verabschieden uns beschwingt und heiter.

Webseite von Dimitris Barbaroussis

Titelbild: Symbolfoto / pixabay.com

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