Im Kunstmuseum Luzern ist ein Schwarm Schmetterlinge gelandet, der sich bei näherer Betrachtung als Comic entpuppt. In Kooperation mit dem Fumetto Comic Festival zeigt Costanza Giuliani ihre Werke.
Die Comic erzählt die Geschichte des Schmetterlings Mariposa, der durch den Gräserwald den Weg zur Universität sucht, wobei die Wegweiser verwirrend und die anderen Figuren in der Wiese auch nicht grade hilfreich sind.
Ausstellungsansicht. Was steckt im Körper der Poetin?
Die argentinische Künstlerin Constanza Giuliani (*1984) fragt, was steckt im Körper einer Poetin? «Ich könnte eine Poetin sein. Nie hätte ich mich an der Universität gesehen», denkt Mariposa. Sie hat gerade ihre Kreativität entdeckt und fragt sich, was wohl in Kopf und Körper einer Dichterin steckt.
Where is the University? 2022, Acril und Airbrush auf Leinwand
Die Künstlerin entwickelt die Figur Mariposa 2018 vor dem Hintergrund der Proteste gegen Gewalt an Frauen. In der für Fumetto entwickelten Arbeit, einer Kombination aus Comic, Gemälden und Textilinstallation, spürt sie grundlegende Fragen des Seins und der individuellen Entfaltung nach.
Primavera, 2024, Acril und Airbrush auf Leinwand
Was ist Kreativität? Was Inspiration? Was Bildung? Wer hat Zugang dazu? Und letztlich: Wer bin ich? Mariposa wird erwachsen zwischen Erstaunen und Ambition, zwischen Unsicherheit und Selbstbewusstsein, und kommt zu dem Schluss Ich will eine «Maripersonalidad» sein – eine Schmetterlingspersönlichkeit.
Constanza Giuliani auf dem Hügel. Im Hintergrund die Schmetterlinge
Eine Schmetterlingspersönlichkeit – ist ihr Fazit. Ähnlich wie Märchen und Mythen behandelt die in Einzelbildern lose erzählte Geschichte Themen wie Identität, Lebenssinn und Welterfahrung. Giulianis Bildsprache ist inspiriert von Pop-Kultur und Comic: Die Linie steht im Vordergrund, die Formen sind vereinfacht und die Farben klar und bunt.
Poemas talisman, 2021, Acril und Airbrush auf Leinwand
Oft beschreiben Texte die Gedanken und Fragen der Figuren, mehreren Szenen in einem Bild fügen sich zu Erzählung. Giulianis Figuren bewegen sich in der heutigen Welt junger Menschen. Sie nutzen das Smartphone, versuchen sich selbst zu finden und werden von Selbstzweifeln geplagt.
Poesia liquida, 2024, Acril und Airbrush auf Leinwand
Auf den ersten Blick ist Giulianis Bildwelt mit Schmetterlingen, Mäusen und anderen Tieren verführerisch und lieblich, auf den zweiten zeigen sich Brüche, aus denen die weniger schönen, aber umso alltäglicheren Seiten des Lebens hervortreten.
Poesia liquida, 2024, Acril und Airbrush auf Leinwand
Giulianis Bildsprache ist inspiriert von Pop-Kultur und Comic: Die Linie steht im Vordergrund. Die Künstlerin verwandelt den Ausstellungsraum in eine Landschaft. Die verschiedenen Elemente – Steine, Pflanzen aber auch ein Fuss – gehen fluide ineinander über. In der Welt von Mariposa ist alles gleichermassen belebt. In einer Ecke steigt ein Hügel sanft an und lädt dazu ein, sich auf die weichen Matten zu setzen und die Gedanken mit Mariposa schweifen zu lassen.
Tuo tuc, que hay en el cuerpo 2024, Acril und Airbrush auf Leinwand
Auf der Wand ist ein Schwarm Schmetterlinge gelandet, deren Flügel kurze Comics zeigen. Sie erzählen von Selbstermächtigung und dem Wagnis, sich etwas zuzutrauen, von der Liebe zur Lehrerin, sexuellem Begehren, der Smartphone-Fotokultur und den Freundschaften, Ängsten und Bosheiten, die das Leben prägen. Die Schmetterlinge auf dem Sockel dürfen mitgenommen werden!
Die von Eveline Suter kuratierte Ausstellung dauert bis 26. Mai 2024.
Fotos: Josef Ritler