StartseiteMagazinLebensartSo schön wie keine(r)!

So schön wie keine(r)!

Pflanzen sind ein beliebtes literarisches Thema. Nicht nur ihr optisches Erscheinungsbild wird beschrieben, manchmal sogar gepriesen, sie sind erotisch, ästhetisch und philosophisch auch Vorlagen menschlicher Charaktere, Stärken und Schwächen. Wer kennt sie nicht, die narzisstische Person, die sich gerne im Mittelpunkt sieht.

Und wer kennt sie nicht, die Narzisse, die allgegenwärtige Osterglocke in den Gärten oder die Dichternarzisse, die in ihrer Fülle ganze Bergwiesen in eine einzige optische Frühlingssinfonie verwandeln. Rund zehntausend Sorten der Pflanze gibt es, erfasst im Register der Royal Horticultural Society in London.

Den Namen hat der Zwiebelblüher aus dem Griechischen. «Narkoe» heisst ich betäube, erstarre, was sich wohl weniger auf den süssen Duft einiger Narzissenarten, sondern eher auf das in den Zwiebeln gespeicherte Alkaloid bezieht, das giftig ist. Was übrigens auch die Wühlmäuse wissen. Sie lassen die Narzissen in Ruhe und halten sich lieber an die Tulpenwiebeln. Pflanzt man Narzissen und Tulpen gemischt, bleiben meist auch die Tulpen verschont. Ein aus Tulpen und Narzissen gemischter Blumenstrauss allerdings ist keine gute Idee. Denn die über die Stengel ins Wasser abgegebenen Giftstoffe der Narzissen lassen die Tulpen vorzeitig welken. Schön und schön gesellt sich in diesem Fall nicht gerne.

Gehören zu Ostern wie der Osterhase. Und lassen auch den kleinsten Garten erstrahlen: die Osterglocken.

Die alten Griechen haben, wie in vielen Fällen, nicht nur eine botanische Erklärung des Namens, sie weben darum herum auch eine Legende: Narkissos war, laut Ovid, ein schöner junger Mann, für den Frauen wie auch Männer und Nymphen in Liebe entflammten. Doch Narkissos verspottete alle. Da griffen die Götter ein und sahen zu, dass sich der Beau so richtig heftig verliebte – in sein eigenes Spiegelbild im klaren Wasser eines Sees. Diese Selbstliebe, diese unglückliche Fixierung, trieb ihn letztlich in den Tod.

Von Shakespeare gepriesen, von Gerhardt besungen

Zu einer Botin des Todes wurde die Narzisse trotzdem nicht. Mit ihren reinweiss oder goldgelb leuchtenden Blütenblättern mit dem «Krönchen» in der Mitte, gelten sie als Inbegriff der Frühlingsblumen. Im «Wintermärchen» («The winters tales») von William Shakespeare heisst es übersetzt : … «Narzissen, / die erscheinen, / bevor die Schwalbe es wagt / und die die Winde des März mit Schönheit fesseln.»

In Paul Gerhardts Lied «Geh aus mein Herz und suche Freud» heisst es «Narzissus und die Tulipan / Die ziehen sich viel schöner an, / Als Salomonis Seide». Und Mohammed selber soll geschrieben haben: «Wer zwei Brote habe, verkaufe eines und kaufe sich Narzissenblüten dafür; denn Brot ist nur dem Körper Nahrung, die Narzisse aber nährt die Seele.» (zitiert nach Krausch)

«Nährt die Seele», pries Mohammed die Narzisse. Andere sehen in ihrem «Krönchen» ein duftig schwingendes Röckchen, mit dem die Narzisse in den Frühling hinein tanzt.

In «Narziss und Goldmund» von Hermann Hesse, der 1930 erschienenen, wohl bekanntesten Erzählung des Literatur-Nobelpreisträgers, ist der Novize Narziss für Goldmund, den Klosterschüler Lehrmeister, Berater und Freund zugleich. Und auch ein Gegenpol, der den lebenshungrigen Goldmund aus dem kontemplativen, weltabgewandten Klosterdasein heraus auf seinem Lebensweg begleitet. Nach 15 Jahren kehrt Goldmund zurück, erfahren und gereift, aber immer noch ein Suchender, Getriebener.

Geist und Sinnlichkeit

Narziss hilft ihm, seine seelischen Verletzungen, entstanden durch den Verlust seiner Mutter, einer lebenslustigen Frau, die ihr Kind im Stich gelassen hatte, richtig einzuordnen und letztlich zu akzeptieren. Die Gegensätzlichkeit der beiden Männer, die Dualität von geistigem Leben und Sinnesfreude machen die Erzählung zu einem festen literarischen Wert.

Dichternarzissen, wie sie an Hängen im Berner Jura blühen – und duften. (Alle Bilder pixabay)

Zuletzt kommen wir nochmals auf den schönen Narkissos und die Narzisse als Blume des Todes zurück: Der Kriminalschriftsteller Edgar Wallace nimmt in «Das Geheimnis der gelben Narzissen» der beliebten Pflanze etwas von ihrem Zauber: Drei junge Frauen sind in London bereits umgebracht worden, und bei jeder wurde am Tatort ein Strauss gelber Narzissen gefunden.

Also: Den Krimi bitte nicht am nächsten sonnigen Frühlingstag im Garten, umgeben von Osterglocken und anderen Narzissen lesen. Würde den ganzen Blütenzauber zerstören.

 

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