StartseiteMagazinLebensartZu Besuch bei einem Liebhaber des Theaters

Zu Besuch bei einem Liebhaber des Theaters

Als versierten Journalisten kennen wir Peter Schibli, als Kenner der Medienwelt mit vielen weiteren Interessen und als guten Kollegen im Redaktionsteam. Seit seiner Pensionierung pflegt er noch eine andere Leidenschaft: das Theaterspielen.

Gerade hat die Zytglogge Theater-Gsellschaft Bärn ein neues Stück einstudiert, mit Peter in der Hauptrolle: «Wie wär’s mit Tee? Eine bittersüsse Komödie». Ich darf ihn zur Generalprobe begleiten. Wie er denn überhaupt zum Theaterspielen gekommen sei, will ich wissen. «1972/73 studierte unser Lehrer Hans Witschi am Berner Gymnasium Neufeld Herkules und der Stall des Augias von Friedrich Dürrenmatt mit uns ein. Das faszinierte mich vollkommen.» Um das Theaterleben näher kennenzulernen, fragte Peter nach dieser Erfahrung im Stadttheater Bern, ob er als Statist mitwirken könnte. Er erhielt die unterschiedlichsten Rollen, sogar auf dem Trampolin sah man ihn, junge Männer wurden häufig als Statisten gesucht.

Die Frage, ob er das Schauspielen zu seinem Beruf machen sollte, beschäftigte Peter immer drängender, zumal er am Stadttheater Bern in der Person des Schauspielers Klaus Degenhardt einen Förderer fand. So kam es, dass er sich um die Aufnahme ins Max Reinhardt Seminar in Wien bewarb – und als einer von zwei Schweizern 1975 aufgenommen wurde. Vorbereitend hatte er sich in seiner Maturarbeit damit auseinandergesetzt: «Weshalb ich Schauspieler werden will».

Als Henry Böhm (rechts) im Stück «Wie wär’s mit Tee?».

So reiste der 19-Jährige nach Wien – seine Mutter weinte bittere Tränen, erzählt er mir heute – und musste bald erkennen, dass er sich dort nicht wohlfühlte. Er war damals noch zu jung, aber das weiss er natürlich erst viele Jahre später. Er verlor den Mut, wurde mit seinem Berner Akzent nicht ernst genommen und musste erkennen, dass es im Theaterspiel oft um Ellbogeneinsatz ging. «Heimweh» benennt er heute seine Enttäuschung.

Also reiste er nach drei Monaten zurück, absolvierte die Rekrutenschule, wo er – nebenbei gesagt – ein anderes Hobby pflegen konnte: Querflöte spielen, und anschliessend begann er ein Jurastudium. Um sein schmales Studentenbudget ein wenig aufzubessern, begann er bei DER BUND als Gerichtsberichterstatter, ein Nebenjob, der ihm doppelt nützte, denn so lernte er die Juristerei von der Seite der Rechtsprechung kennen und hatte schon den ersten Schritt auf dem Weg in sein künftiges Berufsleben getan.

Aus der Querflöte wurde später das Fagott. Hier 2016 bei einem Konzert auf dem Gurten.

Ob denn das Theater für ihn so schnell in Vergessenheit geraten sei, wollte ich wissen. Nicht ganz, 1981 spielte Peter in einer Verwechslungskomödie mit, die das Dorftheater Neuenegg aufführte. Und später, als seine Kinder im entsprechenden Alter waren, engagierte er sich, damals in den USA, im Management der Parents Teachers Association.

Seit 2018, abgesehen von den Pandemiejahren, spielt Peter regelmässig jedes Jahr bei einem Theaterstück mit. In diesen Jahren sind spannende andere Aufgaben dazugekommen: szenische Rundgänge in Bern, Schlossführungen in Thun, wo auch mal ein Gespenst auftaucht, hinter dem sich natürlich Peter Schibli versteckt.

Als Verbrecher Alois im Stück «Spuk im Lokdepot», 2018 in Burgdorf, zusammen mit «Crazzy Hanna» (Fiona Fankhauser).

«Was bedeutet dir das Theaterspielen nach so vielen Jahren?» möchte ich wissen. – «Ob es ein Theaterstück ist oder eine Anekdote aus dem Mittelalter», antwortet er, «ich möchte etwas vermitteln: Leitplanken, vielleicht Lebensweisheiten oder nur Vergnügen beim Zuschauen. Immer geht es darum, dass Menschen für andere da sind. – Zum Theaterspielen brauchen wir unbedingt Publikum, deshalb ist die Freude auf beiden Seiten.»

Im Theater werden Rollen gespielt, wie fühlt es sich an, eine bestimmte Rolle zu übernehmen. Da gibt es viele Schulen, erfahre ich. Ihn überzeugt die Ausrichtung der Stanislawski-Schule am meisten. Dort lernte er: Du übernimmst eine Rolle, du bist sie nicht. Du kannst dich einfühlen und vermitteln, was in der Rolle steckt.

Peter – als Berner – liebt Bären. Hier zwei (aus Holz), die er 2018 als Pensionierungsgeschenk erhielt.

Die Aussprache muss mit einer Fachperson geübt werden, auch bei einem Dialektstück. – Das hätte ich nicht gedacht. Peter hat übrigens seine individuelle Form des Textlernens gefunden: Er nimmt den Text auf und lernt ihn mit Hilfe seines IPhones. Andere Kleinigkeiten müsse ein Schauspieler ebenfalls beachten, zum Beispiel: Rückwärts gehen sei verboten, erklärt er mir.

Im Stück «Wie wär’s mit Tee?», dessen Generalprobe an diesem Abend über die Bühne geht, spielt Peter die Hauptperson Henry Böhm, einen berühmten, aber vereinsamten Filmschauspieler. Für Peter bedeutet es, die Zwiespältigkeit der Gefühle auszudrücken: Einerseits die Verzweiflung von Henry Böhm, der allen Lebensmut verloren hat, und andererseits eine plötzlich entfachte neue Liebe.

Noch ein Hobby: Velofahren, auf der Strasse und auf dem Balkon!

Es ist eine Komödie, Anlass zum Schmunzeln und Lachen gibt es immer wieder, aber zwischendurch fallen Bemerkungen, die tiefes Verständnis in die menschliche Natur verraten. Unter der Regie von Monika Balsiger probte die Theatergruppe ungefähr 40 Mal. Auch an diesem Abend, einen Tag vor der Première, gibt die Regisseurin Hinweise auf Verbesserungen. Mit seinen Berufserfahrungen hat Peter im Stück nicht nur seine eigene Rolle zu spielen. Er hat die Produktionsleitung übernommen und ist auch für Sponsoring und Medien zuständig.

Wer den Mitspielenden der Zytglöggeler an diesem Abend zuschaut, merkt: Ein gut vorbereitetes Team spielt mit viel Engagement und Freude. – Viel Erfolg wünscht Seniorweb!

Titelbild: Peter Schibli in seinem Wohnzimmer in Gümligen: Stiche der Stadt Bern zu sammeln, ist eines seiner anderen Hobbies. Alle Fotos: zVg

«Wie wär’s mit Tee?» wird bis 20. April insgesamt zwölfmal aufgeführt.
Alle weiteren Informationen und Tickets: Zytglogge Theater-Gsellschaft Bärn

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