Duzen mich Migros, Ikea, Apple & Co. ärgere ich mich. Duzt mich die Bedienung im hippen Lokal freue ich mich.
Habe ich mit Steve Jobs Äpfel aufgelesen? Habe ich mit Ingvar Ikea Kamprad ein Billy-Gestell zusammengebaut? Nein, habe ich nicht. Trotzdem klopfen mir die Mitarbeitenden dieser und vieler anderer Firmen verbal auf die Schultern und sagen Du zu mir. Ich weiss, das soll Nähe und Vertrauen schaffen. Duzfreunde zieht man nicht über den Tisch. Und ich weiss, dass sich die Du-Sie-Grenze verschoben hat. In vielen Firmen und Institutionen, in manchen Ländern ist duzen längst Alltag. In Schweden gibt es Leute, die sagen auch seiner Majestät Carl XVI. Gustaf “Hej kung, hur mår du?“
Abgeschweift. Hierzulande sollten sich Firmen und Institutionen, die sich an alle wenden, an die obere Grenze des Höflichkeitsspektrum halten. Ich bin weder mit Salt, noch mit der Migros oder mit Aldi befreundet. Also liebe Werberinnen und Werber verzichtet auf das Rhetorten-Du und begrüsst mich so, wies der Anstand es will: „Guten Tag, Herr Steiger“.
Nein, das will ich nicht. Ikea, Aldi und Salt sollen mich so anreden, wie es sich gehört. Ich bin der 78-jährige Herr Steiger. Bild zvg
Allerdings ist es nicht so, dass mich das Anduzen immer ärgern würde. Denn neulich im Szenelokal. «Willst du ein kleines oder grosses Bier?», fragt mich die Kellnerin. Und zu meinem Gegenüber: «Was soll ich Ihnen bringen?» Da kommt doch Freude auf. Liegts an meinen roten Hosen oder an der kecken Mütze? Anyway, sage ich mir voll easy. Hauptsache, ich gehöre dazu. Die Erkenntnis folgt später. Die Kellnerin hat mich nicht geduzt, weil sie mich als jung taxierte. Sondern weil sie mich nur von hinten sah.
Ja, das will ich. In der Szenenbeiz darf mich die Bedienung ruhig duzen. Ich bin der Peter. Bild AI, Fotor (Bild zeigt nicht den Verfasser).
Solche Missverständnisse sind ja nicht selten. Neulich beim Velomech. Ich hatte mein Problem vorher telefonisch angekündigt: «Weiss du, die Scheibenbremsen quietschen.» Ich kannte den Mann nicht, aber unter Bikern ist man per du. «Ja, klar, brings morgen vorbei», bestätigte er. Anderntags dann: «Ah, Sie sind der Mann, der gestern angerufen hat.»
Geschätzte Marketingleute, ich habe mit euch weder Schweine gehütet noch in der Beiz ein Bier getrunken. Also duzt mich nicht.
Wie sieht die Seniorweb-Leserschaft die Situation? Auf unserer Kommentar-Spalte können Sie, kannst du, erklären, was sich gehört.
Ich (75) will mich von NIEMANDEN duzen lassen, mit dem ich nicht Duzis gemacht habe.
Ich antworte auf die ungebetene Anrede per Du immer: „Sie dürfen ruhig SIE zu mir sagen“
Salü Peter Steiger, dich duze ich, weil ich dich kenne – und du dich vielleicht sogar an mich erinnerst als Christian von Riggisberg. Letzthin sagte mir ein sehr junger Mann in einem Geschäft, cha dr hälfe? Ich sagte ihm, ich habe nicht gewusst, dass ich noch einen weiteren Gross-Sohn habe. Doch diese Art von Begrüssung – ich bin 85 – ist wie mir scheint vor allem von jungen Männern im Gebrauch. Kämpfst du nicht gegen Windmühlen?? Lieben Gruss C. Raa
In weniger als hundert Jahren gibt es nur noch drei Sprachen auf diesem Planeten. Globalisierung lässt grüssen! Diese endlosen Übersetzungen gehen in die Milliarden. Man kann also ruhig schon mal anfangen zu reduzieren. Ich bin 77 Jahre jung und finde es absolut lässig, wenn mich 25jährige Physiotherapeuten duzen. Das ist ein alter Zopf und der gehört schon lange abgeschnitten.
Ich freue mich sogar über da Du. Es baut gewissermassen eine Mauer ab, macht mich beührbar – für Jung und Alt. Schön doch.
SIe vergessen die Berner. Die wollen, wie die Presse vor kurzem vermeldete, mit «Ihr» angesprochen werden, wenn sie in der Kneipe, pardon, in der Beiz, ein Bier bestellen: «Was nemet Ihr?»
Ansonst finde ich ein freundliches «Du» angenehmer als ein spitzes «Sie», egal, wie alt die Person ist.
Ich bin 78 Jahre jung und finde es total in Ordnung, wenn ich überall per Du angesprochen werde. Ehrlichweise kann ich nicht verstehen, dass man das nicht in Ordnung findet.
Mir ist es egal. Ich gebe die Anrede so zurück, wie ich angesprochen werde. Ich habe in der Vergangenheit gelernt, dass es gar nichts mit Respekt(losigkeit) zu tun haben muss. Habe länger an einer CH Universität gearbeitet, wo sich alle festangestellten gedutzt haben und der dortige Direktor hatte den vollen Respekt der Angestellten, die ihn alle dutzten.
Es gibt andere Dinge, die mich beschäftigen. Glücklich, wer nur das Duz-Problem hat.
Ich habe Mühe mit dem Duzen fremder Menschen. Mir ist das in Frankreich und der Westschweiz übliche SIE mit Vorname viel lieber.
Danke für den Artikel. Natürlich gibt es grössere Probleme als die Anredeform – und wesentlicher ist die Leistung (z.B. im Laden oder Online-Shop oder wo auch immer). Aber auch ich bin so ein eigenartiges antikes Exemplar, dem die vertrauliche Kumpanei nicht passt. Ich vermute nebst dem viel zitierten «Zeitgeist» auch einiges an Faulheit dahinter. Der Kunde soll sich gefälligst dem Lieferanten oder Verkaufspersonal anpassen, nicht umgekehrt … Hin und wieder treibe ich es auf die Spitze. Bei vergleichbaren Angeboten von Online-Shops wähle das «höfliche» Unternehmen. Es gibt sie vereinzelt noch!
Absolut ärgerlich, diese Duzerei. Und noch mehr ärgert mich, wenn ich alleine als Kundin/ Gast bin: Bruched er no öpis/ Chan ich eu no öpis zeige (ja , im Bernerdialekt), sonst bitte so nicht)
In der Werbung stört mich das Duzen auch, im persönlichen Gespräch, mit wem auch immer, eigentlich gar nicht. Im Gegenteil, irgendwie signalisiert es mir, mit meinen bald 83 Jahren, dass ich noch als zur Gesellschaft oder zum betreffenden Kreis gehörend betrachtet werde.
Ich habe ein Unternehmen in einer Gemeinde mit 8000 Einwohner geführt. Man kennt sich vom Sportverein, der Schule, im Ausgang.
Ich war immer, auch mit den 20 Lehrlingen, per Du. Autorität erreicht man durch Persönlichkeit und Kompetenz.
Als 80jähriger biete ich dir das Du an, lieber Peter. Und ärgere dich nächstes Mal über lebenswichtigere Dinge.
Als ich 20 war, kamen Studienkollegen meines Mannes zu Besuch. Sie duzten mich sofort und damals mußte ich schon schlucken.
Schliesslich kannten wir uns ja noch gar nicht. Aber nach kurzer Zeit hatte ich mich daran gewöhnt und fand es unter Freunden durchaus
okay. In meinem Beruf als Krankenschwester wurde ich oft von Patienten geduzt, vor allem von älteren , männlichen Patienten, oder auch von Ärzten. Das habe ich aber als sehr herabsetzend empfunden!! Heute , mit 76 ist es mir meistens egal. Es gibt «schlimmeres»!
Schade, wenn das Siezen stirbt. Es enthält wenigsten noch ein bisschen Respekt gegenüber dem anderen. Respekt, der zusammen mit anderen Werten auf der Müllhalde der Kommunikation und des Zusammenleben gelandet ist.
Ich, 82J, finde es schockierend, wenn ich z.B. als Neukunde ich einer Marken-Grossgarage von einem sicherlich 60 Jahre jüngeren
Kundenberater sofort geduzt werde. Auch wenn in vielen Betrieben die «Du Kultur» Einzug gehalten hat (ob sich damit schlagartig auch alle anderen Kulturen, wie z.B. die Führungskultur, die Fehlerkultur etc. geändert haben, sei dahingestellt!) bin ich der Meinung, dass man älteren Personen mit dem nötigen Respekt entgegentreten sollte!
Ich möchte in Geschäften, wo ich die Verkäuferin nicht kenne gesiezt oder in der 3. Person (Ihr) angesprochen werden.
«Du» finde ich unhöflich und hat mich sehr überrumpelt, als ich einmal im Drogerie Markt Müller von einer jungen Verkäuferin so angesprochen wurde
Ich habe deswegen meine Privathaftpflicht- und Hausratversicherung gekündigt und bin jetzt bei meiner Autoversicherung, wo ich höflich mit Sie angesprochen werde. Mit 79 bestimme ich immer noch selbst, mit wem ich Duzis bin. Ich fühle mich gut mit meinem Alter und bin keinem Jugendwahn verfallen.
Mich ärgert besonders das DU im Coop. «für mich und dich» Ich habe diesbezüglich vor Jahren mal einen Brief geschrieben und eine rechtfertigende Antwort bekommen.
Ich bin immer wieder erstaunt, bei welchen Themen sich die Leute aufraffen und per Computer ein Statement abgeben, jedoch bei wichtigeren Themen anscheinend keine Meinung haben. Schade, denn die Vielfalt zählt bei allen Themen. Meine Meinung.
Auch ich alte Oma war zuerst irritiert über diese neue Gewohnheit. In meiner Jugend hat man sich als 18-, 19-jährige gesiezt, was heute aber unnatürlich bis lächerlich wirkt. In unserer Siedlung hat sich Jung und Alt auf das Du geeinigt, was vieles vereinfacht. Anständig und höflich kann man trotzdem sein, alles eine Frage der Gewohnheit!
Sowohl als auch. Vorgesetzte, Kundschaft, irgendwelche Gegenüber begegnen uns täglich. Freunde wählt man aus. Man mag nicht in jedem Fall Nähe, aus verschiedenen Gründen. Der Vorgesetzte, der mir die besten Leute wegrationalisierte, ist kein Duzkollege und als Gewerkschaftspräsident vermied man zu viel Nähe. Und Antonio – hoi Chef, ich bin din nöie Stift – muss nochmal vor die Tür. Aber in der IKEA gilt auch «hilfst Du mir beim Einladen, die Dinger sind schwer?» In meiner 2. Heimat gilt vielmals der Vorname mit der Sie-Form. Se tutoyer kann warten. Denn Nähe hat etwas mit Wärme zu tun.
Ich bin nur etwa 1.50 m klein und man hat mich bis fast 50 immer wie ein Kind behandelt, d.h. nie ernst genommen. Heute sieht man, dass ich eine alte Frau bin (knapp 80) und ich will endlich gesiezt werden! Warum wohl hat die Schauspielerin Ursula Schäppi den „Goof“ gespielt?