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«Alt werde ich später»

Wie es gelingt, auch im Alter geistig jung, gesund und voller Elan zu bleiben, weiss die Medizinjournalistin Dr. med. Marianne Koch. Ihr Buch unter dem Titel «Alt werde ich später» ist bereits in der 8. Auflage erschienen.

«Neue Wege, um geistig und körperlich fit zu bleiben», lautet der verheissungsvolle Untertitel des 2021 veröffentlichten Bestsellers. Die Autorin beleuchtet darin physische wie psychische Aspekte, welche das Altern mit sich bringen. Sie geht auf die Ernährung, auf die notwendige Bewegung, lebenslanges Lernen, das Problem der Einsamkeit sowie auf den Umgang mit Verlusten ein und zeigt, wie wichtig es ist, die Lust am Neuen nicht zu verlieren.

Die demografische Entwicklung seit dem Zweiten Weltkrieg hat Folgen für unsere Gesellschaft: Die Lebenserwartung hat zugenommen. Mit 70 sind wir nach wie vor unternehmungslustig. Die Beschwerden des Alters treten immer später auf und können dank der modernen Medizin auch mit 90 noch gut in Schach gehalten werden.

Die Entwicklung führt zu einer neuen Einteilung des Lebens. Greis und gebrechlich ist man heute nicht mit 70, sondern gemäss Autorin erst mit 80 oder 90. Wer Körper und Geist trainiert, bleibt länger fit und kann nach Erreichen des gesetzlichen Rentenalters in reduziertem Mass erwerbstätig bleiben oder sich in Freiwilligen-Organisationen für die Familie oder für die Gesellschaft nützlich machen.

Neue Modelle sind gefragt

Die Ärztin Marianne Koch ist überzeugt, dass wir aufgrund dieser Entwicklung neue Arbeits- und Familienmodelle brauchen. Notwendig sei auch, dass die Gesellschaft dem alternden Menschen endlich eine höhere Wertschätzung entgegenbringe. Mit 65 oder 70 gehörten Seniorinnen und Senioren noch lange nicht zum alten Eisen, im Gegenteil: Die Möglichkeiten für ein interessantes Leben im fortgeschrittenen Alter hätten zugenommen.

Weniger, aber gesünder essen.

Das Ganze habe aber seinen Preis: Um bei guter Gesundheit möglichst lang aktiv zu bleiben, müsse man als Rentner, als Rentnerin selber etwas tun. Als Erstes gelte es, sich mit dem Alter anzufreunden und es zu akzeptieren. Wer am Morgen im Spiegel erste Falten entdeckt oder beim Aufstehen ein Ziehen in den Muskeln verspürt, tue gut daran, an seinem Selbstwertgefühl zu arbeiten.

In der Gegenwart leben

Für Koch bedeutet das: Nicht nur von den Erinnerungen, in der Vergangenheit, leben, sondern in der Gegenwart: Hier, jetzt und heute. Sich auch mit 75 oder 85 noch etwas leisten, Ausflüge machen, Ferienwünsche erfüllen, Kurse besuchen, sich weiterbilden, Freunde treffen.

Tierversuche hätten gezeigt, dass alternde Labormäuse länger lebten, wenn man ihnen weniger zu fressen gebe. Auf den alternden Menschen übertragen bedeutet dies laut Koch: Weniger, aber gesünder essen. Verzicht auf kalorienreiche Nahrung, dafür Gemüse, Nüsse und Vitamine zu sich nehmen. Auch im Alter gelte es, das Gewicht im Griff zu behalten. Dabei weist die Ärztin auf die Bedeutung des Bauchfetts hin und gibt drei Tipps: Dickmacher ersetzen oder ganz weglassen, langsamer essen und – bei massivem Übergewicht – in Absprache mit dem Hausarzt: Intervallfasten.

Täglich Bewegung

Fahrradfahren, Spazieren, Schwimmen, Yoga: Jede Bewegung ist im Alter erwünscht.

Genauso wichtig ist für die Autorin tägliche Bewegung im Alter: jeden Tag ein Spaziergang, Treppensteigen statt Aufzug, GymFit oder Altersturnen für diejenigen, die Bewegung lieber mit Spass und in der Gruppe machen. Bewegung schafft mehr Kraft und sorgt für Sauerstoff. Das alles klingt plausibel und ist längst Allgemeinwissen. Warum aber halten sich viele von uns nicht an die Empfehlungen?

Zu einem gesunden Alter gehört die geistige Fitness: Für Koch ist der Königsweg des Älterwerdens ein aufregender, interessanter Ruhestand: Neues entdecken, den Mut aufbringen, lang gehegte Wünsche in die Tat umzusetzen, lauten zwei der Erfolgsfaktoren. Zur Motivation helfe manchmal auch ein Gespräch mit Familienangehörigen oder Freunden, oder sogar eine Beratung bei einem Coach.

Geistig fit bleiben, auch im Alter.

Musik, Bücher, Haustiere, Sport seien geeignete Beschäftigungen, die gewonnene Lebenszeit mit Lebensqualität zu füllen. Neue Perspektiven für die verbleibenden Jahre schaffe man sich auch, indem man sich in den Dienst anderer stellt, schreibt die Autorin: «Sich um Enkel zu kümmern, kann im höchsten Mass befriedigend sein.»

Das Gedächtnis fit halten

Eine wichtige Eigenschaft beim Älterwerden ist nach Ansicht der Autorin auch: Mutig, wach und aufmerksam umgehen mit eventuellen Sorgen und Ängsten: Das Gedächtnis sei mit 80 nicht mehr so leistungsfähig wie in jungen Jahren. Wenn man Namen vergesse oder länger überlegen müsse, sei dies ein normaler Vorgang und dürfe nicht zu vorschnellen Schlüssen auf eine beginnende Demenz führen. Da die Kommunikation zwischen den Hirnzellen mehr Zeit in Anspruch nehme, müsse man dem Gedächtnis auch mehr Zeit geben.

Weiter empfiehlt die Medizinjournalistin regelmässige Check-ups beim Hausarzt. Dank den Fortschritten der Medizin könnten typische Alterskrankheiten wie Leukämie, Darmkrebs oder Stoffwechselprobleme rechtzeitig erkannt und erfolgreich behandelt werden.

Ein ganzes Kapitel widmet Koch der «grossen Trauer», dem Vorversterben des Lebenspartners oder der Lebenspartnerin. Aus eigener Erfahrung berichtet die über 90jährige Autorin, dass der überlebenden Person in diesem Moment «die Leichtigkeit des Seins» abhandenkommt. Gegen Leere, Traurigkeit und Depression empfiehlt sie soziale Kontakte zu Freunden, Trauerrituale sowie Abwechslung. Auch die Anschaffung eines Haustiers könne das Leid lindern. «Tiere lieben bedingungslos und sind frei von Bosheiten», schreibt sie und ergänzt: «Mit einem Haustier ist man weniger einsam.»

Was ist besonders an dem Buch?

Diese und andere Ratschläge sind allgemein bekannt: Bücher über das Älterwerden gibt es wie Sand am Meer. Wer danach sucht, stösst auf Titel wie: «Gesund und glücklich älter werden», «Beseeltes Alter», «Was uns jung hält», «Das Glück der späten Jahre», «Du bleibst du und ich bleibe ich» oder «Fuck the Falten». Der Bestseller von Dr. Marianne Koch sticht aus mehreren Gründen aus der Altersliteratur hervor:

Mit ihrer direkten Sprache wendet sich die Autorin immer wieder persönlich an die Lesenden an. Einzelne Kapitel sind im Frage-Antwort-Modus gestaltet. Andere Passagen wirken wie Selbstgespräche. Das Buch ist gespickt mit Tipps und Empfehlungen für ein erfülltes, gesundes Leben. Der Bestseller ist ein medizinisches Buch für normale Menschen, das Vertrautheit schafft. Erhältlich ist das Werk auch als Hörbuch, das die Autorin selbst vorliest.

Über allem steht die Frage: Wer bin ich heute – und wer möchte ich morgen sein?

Alt werde ich später – Neue Wege, um geistig und körperlich fit zu bleiben, Marianne Koch 2021, dtv Verlag, 8. Auflage. ISBN 978-3-423-28298-7. Auch als Hörbuch erhältlich.

 

Titelbild: Körperliche Bewegung ist Vorausssetzung für ein langes Leben. Alle Fotos Pixabay / Freepik.

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3 Kommentare

  1. Marianne Koch mag ich, als öffentlicher Mensch, als Buchautorin und früher auch als Schauspielerin in alten Filmen. Ja ich habe sie immer bewundert für ihre Gradlinigkeit und Klugheit, ihre klaren Aussagen und ihre Disziplin. Letzteres braucht man unbedingt, wenn man ihre tiefgreifenden Ratschläge befolgen möchte.
    Ich gehöre nicht dazu und den Titel ihres letzten Buches «Älter werde ich später», welches hier vorgestellt wird, liegt zwar im Trend, suggeriert m.E. das Altern an sich als nicht erstrebenswert. Ich frage mich, darf man nach einem anstrengenden Leben im Alter nicht einfach mal loslassen? Einfach so sein, das einem der sogenannte Ruhestand, das Wort finde ich passend, endlich ermöglicht? Beim Bild alter Menschen, die ohne Gewissensbisse auf einer Bank sitzend den Abend ihres Lebens geniessen weiss ich, dass dies zwar nicht populär oder gar medienwürdig ist, jedoch genau das Richtige ist, jedenfalls für mich. Das will nicht heissen, nur passiv zu sein. Vielleicht liesst man endlich die Bücher, für die bisher keine Zeit oder Musse war oder irgend eine andere Tätigkeit, die einem am Herzen liegt.

    Es macht mich wütend, wenn die Freizeitindustrie und die Medizinbranche, die ja die Alten längst als lukrative Einkommensquelle zu ihrer Sache gemacht haben, uns vorschreiben wollen, was wir noch alles tun müssen, um noch mithalten zu können oder um vermeintlich noch ein paar Jährchen gesünder und länger leben zu können.

    Angesichts der Unsicherheit, Entmenschlichung und Zerstörung, die wir auf unserem Heimatplaneten Erde zunehmend wahrnehmen müssen, ist jeder Tag, den ich in Frieden und Geborgenheit erleben darf, eine Kostbarkeit. Wer weiss, vielleicht gibt es schon bald kein «später» mehr?

  2. Wahre Worte. Vermutlich will die Autorin die Menschen ansprechen, die was suchen. Ja das WAS, oder das WIE.
    Muße habe ich gelesen, haben wir verlernt. Alles wird nur noch als mühsam empfunden. Ich weigerte mich bis heute, WhatsApp zu verwenden. Meine 40 jährige Tochter sagte mir, dass sie nicht mehr mit Gmail etc. Kommunizieren wird. Hmmm.
    Wenn ich ein Mail schreibe, sitze ich hin, bin voll dabei und lese es nochmals bevor ich es sende.
    Eben ALTE SCHUHE ähh SCHULE. Aber nicht mehr gefragt. Auch Fahrkarten kaufen, etc. Geht nur über Applikationen. Na ja. Es liegt an uns älteren selber zu entscheiden, was wir wollen und möchten.
    Ein, zwei Jahre länger im Rollstuhl. ….?

    Hmmmm. Na ja. Eben. Eben….

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