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Nachhaltiges Ausmisten

«Mein Ding! – Ich bin, was ich (nicht) habe », so lautet der Titel eines Forschungsprojekts an der Technischen Universität Berlin, aus dem fünf Forscherinnen und ein Forscher einen Ratgeber für nachhaltiges Ausmisten entwickelt haben. Brauchen wir jetzt auch noch für das Ausmisten einen Ratgeber?

Immerhin ist der Ratgeber «Kompass Konsumreduktion. Der Ratgeber zur Befreiung  vom Überfluss» relativ knapp. Er umfasst nur 68 Seiten und kann als Buch für 16 Euro gekauft, aber auch kostenlos und platzsparend auf den Computer heruntergeladen werden.

Fünf Autorinnen, ein Autor

Die Psychologin Marlene Münsch arbeitet zu den Themen «nachhaltiger Konsum, Suffizienz und Kommunikation». Lisa Walsleben promovierte über psychologisches Empowerment. Samira Iran befasst sich als Post-doc-Forscherin mit nachhaltiger Mode, Sharing Economy, Care Economy und Verbraucherverhalten. Für die promovierte Sozialwissenschaftlerin Viola Muster gehören «individuelle Verantwortung für nachhaltigen Konsum und politische Lösungen» zusammen. Jasmin Beppler «ist überzeugt, dass ein ganzheitlich nachhaltiger Lebensstil und verantwortungsbewusstes Konsumverhalten entscheidend für die Zukunft sind.» Maximilian Wloch macht Unternehmensberatung und promoviert «mit dem Schwerpunkt auf Bildung für nachhaltigen Konsum.»

Wir sehen, wir haben es hier mit einer Truppe zu tun, die sich nicht nur oberflächlich mit dem Ausmisten beschäftigt.

Ziel des Ratgebers

Ziel im Wortlaut der Autorenschaft: «Dieser praktische Ratgeber unterstützt dich beim nachhaltigen Ausmisten. Es geht also nicht nur darum, Dinge loszuwerden. Vielmehr kann das Ausmisten eine gute Gelegenheit sein, dich intensiv und kritisch mit deinem Konsumverhalten und deinen Bedürfnissen auseinanderzusetzen. So kannst du Möglichkeiten entdecken, wie du deinen Besitz langfristig reduzierst.»

Theoretischer Hintergrund

Recherchen zeigen, dass viel Gekauftes gar nicht genutzt oder weggeworfen wird, obwohl es noch funktioniert. (Beispielsweise werden von den ca. 5  Milliarden Kleidungsstücken in deutschen Kleiderschränken eine Milliarde nie, eine weitere Milliarde weniger als viermal pro Jahr getragen. Sieht es in der Schweiz ganz anders aus?) Mit dem Konsumieren gewisser Güter kann Status und Zugehörigkeit erworben werden. Das eigene Wohlbefinden wird durch eine zu starke Konzentration auf Materielles aber eher negativ beeinflusst. Ein geringerer Konsum reduziert zudem die Umweltverschmutzung.

Praktische Anwendung

Um das Ausmisten achtsam anzugehen und den Konsum langfristig zu reduzieren, werden vier Phasen mit praktischen Übungen und Tipps vorgeschlagen:

  1. Phase: Introspektion: Schau, welche Dinge dir warum wichtig sind und welche Konsumgewohnheiten du hast.
  2. Phase: Reduktion: Welche Dinge willst du ausmisten?
  3. Phase: Weitergabe: Welche Dinge willst du wem wie weitergeben, vererben, verschenken, tauschen, verkaufen, verleihen, reparieren, recyclen?
  4. Phase: Dranbleiben: Dauerhaft mit weniger auszukommen ist nicht einfach, da alte Konsumgewohnheiten sich wieder einschleichen können und es nicht immer einfach ist, Kaufreizen zu widerstehen. Ein nachhaltiger Umgang mit den Dingen kann aber initiiert, gelernt und stabilisiert werden. Vielleicht geht es mit Gleichgesinnten aus dem Bekanntenkreis einfacher.

Persönliches Fazit

Ich bin nicht gerade ein Meister im Ausmisten, insbesondere habe ich Schwierigkeiten, Bücher auszumisten. Der «Kompass Konsumreduktion» lädt durch die Übungen ein, sich munter und beherzt ans nachhaltige Ausmisten zu machen. Es muss ja nicht alles weggeworfen, es kann auch weitergeschenkt werden. Die vielen nützlichen Links beziehen sich auf Deutschland, aber es dürfte ein Leichtes sein, Ähnliches in der Schweiz zu finden.

Im Untertitel wird eine Befreiung vom Überfluss in Aussicht gestellt, eine Befreiung von materiellen Dingen. Wichtig ist sicher auch eine Befreiung vom Konsumismus und von der Überzeugung, dass man Bedürfnisse nach einem besseren Leben durch den Kauf von irgendwas in einem Konsumtempel befriedigen könne.

Titelbild: Da wurde schon einiges entsorgt. Die Katze in der unteren Mitte des Bildes fühlt sich schon wohler. Foto: freepik.

Buchhinweis: Kompass Konsumreduktion. Der Ratgeber zur Befreiung vom Überfluss. Oekom Verlag, München 2024. ISBN: 978-3-98726-120-6
Hier geht es zum freien Download
Zum Nachlesen: Beat Steiger: Überflüssiger Überfluss auf Seniorweb.

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