Nach 48 Jahren gibt der Gemeindepräsident der kleinen Gemeinde Bister im Oberwallis Edwin Zeiter den Führungsstab ab. Er will sich mehr seinen 100 Geissen und der Kunst widmen.
Bister ist der kleinste Ort im Wallis mit 37 Einwohnerinnen und Einwohner. Dem Dorf geht es gut, auch finanziell, dank dem Mann mit dem Filzhut. Er steht in seinem Büro, breitet die Arme aus und sagt: «Ich trete an den nächsten Wahlen nicht mehr an. Nach 48 Jahren ist Schluss. Für mich ist das eine wahnsinnige Erleichterung.»
Bister ist das kleinste Dorf im Oberwallis.
Im Jahre 1972 wurde der damals 23 jährige Lehrer in den Gemeinderat gewählt. Wenig später wurde er Vizepräsident und etwas später Gemeindepräsident. Egal was in der Gemeinde ansteht, er packt es an. In all den Jahren war er Schreiber, Sekretär, Gemeindearbeiter und Sprecher. Die Gemeinde Bister befindet sich im Goms, unmittelbar nach Mörel.
Nicht zu übersehen, der Mann mit dem Filzhut.
Er schüttelt den Kopf und sagt: «Man muss sehen, dass ich über drei Generationen Gemeindepräsident war. Ich hatte die Gemeinde jeweils innert zwei Minuten im Griff. Heute verlangt der Staat über 30 Seiten.»
Fein säuberlich notierte Zeiter alle Ein-und Ausgaben im «Milchbüechli».
Einen grossen Auftritt hatte er im Grossrat, als er die Unterschiede einer Stadt und eines kleinen Dorfes aufzählte. Und mit Stolz referierte er, dass in Bister in den letzten 50 Jahren gerade drei Häuser gebaut wurden. Das sei anders, als in einer Stadt. Die Reaktion des Grossrates war imposant. Zeiter: «Das war für mich der schönste Tag in meiner Karriere. Die standen alle auf und klatschten, wie in einem Konzert. Da wusste ich, dass ich alles richtig gemacht habe.»
Edwin Zeiter erzählt dem Oberwalliser Fernsehsender Canal9, warum er aufhört.
Zeiter hat eine Linie, ist unbürokratisch und führt ein «Milchbüchlein», wie er sagt. Dort hat er alle Ein- und Ausgaben fein sauber mit Handschrift eingetragen. Ende Jahr ist fertig, gibt der 75-Jährige sein Amt ab. Der pensionierte Lehrer hat jetzt genug Zeit für seine 100 Geissen und seine Kunstmalerei.
Edwin Zeiter hat jetzt dann mehr Zeit für seine Malerei.
Wer Nachfolger wird, ist noch nicht klar. Was er seinem Nachfolger mit auf den Weg geben wird, ist klar: «Ich wünsche ihm, dass er die Geduld aufbringt, wie ich es getan habe, und dass er die Arbeit weiterführt.» Künftig wird er mit seiner Frau und den beiden Töchtern das Leben geniessen
Fotos: TV-Sender Canal9